Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0059 - Hexenverbrennung

0059 - Hexenverbrennung

Titel: 0059 - Hexenverbrennung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
Vom Netzwerk:
Vornamen an. »Wenn Hexen auf diesem Stuhl sitzen, führen sie etwas gegen mich im Schilde! Oder ich habe sie ihrer Taten überführt. Dann sind sie mir auch nicht gerade gewogen. Es ist besser, Sie packen aus!«
    Sie machte ein verlegenes Gesicht. »Oh, Sie mißverstehen mich gründlich, John! Ich wende mich vertrauensvoll an Sie!«
    Das Telefon auf meinem Schreibtisch klingelte. Ich hatte zwar Glenda Perkins, meiner Sekretärin, gesagt, ich wollte nicht gestört werden, aber offenbar war es wichtig.
    »Ja?« sagte ich in den Hörer.
    »Miß Collins möchte mit Ihnen sprechen«, sagte Glenda verstimmt. Sie war auf Jane Collins, die hübscheste Privatdetektivin der Welt, eifersüchtig.
    Ich hob den Hörer ab.
    »Hallo, John!« sagte Jane einschmeichelnd.
    Ich kam langsam in Bedrängnis. An diesem zehnten Dezember umschmeichelte mich ständig ein anderes weibliches Wesen. Dabei wollte ich nur schlicht und einfach meinen Dienst als Oberinspektor bei Scotland Yard erfüllen.
    »Wie geht es dir, Darling?«
    »Gut, danke«, sagte ich leicht nervös, weil ich ständig mit einem Angriff dieser undurchsichtigen Mara Lacatte rechnete. »Ich…«
    »Darling!« Janes Stimme schlängelte sich honigsüß in mein Ohr. »Wir haben uns schon viel zu lange nicht gesehen. Wie wäre es, wenn wir gemeinsam zu Mittag essen gehen und…«
    »Jane, hör zu!« unterbrach ich sie hastig. »Ich bin im Moment schwer beschäftigt und…«
    Sofort änderte sich der Klang ihrer Stimme. »Wenn du so sprichst, John Sinclair, dann hast du eine schöne Frau in deiner Nähe, die dir noch schönere Augen macht!«
    »Jane, ich habe gerade ein dienstliches Gespräch mit einer Hexe«, erwiderte ich.
    »Du kannst doch nicht eifersüchtig sein, wenn…«
    »Ich lasse mich von dir nicht auf den Arm nehmen«, erklärte Jane, und ihre Stimme rutschte in den Eiskeller. »Überlege dir für das nächste Mal eine bessere Ausrede!«
    Klick! Temperamentvoll, wie Jane Collins nun einmal war, hatte sie den Hörer auf den Apparat geknallt. Ich wandte mich wieder an Mara Lacatte.
    »Ich höre!«
    »Ich bin eine Hexe.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich besitze alle Fähigkeiten einer Hexe. Irgendwann vor vielen Jahren bin ich in den Bund aufgenommen worden. Ich war noch sehr jung. Aber das spielt jetzt keine Rolle. Wichtig ist, daß ich nie wirklich dazugehören wollte. Ich bin gegen meinen Willen in diese Sache hineingerutscht. Und ich habe mich nie an bösen Taten beteiligt. Ich war nur eine Mitläuferin der Hexenzunft.«
    Sie sah mich erwartungsvoll an, aber es war noch zu früh, Stellung zu nehmen. Erst wollte ich die ganze Geschichte hören und womöglich überprüfen.
    »Jetzt habe ich die Nase endgültig voll«, erklärte Mara Lacatte entschieden. »Ich will nichts mehr von meinen Schwestern wissen, nichts mehr von Satansmessen und von der Glorie des Bösen, die in aller Welt verbreitet werden muß. Ich möchte eine normale junge Frau sein, die ein stinklangweiliges Leben führt. Verstehen Sie das?«
    »Und ich soll Ihnen dabei helfen?«
    Sie lächelte zaghaft. »Ich habe es gehofft.«
    Ich schüttelte vorsichtig den Kopf.
    »Sie erwarten zu viel, fürchte ich. Was soll ich tun? Sie von Ihren Hexenschwestern loskaufen? Sie wissen genau, daß das keinen Sinn hätte. Wenn sich ihre Schwestern rächen wollen, erreichen sie Sie, wo sie wollen. Sie müssen sich gegen magische Angriffe selbst abschirmen.« Ich traute dem Frieden noch nicht und wartete ab.
    »Darum geht es doch gar nicht.« Das Lächeln in ihrem Gesicht erlosch und machte tiefer Besorgnis Platz. »Mit meinen Schwestern werde ich allein fertig. Sie können mich nicht direkt angreifen, weil sie meine Fähigkeiten kennen. Ich war immer genauso gut wie sie, aber ich habe mein Wissen nicht in die Dienste des Böses gestellt.«
    »Weiß ich bereits«, sagte ich und winkte ab. Für mich schränkte ich ein, daß sie es nur behauptet hatte, daß ich es aber gar nicht wußte.
    »Ich hatte eine Vision.« Maras Augen nahmen einen flehenden Ausdruck an. »Ich habe mich selbst in einer Gefängniszelle gesehen. Als Opfer eines Justizirrtums. Meine Schwestern planen gegen mich ein Komplott. Weil sie mich nicht mit ihren magischen Fähigkeiten ausschalten können, werden sie mir eine andere Falle stellen. Sie werden einen Mord begehen, für den ich büßen soll. Sie wollen mich lebenslänglich hinter Gitter bringen! Und das müssen Sie verhindern!«
    Sie streckte mir die Hand entgegen, aber ich ergriff sie nicht.

Weitere Kostenlose Bücher