020 - Unter fremder Sonne
wagte es nicht, entsprechende Nachforschungen zu betreiben, denn er hatte einen Verdacht: Martha! Sie hatte dafür gesorgt, dass Papaya Deran entkommen konnte – wahrlich in letzter Sekunde. Und sie ließ den Polizeipräfekten, den sie als den absoluten Versager hingestellt hatte, nicht liquidieren. Mehr als nur ungewöhnlich!
Sie tut es nicht, weil sie mich noch braucht: Um mir die Schuld in die Schuhe zu schieben, weil die Terroristen nicht gefunden werden! Logisch, denn sie können gar nicht gefunden werden, weil sie nämlich im Fluggleiter von Papaya Deran gesessen haben. Sie sind unterwegs zu Martha. Terror und Rebellion. Die geheimnisvolle Ankunft der sieben Fremden, mit der der Höhepunkt eingeleitet wurde. In nur drei Wochen wurden wichtigste Nervenknotenpunkte lahm gelegt. Und jetzt entkommen sie! Und falls es gelungen wäre, die sieben im Röhrensystem gefangen zu nehmen … hätte Martha eben einen anderen Plan angewendet, um sie zu retten. Denn sie hatte alles genau im Auge – ohne dass es zunächst von mir bemerkt wurde. Erst als sie sich bei mir meldete: Martha, die Revolutionärin!
Er hatte die todsichere Erkenntnis – auch dafür, dass er nur noch lebte, damit man einen Sündenbock hatte, um von den wahren Vorgängen und Schuldigen abzulenken.
Der Zorn gärte in ihm – vor allem, da er erkannte, wie ohnmächtig er im Grunde genommen dagegen gewesen wäre.
Ohnmächtig?
ER?
Ja, WÄRE! Aber – hieß er nicht Beron Derlinos?
Er dämpfte seinen Zorn schleunigst – in der wichtigen Erkenntnis, dass dies womöglich seine geniale Denkfähigkeit beeinträchtigen würde.
Er lachte leise. Nein, zwar konnte er auf direktem Wege überhaupt nichts tun, aber vielleicht auf dem Weg, auf dem er eine solche Karriere gemacht hatte?
Und jetzt kam sein wie er meinte genialer Einfall zum Zuge: SEIN Weg war stets der Weg von Intrige und Korruption gewesen.
Beron Derlinos konnte wieder zufriedener sein, denn er wusste, dass er sich in die richtige Richtung begab: In dieser Richtung war er der absolute Meister. Das hatte er bewiesen. Sogar gegenüber Papaya Deran. Sonst würde er doch gar nicht hier sitzen?
Na warte, Martha! Ich werde überleben, verlasse dich drauf. Mach du gemeinsame Sache mit den Revolutionären. Wisse dabei: Auch ich habe meine Verbündeten! Schließlich hat es noch nie jemand geschafft, völlig solo nach oben zu kommen. Auf jeder Stufe, die man empor klettert, bleiben Leute zurück, die überzeugt sind, man habe ihnen ungeheure Vorteile verschafft. Im gewissen Sinne stimmt das sogar, obwohl die Vorteile für mich selbst überwogen. Eine Hand wäscht die andere und so lange ich im Amt bin, lassen sie mich nicht fallen …
Wie schade, dass er in diesem Zusammenhang nicht die Worte sonst wo in der gigantischen Stadt Tustrada hörte – wo jemand zu Jeromee Jeri-emos Damus sagte, der Polizeipräfekt sei einer der wichtigsten Verbündeten der Rebellen – ohne es allerdings selber auch nur zu ahnen …
ENDE
Martha
von Wilfried A. Hary
Ein einfacher Name – doch die Grausamkeit in Person!
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