0204 - Vorm Frühstück eine Kugel
New York Telefone-Company.«
»Ich bin G.-man Decker, das ist mein Kollege Jerry Cotton«, sagte Phil und zeigte auf einen freien Stuhl: »Wollen Sie nicht Platz nehmen, Mr. Randall?«
»Ja, danke. Der Anlaß, der mich zu Ihnen führt, ist etwas merkwürdig. Wir erhielten heute mit der Nachmittagspost diesen Brief zugestellt. Bitte.«
Mein Freund nahm ihn, betrachtete die Anschrift und die leere Rückseite. Dann zog er aus diesem Umschlag einen kleineren heraus, sowie einen Zettel. Nachdem er den Text auf dem kleineren Umschlag und den Zettel gelesen hatte, legte er beides vor mich hin.
Ich war‘wirklich nicht sonderlich interessiert, sah mir aber beides an. Der kleinere Umschlag war an den FBI adressiert, der größere an die Telefongesellschaft. Auf dem Zettel stand nur ein kurzer Vermerk, der besagte, daß es sich um eine dringende Angelegenheit handele. Ein Absender war nirgends vermerkt.
»Vielen Dank, Mr. Randall«, sagte ich. »Wer hat Sie denn gerade in dieses Office hier geschickt?«
»Eigentlich niemand«, erwiderte er. »Der Mann am Auskunftsschalter unten in der Halle nannte, als ich hereinkam, dieses Stockwerk. Da bin ich einfach mit dem Lift heraufgefahren, ausgestiegen und habe an die erste Tür geklopft, hinter der ich Stimmen hörte. Und das war hier.«
Manchmal spielt einem der Zufall üble Streiche. Denn natürlich mußten wir uns jetzt um den Inhalt des Briefes kümmern. Und es war kaum zu erwarten, daß er eine Freudenbotschaft enthielt.
Mit gemischten Gefühlen bedankte ich mich bei Randall, der sich erleichtert von uns verabschiedete. Er ging in dem Gefühl, seine Pflicht als Staatsbürger erfüllt zu haben. Und wir rissen, in dem Gefühl, von allen Staatsbürgern dafür bezahlt zu werden den kleinen Umschlag auf.
Es war nur ein einziger Bogen Papier darin, auf dem folgender Text stand:
Sehr geehrte Herren, mein Name ist Fitzgerald Combers, ich bin 42 Jahre alt und arbeite in Reynolds Bar, 510, West 182. Straße. Meine Wohnung ist 73. Morningside Drive (bei meiner Mutter, denn ich bin nicht verheiratet). Ich habe Ihnen Folgendes zu berichten:
Meine jetzige Stellung habe ich seit knapp vier Monaten. Ich bin der Tageskellner und tue normalerweise Dienst von vormittags halb zehn bis nachmittags sechs Uhr. In den vergangenen Monaten ist es nur dreimal vorgekommen, daß ich auch abends Dienst machen mußte, um einen erkrankten Kollegen zu ersetzen. Den letzten Abenddienst verrichtete ich am Dienstag. Und dabei fand ich eine Vermutung bestätigt, die sich mir früher schon aufgedrängt hatte, die sich aber beim Tagdienst nie bestätigt hatte, weil tagsüber wenig Alkohol bei uns verkauft wird. Jedenfalls machte ich folgende Entdeckung:
Der als Whisky in den Ausschank kommende Schnaps ist nicht echt. Alle, aber ausnahmslos alle Flaschen tragen gefälschte, und schlecht gefälschte Etiketten und Steuerbanderolen. Am letzten Dienstagabend brachte ich mir in einem kleinen Fläschchen echten Whisky mit, um in einem günstigen Augenblick die Qualitäten vergleichen zu können. Dabei wurde mein letzter Zweifel beseitigt, ln der Bar wird schwarzgebrannter Whisky verkauft. Wie ich feststellen konnte, erfolgen die Lieferungen jeweils in der Nacht zum Mittwoch. Auch dies ist sehr ungewöhnlich, denn die legalen Firmen liefern ihre Ware tagsüber.
Unser Geschäftsführer heißt Robert Lindner. Er hat die Aufsicht über weitere fünf Lokale der Reynold-Kette. Sie liegen alle hier in der Nähe. Lindners Stellvertreter im Lokal heißt Sam Lieser. Ich sprach beide Männer gestern, also am Mittwoch, an und erzählte ihnen Von meinen Beobachtungen.
Lindner wich aus und sagte, daß er sich über dieses Thema heute noch einmal mit mir unterhalten möchte. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Auf jeden Fall scheint es mir geraten, diesen Brief zu schreiben. Meine Mutter wird ihn zu einem Zeitpunkt aufgeben, da sich Lindner eigentlich schon mit mir unterhalten haben müßte.
Wenn er die Sache mit mir in Ruhe bespricht, werde ich meine Mutter anrufen und ihr sagen, daß sie den Brief nicht in den Kasten zu werfen braucht. Damit sie keinen Verdacht schöpft, habe ich die Adresse der New Yorker Telefongesellschaft darauf geschrieben.
Wenn Sie diesen Brief also bekommen, dann steht fest, daß die Bande gegen mich handgreiflich geworden ist, und ich konnte das Absenden des Briefes nicht mehr stoppen. In diesem Falle sollten Sie sich vielleicht einmal um Lindner kümmern. Wahrscheinlich betreibt er
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