0086 - Kreuzfahrt der Skelette
Knochenfinger nicht mehr lange standhalten konnte.
Sie hatten es beinahe schon geschafft, seine Kiefer auseinanderzuzwingen. Und der Knoten hinter ihm war immer noch fest.
Suko rann nun schon der Schweiß in breiten Bächen über das Gesicht. Er starrte Mort Diabello trotzig an.
Der Kapitän wartete mit dem Silberbecher. Ich will nicht! hämmerte es in Sukos Kopf. Ich will nicht so werden wie diese verdammten Geisterpiraten! Er setzte seinen starken Willen gegen die Gewalt ein, die auf ihn einwirkte. Ich will nicht…
Und plötzlich löste sich der letzte Knopf wie von selbst. Genau in dem Augenblick, wo es den kalten Totenfingern gelungen war, Sukos Mund zu öffnen. Kapitän Diabello ließ ein spöttisches Lachen hören.
»Na also«, sagte der Piratenkapitän. »Warum nicht gleich!«
Er trat mit dem Nektarbecher auf Suko zu. Der Teufelstrank näherte sich Sukos Lippen.
In diesem Augenblick explodierte der Chinese.
Keiner der Geisterpiraten hatte damit gerechnet. Suko stemmte sich vom Kreuzmast ab. Er katapultierte sich dem Kapitän entgegen. Seine Faust schleuderte die Knochenhand mit dem Silberbecher zur Seite. Er rammte seine Schulter gegen die skelettierte Brust des Kapitäns.
Mort Diabello stieß einen zornigen Schrei aus. Suko stieß zwei weitere Skelette, die ihn ergreifen wollten, zurück. Sein Blick fiel auf den Griff eines Piratensäbels. Suko bediente sich.
Er riß den Säbel an sich und hieb damit auf die Knochenmänner ein. Sie wichen vor ihm zurück, zogen gleichfalls ihre Säbel.
Klirrend kreuzte sich Sukos Klinge mit einigen anderen.
Er marschierte jedoch nicht durch die Reihen der Skelette, sondern wich mehr und mehr vor ihnen zurück.
»Faßt ihn!« brüllte Mort Diabello außer sich vor Wut. »Er darf nicht entkommen! Fangt den Bastard wieder ein! Bringt ihn mir! Er soll für seinen Fluchtversuch hart bestraft werden!«
Suko kämpfte wie ein Löwe. Er schlug mit dem Säbel zu, trat um sich, stieß die Angreifer immer wieder zurück.
Säbel und Dolche blitzten im fahlen Licht des Neumondes. Jedes einzelne Skelett setzte seine ganze Kraft ein, um ihn zu besiegen. Und es waren viele Knochenmänner, die Suko kriegen wollten.
Es schienen im Verlaufe des Kampfes immer mehr zu werden. Suko setzte sich bis zum Schanzkleid ab. Noch einmal rammte er die Gegner zurück, um ein bißchen Luft zu haben.
Fast gleichzeitig drehte er sich um und hechtete sich mit einem weiten Sprung ins Meer. Kopfüber sauste er der schwarzen Wasseroberfläche entgegen. Als seine Stirn die Fluten durchstieß, hielt er den Atem an.
Tief tauchte er ein. Er bog sein Kreuz durch und trachtete, so rasch wie möglich wieder an die Meeresoberfläche zurückzukommen.
Als sein Kopf aus den Fluten auftauchte, hörte er Kapitän Diabello auf seinem Geisterschiff toben.
»Ihr Idioten! Habe ich nicht gesagt, er darf nicht entkommen? Holt ihn zurück! Ich will ihn wiederhaben!«
Suko schaute zurück. Er sah die Skelettpiraten am Schanzkleid stehen. Einige von ihnen kletterten von Bord, sprangen in das Motorboot, in dem Suko hergebracht worden war. Schon knurrte die Maschine.
Suko schwamm mit kräftigen Bewegungen. Er ruderte verbissen mit Armen und Beinen. Aber war es nicht aussichtslos, einem Motorboot davonschwimmen zu wollen?
Die Knochenmänner rasten hinter ihm her.
»Bringt ihn mir!« donnerte die Stimme des Geisterkapitäns auf dem Schiff. »Ich will ihn kielholen lassen!«
Das Motorengebrumm wurde schnell lauter. Suko spürte die Vibration. Er wußte, daß ihm die Verfolger schon hart im Nacken saßen. Rasch pumpte er seine Lungen mit Luft voll. Dann ging er blitzschnell auf Tauchstation. Er sackte nach unten weg.
Keine Sekunde später hätte er sich dazu entschließen dürfen. Das Motorboot flitzte haarscharf über seinen Kopf hinweg. Sobald es vorbei war, tauchte Suko wieder auf.
Aber so leicht waren die Knochenmänner nicht auszutricksen. Sie zogen ihr Boot in eine enge Kurve und rasten dem Chinesen nun aus der anderen Richtung entgegen.
Abermals tauchte Suko rechtzeitig unter. Doch lange würde er dieses kräfteraubende Spiel nicht spielen können, das merkte er. Er fühlte sich ausgelaugt.
Der Kampf an Bord – und nun diese Schwimm- und Tauchaktionen verlangten ihm besorgniserregend viel von seinen Kraftreserven ab. Ihm war klar, daß er sich nicht völlig verausgaben durfte, sonst war er verloren.
Deshalb beschloß er, es mit einer List zu versuchen. Hastig tauchte er hinter dem Motorboot wieder
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