020 - Unter fremder Sonne
ich hinter Ihrer Ablehnung vermute …«
*
Auch die sieben Menschen hatten alles mitbekommen – das mit Martha und Beron Derlinos.
»Martha?«, stöhnte Yörg Maister – und es klang aus seinem Munde fast so wie bei Beron Derlinos, dem Polizeipräfekten von Tustrada. Es war der Name, der ihn so ›schockierte‹, nicht so sehr die Umstände. Denn schließlich hatten die Umstände zu ihrem Überleben geführt!
Allmählich löste sich die ungeheure Spannung der sieben, die, wie es Yörg Maister so treffend formulierte: ›dem Tod gerade noch von der Schippe gesprungen« waren.
»Uff!«, machte Dimitrij Wassilow. Er kratzte sich den Kahlschädel und fügte hinzu: »Wenn das bloß Mütterchen Russland wüsste …«
»Dort wär’s wohl nicht möglich gewesen, wie?«, erkundigte sich Juan de Costa anzüglich.
»Nee, weiß Gott nicht! Vielleicht dort, wo du her kommst, Juan? Oder ist es bei euch nur so schlimm, so lange du da bist?«
Juan de Costa schwieg beleidigt.
Er hätte sich halt eben nicht mit dem Russen anlegen sollen! , dachte Ken und wandte sich an Tanya.
Sie schürzte leicht die Lippen, bis er sich zu ihr beugte und sie küsste.
»Willkommen im Leben«, flüsterte sie leise und lächelte dabei.
Er erwiderte ihr Lächeln.
»Es mutet fast an wie ein Wunder, dass wir nicht drauf gegangen sind.« Ken Randall hob seine Stimme: »Aber es ist keineswegs ein Wunder, nicht wahr, Papaya Deran? Sonst hättest du es gar nicht gewagt: Du kennst diese Martha! Ein abgekartetes Spiel. Denn wenn die uns jetzt nicht mehr in der Stadt finden, geht es diesem Beron Derlinos endgültig an den Kragen, stimmt’s?«
Papaya Deran lachte hart: »Falsch gedacht, Ken Randall!«
»Auch das mit Martha?«
»Vielleicht ist es umgekehrt: Nicht ich kenne sie, sondern sie kennt mich? Wie dem auch sei: Ihr seid vorerst in Sicherheit. Nur das zählt für euch.«
»Es reicht mir nicht.« Ken richtete sich in drohender Haltung auf. »Ein wenig mehr Aufklärung tut Not!«
Papaya Deran wandte erschrocken den Kopf.
»He, machen Sie keinen Unsinn, Ken! Wir sind doch Freunde und ich habe mehr riskiert als nur mein Leben. Glauben Sie mir.«
»Was denn, noch mehr als Ihr Leben? Was soll es denn sein? Macht, Reichtum? Dieser Fluggleiter ist nicht Ihr Eigentum! Ein ehemaliger Polizeipräfekt kann sich so etwas nicht leisten. Sie besitzen das Ding nicht offiziell, sondern es wurde Ihnen von einem Ober-Prupper ausgeliehen – eigens dazu, Beron Derlinos eins auszuwischen und die Polizei von Tustrada vollends zu verwirren. Die suchen nach uns, aber finden uns nicht. Und keiner kommt auf die Idee, dass Sie, Papaya Deran, uns gewissermaßen entführt haben.«
»Ich bin schließlich Mitglied des ›Rates der 7‹. Das heißt, ich bin einer der obersten Chefs der Rebellen. Der Clan untersteht mir. Diese Aufgabe teile ich mit nur wenigen. Und ich befehlige den Clan der Rebellen nicht nur hier in Tustrada, sondern auf der ganzen Welt – und den benachbarten Planeten unseres Sonnensystems, wie sie urbanisiert und besiedelt sind.«
»Schöner Vortrag, Papaya Deran«, entgegnete Ken ungerührt, »aber ich weiß durch dieses kleine Ablenkungsmanöver jetzt wenigstens, wem der Fluggleiter gehört: Der Ober-Prupper heißt nämlich Martha! Was habt ihr vor? Wieso macht sie mit dem ›Clan der Rebellen‹ gemeinsame Sache? Was will sie von uns?«
»Sie macht keine gemeinsame Sache mit dem ›Clan der Rebellen‹ – zumindest nicht wie Sie meinen!« Papaya Deran lächelte hintergründig. »Ja, nicht unmittelbar mit dem Clan, nicht einmal mit dem ›Rat der 7‹ – höchstens mittelbar – über mich persönlich!«
Ken runzelte überrascht die Stirn.
»Soll das heißen, dass Sie ein doppeltes Spiel treiben?«
»Keineswegs, Ken: Ich bin kein Verräter an der Sache der Rebellen, falls Sie das meinen, aber Martha ist gewissermaßen eine Verräterin am Planetarischen Rat. Deshalb wird sie auch die einzige sein, die es überlebt. Aber auch für mich ist sie eine der Garantien, nicht zu sterben. Denn unser Ratsvorsitzender hat mein Ableben bereits beschlossen – sobald er auf mich verzichten kann.«
»Und Martha wird es verhindern?«
»Ich sagte: eine der Garantien, also nicht meine einzige! Aber auch das nicht direkt, sondern indirekt – gewissermaßen! Und jetzt lassen Sie mich endlich in Frieden. Alles, was für Sie von Bedeutung ist, werden Sie noch rechtzeitig genug erfahren. Der Rest dürfte für Sie sowieso als eine Art Interna
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