Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

Titel: 0204 - Vorm Frühstück eine Kugel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vorm Frühstück eine Kugel
Vom Netzwerk:
Zeitungen wissen«, sagte der Boß gerade, und seine Stimme klang schneidend, »daß der G.-man Decker immer mit einem G.-man namens Cotton zusammenarbeitet. Decker schnüffelt seit ein paar Tagen bei uns herum. Wo ist Cotton?«
    Das war eine rein rhetorische Frage, denn schon sein Ton verriet, daß er mich für Cotton hielt. Ich sah nicht ein, warum ich meine Rolle auch nur eine Sekunde länger spielen sollte. Und ich war ganz froh, jetzt endlich Farbe bekennen zu können.
    »Ja«, sagte ich und stand wieder auf. »Ich bin Jerry Cotton, Special-Agent des FBI.«
    Ein Laut des Erschreckens kam aus der Menge hinter mir.
    Mit einem Sprung war ich oben auf dem Thron, packte mit beiden Händen die Maske und rief:
    »Und diese jämmerliche Kreatur ist ein Mörder namens Sam Lieser!«
    Stoff ratschte, die Maske fiel. Liesers Gesicht starrte mich an, haßerfüllt, wutverzerrt. Die beiden Gorillas kamen auf mich zu. Ich sprang hinter Liesers Stuhl und riß ihm die Pistole unter dem schwarzen Umhang hervor, die ich beim ersten Griff schon gefühlt hatte.
    Ein Schuß krachte. Die Kugel zischte' heiß an meiner linken Wange vorbei. Ich hielt mit der linken Hand Lieser im Genick fest, daß er winselte. Mit der rechten hob ich die Pistole.
    »Keine Bewegung!« rief ich. »Hände hoch! Los, streckt die Pfötchen nur Decke!«
    Meine Stimme hallte wie eine Fanfare durch den Keller. Trotzdem wußte ich, daß meine Lage mehr als verzweifelt war. Aber während in meinem Gehirn die Gedanken fieberhaft nach dem günstigsten Ausweg suchten, war auf einmal eine ruhige und doch so energische Stimme im Raum. Eine Stimme, die ich unter tausend anderen sofort herauskenne. Und diese Stimme sagte: »Keiner rührt sich vom Fleck. Das ganze Gebäude ist vom FBI umstellt! Die beiden Gorillas dort treten nach links. Ihr dahinten bleibt stehen! Jack, Bob, Slim und Harry — nach links hinüber. Die anderen dort nach rechts.« Phil kam mit fünfundzwanzig Kollegen. Während er souverän die Situation beherrschte, zwinkerte er mir von weitem zu. Ich zwinkerte zurück. Napoleon soll von seinen Generälen verlangt haben, daß sie mit dem Glück verbündet sind. Na ja, ich glaube, ich wäre bei ihm Feldmarschall geworden…
    ***
    Was monatelang unentdeckt geblieben war, platzte innerhalb von zweimal vierundzwanzig Stunden restlos. Das Gelände, auf dem die Bäckerei stand, gehörte Lieser, wenn es auch auf den Namen eines vorgeschobenen Strohmannes im Grundbuch eingetragen war. Manhattan erlebte seine größte Kneipenrazzia. Achtzehn Gastwirte verloren die Konzession. Sechsundsiebzig bezahlten Konventionalstrafen, die gepfeffert waren. Ganz abgesehen von den Beträgen, die die Steuerfahndung nachträglich kassierte.
    Combers hatte den Stein ins Rollen gebracht. Lieser hatte ihn in der Küche erschießen lassen. Der Schütze war Edward Earp, und er verwendete denselben Schalldämpfer, mit dem er später Phil ermorden wollte. Combers Leiche wurde nach sechsundachtzigstündiger Suche aus dem Hudson geborgen. Earp war der vierte Leibwächter Liesers, wenn dieser maskiert als Boß auftrat. Lindner mußte verschwinden, weil er Lieser durchschaut hatte und mit einer hohen Beteiligung erpressen wollte. Phil war sehr richtig noch zuletzt darauf gekommen, daß nur Lieser selbst ihn niedergeschlagen und Lindner erschossen haben konnte. Ich selbst wäre Lieser vielleicht nie verdächtig geworden, wenn ich nicht Earps Angebot ausgeschlagen hätte, um Liesers billigeres Angebot anzunehmen. Lieser sagte sich zu Recht, daß kein Gangster einen Job für fünfzig Dollar nimmt, wenn er einen für hundert kriegen kann. Also wollte er der Sache auf den Grund gehen und rief in Denver an. Und dabei platzte die Geschichte.
    Das waren die gröbsten Umrisse, für die wir uns interessierten. Die tausend und abertausend Einzelheiten des ganzen Geschäftes mochten die Gerichte klären. Phil und ich gingen etwas früher an diesem Abend. Die Einlieferung der Gefangenen konnten unsere Kollegen ebensogut vornehmen.
    Wohin wir gingen? Oh, nur in ein kleines, nettes Lokal. BAR stand über der Tür, wie bei allen unseren Kneipen. Aber dort schenkten sie Bourbon aus, richtigen, echten, versteuerten Bourbon.
    ENDE

Weitere Kostenlose Bücher