0086 - Kreuzfahrt der Skelette
drei Skeletten!
Mir war, als würde eine Ameisenarmee über meinen Rücken marschieren. Suko! Er war noch in der Lage, sich zur Wehr zu setzen. Aber seine Widerstandskraft befand sich auf dem absteigenden Ast. Ich sah, wie er das letzte gab. Und dann traf ihn die Knochenfaust im Nacken.
Suko fiel auf die Knie. Er versuchte sich am Steuerrad noch einmal hochzuziehen, doch die grausamen Knochenmänner ließen das nicht mehr zu.
Einer von ihnen setzte ihm den Säbel an den Leib. Ich dachte, Sukos letzte Stunde hätte geschlagen. Meine Kopfhaut zog sich zusammen. Ich glaubte, die Knochenbestie würde nun zustoßen.
Mit der Linken zog ich mein Boot in eine Kurve. Mit der Rechten griff ich nach Sukos Beretta, die ich in meinen Hosenbund geschoben hatte.
Ich riß die Waffe heraus, entsicherte sie mit dem Daumen, legte an, zielte, schoß. Die Silberkugel streifte den Geisterpiraten, der Suko seinen Säbel angesetzt hatte.
Der Knochenmann schnellte hoch. Der Säbel entfiel seinen skelettierten Fingern. Er taumelte.
Mein zweiter Schuß saß besser. Die geweihte Silberkugel raubte dem Unhold augenblicklich das unselige Leben. Er löste sich auf.
Das machte die beiden anderen Piraten konfus. Sie wollten Suko als lebenden Schild verwenden. Aber inzwischen hatte ich mein Boot so nahe an das Schiff der Skelette herangebracht, daß jeder Schuß ein sicherer Treffer sein mußte. Die Silbergeschosse vernichteten die Unholde, ehe sie sich hinter meinem hünenhaften Partner verschanzen konnten. Ich drehte bei.
Keuchend erhob sich der Chinese. Er grinste breit zu mir herüber. »Hi, John. Du hattest mal wieder den besten Riecher fürs richtige Timing. Wenn du fünf Minuten später gekommen wärst, hättest du kaum noch etwas für mich tun können.«
»Bist du okay, Suko?«
»Ich habe Knie aus Gummi. Aber die festigen sich schon wieder.« Ich erzählte meinem Freund, was sich in Keith Kalleys Haus und später am Hafen zugetragen hatte. Dann war Suko dran. Er berichtete, wie es ihm auf dem Piratenschiff ergangen war. Mich schauderte, als ich erfuhr, wie nahe er dem Tod gewesen war.
Dem Tod – und einem ewigen Leben als Mort Diabellos knöcherner Befehlsempfänger!
Wütend suchte ich das Geisterschiff. »Wo ist es?« fragte ich. »Ich kann es nicht sehen!«
»Irgendwo dort hinten«, antwortete der klatschnasse Suko. »Hast du vor, Mort Diabello anzugreifen, John? Ich muß gestehen, daß ich im Moment einem Kampf auf Leben und Tod kaum gewachsen wäre. Ich wäre dir keine große Hilfe. Du wärst auf dich allein gestellt. Gib mir etwas Zeit, um mich zu erholen.«
Ich nickte. »Okay, Suko.«
»Fahren wir nach Harwich zurück?«
»Ich denke, das ist das Vernünftigste, was wir tun können.«
Suko schüttelte ernst den Kopf. »Ich kann es immer noch nicht fassen, daß wir Jeffrey Mae als Freund verloren haben. Sein Verlust geht mir unter die Haut.«
»Mir auch. Wir werden seinen Tod rächen, Suko.«
»Das erachte ich als unsere erste Pflicht. Der Mann hat für Harwich sein Leben gegeben. Das soll nicht umsonst geschehen sein.«
Wir brachten die Motoren unserer Boote auf Touren. Das Geisterschiff kam uns auf der Rückfahrt nach Harwich nicht in die Quere.
Wir steuerten den Hafen an. Es wäre unüberlegt und leichtsinnig von mir gewesen, Mort Diabello und seine Mannschaft sofort anzugreifen. Ich war nicht schwer genug bewaffnet. Doch das sollte sich ändern.
Wir liefen in den Hafen ein. Als wir wenig später an Land gingen, fühlte sich Suko schon wieder besser. Er war ein Energiebündel, das sich sehr rasch wieder aufzuladen vermochte.
Wir schritten die Mole entlang, kamen an einem prachtvollen Schnellboot vorbei. Ich nahm an Deck eine Bewegung wahr und griff sofort zur Waffe. Seit sich sogar Jeffrey Mae als Todfeind entpuppt hatte, war ich furchtbar mißtrauisch geworden.
Aus dem Schatten der Aufbauten trat ein klotziger Mann. »Oberinspektor Sinclair? Sind Sie das?«
Ich blieb stehen. Meine schmalen Augen musterten den Mann, zu dem sich zwei weitere Gestalten gesellten.
»Ja, ich bin Sinclair. Und wer sind Sie?« gab ich zurück. Meine Hand lag auf dem Kolben der Beretta, die in der Schulterhafter steckte. Suko stand gespannt neben mir. Wir warteten ab, was passieren würde.
»Mein Name ist Morris Eggar«, sagte der Vierschrötige auf dem Schnellboot. »Und das sind meine Freunde Tovath Davis und Tom Hillerman. Wir möchten Ihnen ein Angebot machen.«
»Welches?«
»Kommen Sie zuerst an Bord.«
»Ich bleibe
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