020 - Unter fremder Sonne
jemand von außen hinein wollte, musste er eine Schleuse benutzen.
Inzwischen war das Röhrensystem zwar uralt, aber es wirkte wie neu: Weil es ständig gewartet wurde, nämlich von speziellen Wartungsrobos.
Und die würden die sieben Menschen im Röhrensystem als eine ›Verschmutzung höchsten Grades‹ empfinden – und austilgen.
Was das im Einzelnen bedeutete, wollte sich Tanya ungern ausmalen. Sie war lieber vorsichtig und ließ es nicht darauf ankommen.
Der Schocker war bereit. Erfahrungsgemäß hatte er auf die Robos eine verheerende Wirkung. Daher war der Schocker als Waffe mehr als geeignet.
»Okay!«, zischte sie nach hinten, denn es zeigte sich nichts und die Vielzahl von elektronischen Fallen kannten sie inzwischen schon zur Genüge, denn sie benutzten das Röhrensystem nun schon seit fast drei Wochen – seit einer relativ kurzen Einweisungszeit!
Das entscheidende Gespräch zwischen Ken und dem Prupper lag nun also rund drei Wochen zurück. So lange befanden sie sich auch insgesamt auf diesem Planeten – durch den Zufall her verschlagen und Gefangene des ›Clans der Rebellen‹.
Und sie hatten in der Tat keine Alternative, als mit diesen Rebellen gemeinsame Sache zu machen.
Das bedeutete im Klartext: Sie waren offiziell auf dem ganzen Planeten zu gefährlichen Terroristen degradiert!
»Das stinkt mir gewaltig!«, maulte hinten einer unterdrückt. Tanya brauchte sich nicht umzudrehen, um zu sehen, wer es war, denn sie erkannte ihn an der Stimme: Yörg Maister!
Das zweiundzwanzigjährige deutschstämmige Genie, das nicht nur zwei komplette hochgradig komplizierte Universitätsexamen hinter sich gebracht hatte – bei einer Disziplin setzte er sogar noch die Doktorarbeit ›obendrauf‹ sondern das längst einen weltweiten Ruf als hoch qualifizierter Wissenschaftler besaß … Tja, Yörg Maister hatte trotz alledem auch noch eine herausragende Schwäche: Er hasste körperliche Anstrengungen und seit fast drei Wochen tat er nichts anderes – als sich körperlich anzustrengen!
Tanya Genada lächelte fein. Gut, dass Yörg Maister es nicht sehen konnte. Ihr machte die Anstrengung nichts aus.
Sie konzentrierte sich auf den Weg. Das Schlusslicht wurde von Ken Randall gebildet. Sie beide waren die einzigen ausgebildeten Survival-Leute im Team – voll vorbereitet für den Kampf. Ihre Sinne waren so geschärft, dass sie eine Gefahr schon längst witterten, wenn alle anderen noch völlig blind waren.
Und deshalb konnte Ken alle anderen jetzt auch warnen: »Achtung!«
Denn die Kreuzung war eine tödliche Falle – die prompt zuschnappte, als sie von allen passiert war: Eine Öffnung bildete sich unvermittelt und ein Robos plumpste herein. Aber es war kein Wartungsrobos, sondern ein Kampfrobos!
Also vermutete man die ›Terroristen wider Willen‹ inzwischen längst im Röhrensystem – und hatte sie jetzt endlich entdeckt.
Der Rückzug war abgeschnitten und der sehr undamenhafte Fluch, den Tanya vorn ausstieß, bewies allen recht deutlich, dass auch dort einer der Kampfrobos aufgetaucht war.
»Aus!«, sagte Yörg Maister pessimistisch. Aber Pessimismus war durchaus angebracht, denn die Kampfrobos richteten ihre tödlichen Strahlwaffen auf sie …
*
Die sehr menschenähnliche ›Herrenrasse‹ von TUSTRA, die so genannten Prupper: Blasse Hautfarbe. Die Haut wurde unter Sonneneinwirkung nicht braun, sondern dunkelte eher zu grau bis schmutziggrau, bis fast schwarz (das lag an der besonderen Beschaffenheit der Hautpigmente, die sich von den menschlichen unterschieden). Ihre Sprache war sehr melodisch (= ›singend‹). Sie wirkten auf Irdische arrogant und affektiert. Vergleiche mit dem mittelalterlichen Hochadel drängten sich auf. Sie schwatzten blumenreich, mit wenig Inhalt.
Aber es gab drei verschiedene Kasten, wobei nur die unterste Kaste, nämlich die Kaste der Sub-Prupper, genauso wirkte! Die Kaste der Unter-Prupper jedoch: Sie standen höher als die Sub-Prupper, durften Entscheidungen fällen und dienten in erster Linie dazu, die Gronmei in Schach zu halten. Aus dieser Kaste rekrutierten sich die Polizisten – und sogar elitäre Kämpfer der Verteidigungsarmee von TUSTRA. Die Unter-Prupper (ein Ausdruck, der niemals von ihnen benutzt wurde!) schienen die eigentlichen Beherrscher zu sein und sie wirkten überhaupt keineswegs so ›soft‹ wie die Mitglieder der Sub-Prupper.
Allerdings: die eigentliche Macht lag in den Händen einer relativ winzigen, elitären Gruppe: Die Kaste
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