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0078 - Die Straße zum Schafott

0078 - Die Straße zum Schafott

Titel: 0078 - Die Straße zum Schafott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Straße zum Schafott
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Magengegend und flüsterte: »Alles kaputt, Sir - alles. Dauert nicht mehr lange.«
    Steve nickte abwesend. Meine Güte, dachte er, konnte ich denn nicht ein paar Minuten früher kommen? Eine knappe Zeit von vielleicht nur fünf Minuten.
    ***
    Vielleicht irrte sich der Alte, dachte er, während er sich vorsichtig neben dem Jungen auf die Bettkante setzte. Er sieht erbärmlich aus, zugegeben, aber doch nicht wie ein Sterbender. Und überhaupt - wie will der alte Graukopf denn auf einen Blick sehen können, dass jemand im Sterben liegt? Er ist doch kein Arzt.
    »Kann ich was für dich tun?«, fragte er den Verletzten.
    Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, dass sich die Farbigen auf Zehenspitzen aus seinem Zimmer hinausschlichen. Auch der Alte.
    »No«, hauchte der junge Mann. »No, thanks. - Mit mir geht’s hinüber. - Doch, doch, ich spür’s. - Ich wusste es gleich, als die Hunde von der Celham-Gang kamen. Die Schweine haben mir alles zerschlagen - da drin.«
    Er deutete schwach auf seinen Leib. Steve fühlte einen maßlosen Zorn in sich aufsteigen. Er hatte noch nie einen Menschen sterben sehen, und es empörte ihn, dass es das geben sollte: dass jemand sterben musste, ohne das man irgendetwas Vernünftiges dagegen tun konnte. Er war eine Kämpfernatur, er wollte auch den Tod als einen Kampf sehen. Unterlag man - nun gut, dann hatte man eben diesen Kampf verloren. Man kann nicht jeden Kampf gewinnen. Aber einfach daliegen und warten, das es aus ist - das war gegen seine ganze Natur.
    »Hast ’ne Zigarette?«, bettelte der Junge.
    »Sicher. Klar. Moment.«
    Er fischte sich die Packung aus der Jackentasche, zog eine Zigarette heraus und hielt die Flamme des Feuerzeugs ran. Dann schob er sie dem Jungen zwischen die aufgeschlagenen Lippen.
    »Ich bin Joe Celham«, sagte der Junge und tastete nach der Zigarette.
    »Celham?«, wiederholte Steve verdutzt.
    »Ja- Mein Bruder ist der Boss von der Celham-Gang. Er hat fünf oder sechs Mann. Drei davon hast du ja erlebt. Bilde dir nur nicht ein, dass sie immer so schwach auf den Füßen sind, wie sie’s vorhin waren. Die Idioten hatten sich gestern Abend mit Whisky volllaufen lassen. Deswegen waren sie zu langsam vorhin. Sonst sind es verdammt brauchbare Burschen - für meinen Bruder.«
    Steve verstand überhaupt nichts mehr. Er kam aus einer Gegend, wo eine Gangsterbande etwas war, was man vielleicht mal im Kino sehen konnte.
    »Soll das heißen«, fragte er mit gerunzelter Stirn, »dass dich die Leute deines Bruders absichtlich fertiggemacht haben?«
    »Klar! Was denn sonst? Mein Bruder hat mir mein Mädchen weggeschnappt. So ist es immer. Was er sieht, muss er auch haben, wenn es ihm gefällt. Ich sagte ihm, dass ich ihn umlegen würde, wenn er seine dreckigen Finger an Bell legen sollte. Er hat nur gelacht. Vorgestern hat er sieh Bell holen lasen. Ich weiß nicht, was er mit ihr gemacht hat. Er hat sie versteckt, wenn sie noch lebt.«
    Joe Celham schwieg erschöpft. Er hatte nicht zusammenhängend gesprochen, sondern oft Pausen eingelegt. Aber er schien das Bedürfnis zu haben, sich auszusprechen, und deshalb ließ Steve ihn reden.
    »Kann man denn gar nichts für das Mädchen tun?«, fragte er.
    Joe lachte. Dabei brach ein Blutsturz aus seinem Mund. Er schluckte ein paar Mal und sagte dann mit einer Stimme, die Steve frösteln machte: »Viel zu spät. Was mein Bruder achtundvierzig Stunden lang in seinen dreckigen Fingern hat, das ist ruiniert fürs ganze Leben. Wundert dich wohl, dass ich so über meinen Bruder rede, was? Ich sage dir, ein räudiger Hund ist mir lieber als diese Verwandtschaft.«
    Wieder machte er eine Pause, dann murmelte er: »Ich hatte was rausge-10 kriegt. Von den Plänen meines Bruders, weißt du? Ich telefonierte mit ihm. Ich sagte ihm, wenn Bell bis heute früh sechs nicht bei mir wäre, würde ich das, was ich rausgekriegt hatte, der Polizei sagen. Dann ist er nämlich erledigt. Dann kann er auf den Stuhl steigen, auf den er gehört.«
    Steve nahm ihm die Zigarette von den Lippen fort, als er sah, dass der Stummel ihm fast die Lippen verbrannte. Joe Celham atmete schwerer. Plötzlich krampfte er seine Hand so fest um Steves linken Unterarm, dass Steve die Fingernägel spürte.
    »Morgen Abend, eh, also heute Abend, die Nacht ist ja rum, also heute Abend verstehst du?«, stieß er eindringlich hervor. »Um elf in Correns Garage. Ecke Third Avenue Bridge. Sie wollen Bruce - Bruce - er soll - ni…«
    Steve beugte sich weit vor und hielt das Ohr

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