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0061 - Unser Mann kam aus Neapel

0061 - Unser Mann kam aus Neapel

Titel: 0061 - Unser Mann kam aus Neapel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unser Mann kam aus Neapel
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klappte er sofort zusammen. Der andere schlug zwar noch nach mir, und er schien sogar dabei so etwas wie einen Knüppel in der Hand zu haben. Es war ein Kinderspiel, diesen Hieb mit dem Ellbogen abzublocken, und eine halbe Sekunde später hatte ich die rechte Faust schon wieder frei, und jetzt bekam er sie, und zwar von unten nach oben. Der Hieb hob ihn ein paar Zoll von der Erde und ließ ihn einige Schritte durch die Lüfte segeln, bevor er auf das Pflaster fiel, aber ich hatte ihn bei der unsicheren Beleuchtung nicht genau genug getroffen, um ihn auszuknocken. Er fiel zwar, aber jetzt bewies er ungeahnte Gelenkigkeit. Er verwandelte seinen Sturz in eine Rolle nach rückwärts, kam auf die Beine, warf sich herum und rannte so schnell davon, wie ihn seine Füße zu tragen vermochten.
    Ich ging langsam auf unseren Gentleman zu, der vor Entsetzen die Augen so weit aufgerissen hatte, dass man das Weiße schimmern sah. Aber bevor ich nahe genug heran war, wischte er wie eine Katze davon.
    Ich hielt es nicht für der Mühe wert, ihm nachzulaufen, drehte mich um und ging zu Phil zurück.
    Phil klopfte sich gerade seinen Anzug ab. Einer seiner Gegner lag vor seinen Füßen und schlummerte.
    »Bei dem anderen bin ich nicht einmal zum Schlag gekommen«, sagte er. »Er rannte schon, als sein Kumpan umfiel.«
    Ich sah mich nach dem zweiten Mann aus meiner Serie um. Er war verschwunden. Offenbar hatte er sich klammheimlich auf allen vieren aus dem Staub gemacht.
    »Was sollte der Unsinn?«, fragte Phil missmutig. »Das können wir auch jeden Tag in New York haben. Mussten wir dazu nach Rom kommen?«
    »Nimm’s als Training«, antwortete ich, griff nach seinem Arm, und gemeinsam stiegen wir über den Schlummernden hinweg. »Außerdem bedenke, dass du dich hier auf historischem Boden schlagen darfst.«
    Wir trabten durch das Gassengewirr, bis wir endlich in eine belebtere Gegend gerieten, in der wir ein Taxi auftreiben konnten, das uns in unsere Pension brachte.
    ***
    Wir blieben der Touristenmasche treu. Wir liefen mitten in Gruppen bildungswütiger Mitmenschen durch Museen und Paläste. Wir besichtigten Tempel und Kirchen, Denkmäler und Katakomben, Plätze und Straßen. Innerhalb von zwei Tagen hatte ich die ganze zweitausendjährige Geschichte Roms im Kopf, nur dass sie darin wie ein Mühlrad herumging.
    Nichts gegen Geschichte, aber ich war doch froh, als sich ein schlanker, schwarzhaariger Mann von knapp fünfundzwanzig Jahren bei uns meldete und sagte, dass Mr. Handbrough ihn schicke. Er hieß Tonio Vitelli. Wir schenkten ihm einen guten Schluck aus einer Flasche Whisky ein und setzten ihm dann unsere Wünsche auseinander, denn Handbrough hatte uns versichert, dass wir zu Vitelli jedes Vertrauen haben durften.
    Er hörte aufmerksam zu, nippte an dem Whisky, der ihm offensichtlich nicht schmeckte.
    »So liegen die Dinge, Tonio«, schloss ich meine Übersicht. »Machen Sie einen Vorschlag, wie wir es anstellen sollen, um ans Ziel zu kommen.«
    Er wiegte den Kopf.
    »Mr. Handbrough hat geraten, dass Sie als Touristen auftreten sollen. Ein guter Vorschlag. Aber vielleicht können Sie als Touristen auftreten, die etwas zu verkaufen haben.«
    »Was, Tonio? Amerikanische Unterhosen aus Heeresbeständen?«
    Er lachte. »Auch dafür gibt es in Neapel Abnehmer, aber ich dachte an interessantere Dinge, z. B. an eine Ladung amerikanischer Zigaretten, die bereits in Korsika liegt, oder an ein Motorboot voll Nylonstrümpfe im Hafen von Tunis. Suchen Sie nicht einen Mann, der die Zigaretten oder die Strümpfe durch den Zoll nach Neapel bringt?«
    Wir verstanden. »Okay, Tonio«, sagte ich. »Wir suchen einen Mann, der eine Ladung Zigaretten von Korsika nach Neapel bringt. Am liebsten verkaufen wir bei Übernahme vor der korsischen Küste, aber wir übernehmen auch das Transportrisiko. Wie sind die Preise?«
    »Man wird sehen. Wollen Sie einen italienischen Wagen mieten oder soll ich ein Auto auf Ihre Rechnung kaufen?«
    »Was wird billiger? Die FBI-Spesen sind nicht so hoch.«
    »Wenn Sie länger als drei Wochen bleiben, so kaufen Sie besser.«
    Ich sah Phil fragend an.
    »Es dauert länger«, sagte er. »Also kaufen, aber etwas, das schnell fährt.«
    Tonio erhielt aus der Kasse ein Paket Dollarscheine, verschwand und tauchte nach zwei Stunden mit einer schnittigen, grünen Sache wieder auf. Begeistert ließ er die Hupe heulen. Die Hupe war gut. Wenn der Motor ebenso, gut war, brauchten wir uns keine Sorgen zu machen.
    Wir packten,

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