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0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

Titel: 0204 - Vorm Frühstück eine Kugel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vorm Frühstück eine Kugel
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Eintreffen des Zuges versteckte ich mich zwischen Gepäckkarren, die auf dem Bahnsteig herumstanden und genug Platz für ein Versteck boten.
    Pünktlich brauste die Diesellokomotive heran. Ich wartete, bis der Zug hielt und die Türen aufschwangen. Dann mischte ich mich in den Strom der Reisenden.
    Mit einem Taxi ließ ich mich bis in die Nähe der 182. fahren.
    Mit dem Karton unterm Arm marschierte ich um den nächsten Block, warf ab und zu einen Blick in die Schaufenster und betrat schließlich Reynolds Bar in der 182. Straße.
    Vor ein paar Tagen war ich schon einmal mit Phil hier gewesen, als wir uns die Whiskyprobe mitnahmen. Damals war es abends gewesen, und ein anderer Kellner versah den Dienst. Nur der mürrische Mann hinter der Theke war auch an jenem Abend dagewesen. Aber er erkannte mich nicht wieder.
    Ich setzte mich umständlich an einen Tisch, verstaute den Karton sorgfältig zwischen meinen Knien, damit man sehen konnte, daß ich mir diese geringe Habe um keinen Preis würde stehlen lassen, und bestellte Kaffee und Sandwiches. Der Ober brachte den durchsichtigen Beutel mit den drei belegten Brötchen und die Portion Kaffee. Ich bedankte mich und zahlte sofort. Mit kleinen Münzen.
    Als ich meine Mahlzeit beendet hatte, stellte ich mich in die Ecke, wo ein Spielautomat hing. Meinen Karton hatte ich unter den linken Arm geklemmt. Eigentlich bin ich noch nie ein Freund dieser »einarmigen Gangster« gewesen, wie wir die Spielautomaten nennen, aber hier konnte es nicht schaden, wenn ich an solch einem Apparat herummanipulierte.
    Nachdem ich fast eine halbe Stunde an dem Automaten zugebracht und natürlich mehr Geld hineingesteckt als herausbekommen hatte, ging ich an die Theke und fragte, ob man mir einen Fünfziger wechseln könnte. Ich legte den neuen Schein auf die Theke.
    Der Mann dahinter — es mußte sich um diesen Sam Lieser handeln, den Combers in seinem Brief erwähnt hatte — nahm den Schein, kurbelte eine Registrierkasse auf und gab mir zwei Zwanziger und einen Zehner. Ich bedankte mich und fragte:
    »Sie wissen wohl nicht zufällig, ob irgendwo in der Gegend hier ein Zimmer zu vermieten ist?«
    Lieser sah mich nachdenklich an. »Haben wir uns nicht schon mal irgendwo gesehen?« fragte er zurück.
    »Schon möglich. Obgleich ich das erste Mal in New York bin. Aber sonst bin ich viel herumgekommen, und dabei habe ich natürlich ’ne Menge Leute kennengelernt. Man kann die Namen gar nicht alle behalten.«
    »So.., Warten Sie mal. War da nicht…«
    Er drehte sich um und sprach mit der Frau, die an der Kaffeemaschine stand. Eine Weile redeten sie miteinander, bis Lieser zu mir zurückkehrte.
    »Sie könnten Glück haben, Mister«, sagte er. »Auf der Laurel-Hill-Terrace ist vorgestern ein Zimmer frei geworden. Unser Aushilfskoch ist zu seiner Schwester nach Kalifornien gezogen. Ich glaube nicht, daß Missis Pitschenski das Zimmer schon wieder vermieten konnte. Versuchen Sie’s da ruhig mal.« Ich tippte mit dem Zeigefinger an die Hutkrempe.
    »Danke, Chef! Beim nächsten Mal gebe ich ein paar Lagen.«
    »Gemacht, Mister!«
    Ich zog los, den Pappkarton unterm Arm. Die erste Etappe hatte geklappt. Jetzt kam es nur auf ein bißchen Glück und auf Sam Lieser an.
    ***
    »Nur noch eine Paraffinspritze, Mr. Decker, dann sind wir fertig!« sagte der Arzt, während der Maskenbildner mit unverhohlenem Entzücken Phils neuerdings flachsblonden Haarschopf betrachtete.
    Phil ließ alles geduldig über sich ergehen. Nach ungefähr einer Stunde erklärte der Arzt, daß es jetzt gut sei. Ein paar Tücher wurden abgenommen, und Phil besah sich im Spiegel.
    Er versuchte zu lächeln, aber die aufgeschwollenen Wangen ließen den Versuch kläglich scheitern. Sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, die stark an einen Clown im Zirkus erinnerte.
    »Du lieber Himmel«, sagte Phil etwas unbeholfen, denn er mußte sich erst an die veränderten Bedingungen gewöhnen, mit denen seine Gesichtszüge jetzt fertigwerden mußten. »Wenn ich wirklich so fett wäre, würde ich jeden zweiten Tag fasten.«
    Aber er war zufrieden, denn Arzt und Maskenbildner hatten eine hervorragende Arbeit geleistet. Phil sah aus wie ein junger Mann, der zuwenig Bewegung hatte und zu gutes Essen liebte. Phil bedankte sich bei seinen Helfern und fuhr mit dem Lift hinab in den Hof, wo er meinen Jaguar in die Garage brachte. Er wollte lieber einen unauffälligen FBI.-Wagen nehmen, da der Jaguar zu sehr in die Augen stach.
    In seiner Wohnung zog

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