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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und watete in den Rhein. Er wartete, bis das Wasser bis zu seiner Hüfte stand, bevor er die Beinkleider auszog und sie Sieglinde gab. »Das müsst Ihr nicht tun.«
    Sieglinde breitete ihr Kleid über einen tief hängenden Ast und walkte Laurens' Hose, dass sich das klare Wasser sofort wölkend trübte. »Ich werde viele Dinge wieder tun müssen. Dinge, die ich tat, als ich jung war, und die ich glücklicherweise nicht verlernt habe. Es mag dir seltsam vorkommen, Laurens - aber manchmal neidet die Königin der Magd ihre Arbeit.«
    Laurens zog sich sein grob gestricktes Unterkleid aus und tunkte es in das Wasser. »Und der Krieger dem Bauern.«
    Plötzlich hielt Sieglinde inne und hob abwehrend die Hand. Sie hatte etwas gehört. Auch Laurens hielt den Atem an.
    Es war ein Platschen, das Schlagen von Rudern ins Wasser. Es kam von flussabwärts.
    »Sollen wir uns verstecken?«, flüsterte Sieglinde.
    Es war schwer zu sagen, wie weit das Schiff hinter der nächsten Flussbiegung trieb. Laurens sah sich grimmig um und schüttelte den Kopf. »Die Baumwipfel geben uns ausreichend Tarnung. Wir sollten aber so weit wie möglich ins Wasser.«
    Der Krieger und die Königin knieten nieder und setzten sich dann auf die rund geschliffenen Steine, die das Flussbett füllten. Das Wasser ging ihnen bis zum Kinn. Es war kalt und trug die Ahnung des Winters in sich.
    Laurens konnte sich kaum erinnern, wann er das letzte Mal so etwas wie ein Bad genommen hatte. Als Soldat reinigte er sich meistens am Trog, aus dem die Pferde tranken. Oder er ließ sich von einer Magd, die seine Gesellschaft wünschte, mit einem Krug Wasser übergießen.

    Nun saß er hier, nackt neben seiner Gebieterin, und hoffte darauf, nicht gesehen zu werden, ganz gleich, von wem. Er verfluchte es, nicht mehr im Krieg zu sein. Auf dem Schlachtfeld brauchte man sich nicht zu verstecken. Und man kannte den Gegner.
    Es vergingen bange Minuten ... Schließlich erschien der Schädel eines Wolfes aus der Biegung des Flusses. Eine Bestie mit aufgerissenem Maul, schwarz glänzenden Augen und tiefgrauem Körper.
    Sieglinde atmete hörbar ein und hielt dann erschrocken den Atem an. Laurens blickte sich um und vergewisserte sich, dass sie nicht zu sehen waren.
    Das Kleid! Sieglinde hatte es auf dem Ast hängen gelassen, und trotz seiner erdigen Farben würde es aus dem Blättergewirr herausstechen.
    Laurens hob den rechten Arm langsam, um nicht zu viel Geräusch zu verursachen. Seine Finger packten den Stoff und zogen ihn mit einem Ruck unter die Wasseroberfläche.
    Der Wolfsschädel, der mit starrem Blick über das Wasser glitt, zog nun ein Schiff hinter sich her. Es war ein isländisches Langboot. Wenig Tiefgang, dafür am Bauch weit gewölbt, um viel Ladung aufnehmen zu können. Zwölf Ruderer auf beiden Seiten, dazu ein vom Wind nur wenig geblähtes Segel.
    Auf dem Segel prangte das Zeichen des Königshauses Istenstein. Der Wolf, auf dessen Rücken sich ein Rabe festgekrallt hatte.
    Sieglinde warf Laurens einen fragenden Blick zu, doch dieser schüttelte stumm den Kopf.
    Er wusste auch nicht, was die Isländer so weit den Rhein hinauf führte. Sie waren selbst so etwas wie ein Sagenvolk. Von einer fernen Insel aus unwirtlichem Stein stammend, hatten Hakans wilde Gesellen wenig mit den von den Römern zivilisierten Stämmen nördlich der Alpen zu tun. Die Isländer hatten den Ruf, Barbaren wie die Hunnen zu sein. Schriften und Musik waren ihnen ebenso zuwider wie das Studium der Natur, wenn es nicht gerade um die Erlegung von Beute ging.
    Es hieß, die Isländer würden das wenige, das sie ihrem Land abtrotzen konnten, durch Raubzüge in die Nordländer ergänzen, ohne dabei jemals einen offenen Krieg vom Zaun zu brechen.
    Das, was Sieglinde und Laurens zu sehen bekamen, konnte diese Geschichten nur bestätigen. Die Krieger, die mit mürrischen Gesichtern an der Reling lehnten, waren groß gewachsen, und die übergeworfenen Bärenfelle betonten ihre breiten Schultern. Im Gegensatz zu den Dänen zierten keine Helme ihre Schädel, und ihre Haare waren grob geflochten.
    Die meisten von ihnen trugen keine Unterkleider, sondern hatten einfache Lederstücke mit Riemen um ihre muskulösen Körper gebunden. Einige von ihnen trugen schwere Streitäxte in Schlingen auf dem Rücken. Einer pinkelte ins Wasser, während er in ein verkohltes Stück Fleisch biss.
    Sie sahen nicht aus wie eine Gruppe reisender Krieger -sie sahen aus wie ein Rudel Ratten, das die Pest im Gepäck hatte, um

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