020 - Unter fremder Sonne
uninteressant sein …«
»Diese Meinung kann und will ich nicht teilen, Papaya Deran! Wieso sprechen Sie eigentlich so in Rätseln? Außerdem: Wer hat dieses Hauptquartier nach unserer Ankunft eigentlich in die Luft gesprengt – mit allen Gronmei darin? Auf wessen Befehl hin geschah es?«
Papaya Deran schüttelte den Kopf.
»Seit wann interessiert denn Sie das?«
»Wer?«, beharrte Ken.
»Ich natürlich, denn ich habe die Aktion geleitet! Warum sollte ich es leugnen? Ich war schließlich auch verantwortlich dafür, dass die Waffenlieferung vom KRYPP richtig ankommt, sicher geborgen wird – und vor allem auch richtig eingesetzt werden sollte. Mit anderen Worten: Ich war der Koordinationsleiter von Jeromee Jeri-emos Damus und den drei Ba-to-neh. Nur wussten die das nicht, denn mittels eines elektronischen Tricks erschien ich den Rebellen per Bildschirm immer als ein Gronmei. Denn die Hilfsrassen würden niemals gemeinsame Sache mit dem Clan machen, wenn sie wüssten, was wirklich vorgeht.«
»Sie haben diese Gronmei einfach ausgelöscht? Einfach so?«, fragte Ken ungläubig.
»Ja, na und?«
»Es macht Ihnen überhaupt nichts aus, Leben von intelligenten, fühlenden Lebewesen auszulöschen – die Ihnen treu ergeben sind und Ihnen vertrauen?«
»Jeder muss schließlich in solch schweren Zeiten Opfer erbringen!«
»Vor allem Sie, Papaya Deran, was? Ihr größtes Opfer wird sein, absolutistischer Herrscher über TUSTRA zu werden! Gratuliere für diese ganz besondere ›Opferbereitschaft‹!«
»Ironie ist hier fehl am Platze, Ken Randall! Außerdem werde ich sowieso nicht allein herrschen.«
Ken wog die rechte Faust wie prüfend und knirschte mit den Zähnen.
»Ich sollte Ihnen dafür den Schädel einschlagen, Sie widerliches Schwein!«
»Warum tun Sie es nicht?« Papaya Deran zuckte die Achseln und lachte humorlos.
»Weil wir das nicht überleben würden.«
»Aha, so richtig uneigennützig, hm? Ist Ihnen Ihr eigenes Leben und das Ihrer Freunde vielleicht doch mehr wert als sogar das Schicksal eines ganzen Planeten?«
»Es ist schließlich nicht mein Planet! Außerdem sind wir alle unfreiwillig hier. Also haben wir nur einen einzigen Ehrgeiz: so schnell wie möglich wieder hier raus zu kommen – und zwar möglichst heil!«
»Starke Worte, zugegeben, aber sind Sie auch sicher, dass Sie wirklich so denken? Irgendwie passt das gar nicht zu Ihnen. Nein, für die richtige Politik sind Sie völlig ungeeignet: Zuviel Gefühl und so! Sie machen es sich nur mal wieder sehr leicht, Ken: Ohne Sie wird die Revolution nämlich gar nicht siegen können! Dies ist eine Tatsache. Und warum opfern Sie sich dann nicht, wenn Sie unsere Revolution als so schäbig ansehen? Sie könnten alles mit einer einzigen Tat verhindern, denn die Revolution wird nur dann ohne Sie auskommen müssen, falls Sie mich hier umbringen. Weil der Gleiter ausschließlich auf mein Kommando hört – zurzeit wenigstens. Und das können Sie nicht verhindern. Sobald sich ein Unbefugter an den Kontrollen versucht, sprengt er sich selber in die Luft.«
*
»Aber der Kurs ist bereits programmiert!«, protestierte der Irdische.
»Sicher, Ken und wieso schlagen Sie dann nicht zu? Noch letzte Zweifel? Sie sind kräftig genug. Wenn ich so Ihre Muskeln sehe … Zwar nicht gerade wie bei einem Sann, aber immerhin …«
Jetzt lachte Ken: »Dumm sind Sie nicht, Papaya Deran, das muss Ihnen der Neid lassen. Wie hat Beron Derlinos es eigentlich geschafft, Sie aus dem Amt zu heben?«
»Er hat niemanden aus dem Amt gehoben, der es nicht selber wollte!«, belehrte Papaya Deran ihn. »Das erwähnte ich bereits. Ich bin Mitglied im ›Rat der 7‹. Da war es zunächst recht nützlich, Polizeipräfekt von Tustrada zu sein. Aber nur vorübergehend und nicht für immer. Denn dieses Amt fesselt einen: Man darf sich auf dem Planeten nicht frei bewegen. In Tustrada ist man außerdem einer der meistgehassten Männer und kann sich ohne Eskorte nicht aus dem Haus wagen. Denn ein Polizeipräfekt ist ein Mann, der ständig Todesurteile verhängt. Er lässt außerdem ständig foltern und quälen, vernichtet Existenzen mit einem Fingerzeig … Er hat Macht über Leben und Tod. Damit schafft sich niemand Freunde. Logisch. Und was jetzt meine Freunde sind – die glauben natürlich, ich sei sowieso nicht blutrünstig genug für diesen Job gewesen. Beron Derlinos passe dort besser hin. Er macht sich nämlich niemals Gedanken über diejenigen, die er töten
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