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0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

Titel: 0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Risiko. Glaubst du, daß Hilton es dem Privatdetektiv zu besorgen versucht, wenn wir ihm stechen, daß der Mann Kelly verpfiffen hat?«
    »Bestimmt! Aber wie willst du es drehen? Willst du Hilton anrufen?«
    »Du bist verrückt. Wir halten uns vollkommen raus! Wir nehmen den Weg über die Zeitungen.«
    »Sie schreiben kein Wort von Harper!«
    »Eine Kleinigkeit, es nachzuholen. — Ich besorge es. Kümmere dich nicht weiter darum. Sieh zu, daß du deine Leute auf den richtigen Schwung bringst.«
    »Keine Sorge, sie machen sich prächtig. Sie haben begriffen, daß eine andere Luft weht als zu Bodges Zeiten.«
    So ungefähr verlief das einzige Telefongespräch unter Hunderttausenden, die an diesem Tage geführt wurden, das für uns interessant gewesen wäre. Aber leider wußten wir nichts von ihm, und dieses Nichtwissen machte uns noch ’ne Menge Arbeit.
    ***
    Ich führte am Nachmittag ein Telefongespräch, das für mich interessant war. Ich telefonierte mit Nelly.
    »Welchen Film hast du gesehen, Darling?« erkundigte ich mich.
    »Hach«, sagte sie, »eine himmlische Sache mit David Niven in der Hauptrolle. Du siehst nicht aus wie Niven, nicht wahr?«
    »Ich ähnle ihm wie ein Zwilling. Du mußt nur richtig hinsehen. Was machen wir heute abend?«
    »Liebling, ich bin schon vergeben. Du darfst nicht böse sein, aber nach dem Film trat ich einem jungen Mann so heftig auf den Fuß, daß er nicht mehr gehen konnte, und er bat mich, ich solle ihn in seinem Auto nach Hause fahren.«
    »Welcher Unsinn! Wenn er nicht mehr gehen konnte, so wird er doch noch zum Fahren fghig gewesen sein.«
    »Nein, Jerry, er konnte nicht einmal mehr die Kupplung betätigen. Ich trage doch Pfennigabsätze mit Stahleinlagen. Ich bin sicher, daß ich ihm einen Zeh bunt und blau getreten habe.«
    »Rufe deinen Casanova mit den schwachen Füßen an und sage ihm, daß er ein Fußbad nehmen und zu Hause bleiben soll. Wir treffen uns um sieben Uhr an der Metropolitan.«
    »Ich werde nicht kommen können, Jerry«, drohte sie.
    »Probieren wir es, Darling! Ich jedenfalls bin pünktlich. Bis um sieben.«
    Ich verließ das Hauptquartier. Vor unserem Eingang stand der Zeitungsboy Jimmy mit den dunklen Zigeuneraugen und den struppigen Haaren und schrie die Abendausgaben der »Daily Times« aus.
    Das Hauptquartier war Jimmys Stammplatz, den er hartnäckig gegen die Konkurrenz anderer Zeitungsboys verteidigte. Ich war dem kleinen Jimmy, der für einen kranken Vater und drei kleine Brüder zu sorgen hatte, einmal beigesprungen, als ein rüder und doppelt so breiter Bursche versuchte, ihm seinen Platz streitig zu machen. Seitdem unterhielt Jimmy gewissermaßen persönliche Beziehungen zum FBI.
    Mit einer gellenden Jungenstimme schrie er die Schlagzeile aus:
    »Privatdetektiv schlägt FBI. Die neuesten Nachrichten im ›Kelly Fall‹, Sensationelle Enthüllungen nur in der ›Daily Times‹.«
    Als er mich sah, grinste er mich an und hielt mir ein Exemplar hin. Ich gab ihm einen Nickel.
    »Stehen peinliche Sachen für Ihren Verein darin, G-man«, sagte er.
    Ich überflog die ersten Zeilen, während Jimmy sich entschuldigte.
    »Tut mir leid, G-man, daß ich hier gegen euch Stellung beziehen muß, aber Geschäft ist Geschäft.«
    »Schon gut, Jimmy. Keine Feindschaft deswegen zwischen uns. Bis später.«
    Ich klemmte mich hinter das Steuer meines Wagens, und jetzt fuhr ich nicht nach Hause, sondern zur 87. Straße. Ich war scharf darauf zu hören, was Roger Harper zu diesem Zeitungsartikel zu sagen hatte, Die 87. ist eine ganz gewöhnliche Wohnstraße, und nicht eine von den besten. Nummer 486 war ein gewöhnliches Haus, in dem mehrere kleine Firmen Büros und Lager unterhielten, in dem aber auch einige Familien wohnten. Ich orientierte mich an den Schildern der Toreinfahrt. Das »Argus«-Detektiv-Büro lag im achten und damit letzten Stock.
    Der Aufzug rumpelte und ächzte. Ich hatte das Gefühl, daß das Drahtseil, an dem er hing, an Alterserscheinungen litt, aber ich kam im achten Stock an. Die Flurbeleuchtung funktionierte nicht. Ich suchte mit Hilfe des Feuerzeuges.
    An einer braunen Holztür fand ich ein sorgfältig geputztes Metallschild: »Argus«.
    Ich klopfte an, aber niemand antwortete. So drückte ich die Klinke nieder und sah mich einer Gruppe von rund zwanzig Leuten gegenüber, die den kleinen Raum bis zum Platzen füllten. Sie hielten Stenoblöcke und Bleistifte in den Händen. An ihren Schultern baumelten Fotoapparate, und sie bildeten einen Kreis

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