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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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eine längere Urlaubsreise gegangen war:
     
    Ich ging mit einem Freund auf Wandertour in Deutschland, wie man es damals gerne tat. Bücher geschickt mit Ledergürteln zu einem Stapel zusammengebunden und über die Schulter gehängt, so trottete man über fränkische Wiesen, kehrte ein in Schenken und Gasthäuser. Kurz vor Mittag erreichten wir ein kleines bayerisches Tal und fanden den perfekten Biergarten im Schatten eines hübschen alten Wirtshauses in einer Pracht von Geranien und Lobelien. Während wir dort saßen und an unseren Maßkrügen nippten, wurden im Garten Stuhlreihen aufgestellt. Es hatte den Anschein, als stünde vielleicht ein Konzert bevor. Nach einer Weile fuhren zwei Krankenwagen vor. Die Fahrer und Bahrenträger stiegen aus, gähnten, zündeten sich Zigaretten an und standen neben den offenen Hecktüren ihrer Fahrzeuge, als sei es die normalste Sache der Welt. Immer mehr Menschen trafen ein, und bald war jeder Stuhl im Biergarten besetzt. Die Dutzende, die keinen Platz fanden, standen hinten oder setzten sich im Schneidersitz aufs Gras vor der kleinen improvisierten Bühne. Wir konnten uns absolut nicht vorstellen, was geschehen sollte. Eine erwartungsfrohe Menge, aber keine Musiker, und was am eigenartigsten war: diese Krankenwagenfahrer und die Bahrenträger. Schließlich trafen zwei riesigeoffene Mercedeslimousinen ein, die wie die Wagen der Keystone Kops mit weit mehr uniformierten Personen besetzt waren, als bequem sein konnte. Sie sprangen allesamt heraus, und einer von ihnen, ein kleiner Mann in langem Ledermantel, marschierte auf die Bühne und fing zu reden an. Da ich nicht gut Deutsch spreche, konnte ich nicht viel von dem verstehen, was er sagte, aber eine von ihm wiederholte Floskel bekam ich mit:
Fünf vor zwölf! Fünf vor zwölf!
Alles höchst seltsam. Es dauerte nicht lange, da fielen Frauen in der Menge in Ohnmacht, und die Bahrenträger hasteten nach vorne, um sie einzusammeln. Was für ein Redner musste das sein, der garantiert Menschen durch seine Worte in Ohnmacht fallenließ, so dass die Krankenwagen schon im Voraus in Stellung gingen? Als der Mann seine Rede beendet hatte, schritt er den Gang entlang, und sein Ellbogen prallte gegen meine Schulter, als ich mich vorlehnte, um ihm hinterherzublicken. Er hatte sich umgedreht, um die Ovationen der Menge entgegenzunehmen, und mich deswegen nicht gesehen. Sofort griff er nach meiner Schulter, um mich vorm Fallen zu bewahren. »Entschuldigen Sie, mein Herr!«, sagte er. »Excuse me, Sir!« Noch Jahre danach, wenn er in den Wochenschauen auftauchte und als sich sein Ruf verbreitete, sagte ich jeder jungen Frau in meiner Begleitung: »Hitler hat sich mal bei mir entschuldigt und mich Sir genannt.«
     
    Als der Abend vorüber war, schüttelte Alistair Cooke mir zum Abschied die Hand, drückte sie fest und sagte: »Diese Hand, die Sie schütteln, hat einst die Hand von Bertrand Russell geschüttelt.«
    »Wow!«, sagte ich gehörig beeindruckt.
    »Nein, nein«, erwiderte Cooke. »Es geht ja noch weiter.Bertrand Russell kannte Robert Browning, Bertrand Russells Tante hat mit Napoleon getanzt. So eng sind wir alle also mit der Geschichte verbunden. Nur ein paar Handschläge entfernt. Vergessen Sie das nie.«
    Als er ging, schob er mir einen Umschlag in die Tasche. Er enthielt einen Scheck über £ 2.000 und war auf die Cambridge Mummers ausgestellt. Auf einen Empfehlungszettel hatte er geschrieben: »Ein kleiner Anteil möge für Produktionen verwendet werden, der Rest ist für Wein und hemmungslosen Krawall.«

Chariots 2 – Triumphwagen, zum Zweiten
     
    Eines Morgens im Februar tauchte Hugh in A2 auf und schwenkte einen Brief.
    »Ihr wart doch in dem Film, den sie hier gedreht haben, oder?«, sagte er zu mir und Kim.
    »Du meinst
Die Stunde des Siegers

    »Die haben nämlich Ende März so etwas wie eine Premiere und feiern eine Party im Dorchester Hotel. Jetzt wollen sie, dass die Footlights dabei auftreten. Wie findet ihr das?«
    »Es wäre vielleicht angebracht, dass wir den Film vorher zu sehen bekommen. Damit wir einen Sketch dazu schreiben oder zumindest Anspielungen machen könnten?«
    Hugh konsultierte den Brief. »Sie schlagen vor, dass wir am Morgen des Dreißigsten nach London fahren, zu der Vorführung gehen, die nachmittags für die Filmkritiker veranstaltet wird, und anschließend im Ballsaal des Hotels proben. Nach dem Dinner sollen wir dann auftreten.«
    Am Tag bevor wir den Zug nach London nahmen, rief ich meine

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