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023 - Im Zeichen des Boesen

023 - Im Zeichen des Boesen

Titel: 023 - Im Zeichen des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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von denen, die du verabscheust, die du verleugnest. Ich bin nicht so hochmütig wie du. Ich verachte dein Leben nicht. Ich nehme es mir.«
    Als Dorian schon dachte, das sei das Ende, da legte sich plötzlich was Warmes um seine fröstelnden Glieder, und Vukujevs Stimme sagte: »Da war jemand. Vielleicht ein Mensch, ein Mann, so genau konnte ich es nicht sehen.
    Er hockte auf Ihnen und hielt Sie mit Armen und Beinen umklammert. Als ich kam, rannte er davon. Soll ich …«
    »Nein, bleib bei mir, Vuk«, sagte Dorian zähneklappernd. »Du siehst, was passieren kann, wenn du mich allein läßt.«
    Dorian war noch etwas schwach auf den Beinen, aber mit jedem Schritt wurde er kräftiger und sicherer. Der ganze Spuk konnte nicht länger als eine halbe Minute gedauert haben.
    Vom Korridor her erklang wieder Anjas verzweifelter Schrei. Dorian stützte sich auf Vukujev und drängte ihn aus der Tür. Sie befanden sich bei dem Turm mit der Wendeltreppe. Dorian sah, wie ein behaartes Bein hinter der Mittelsäule nach oben verschwand, und lief wankend auf die Wendeltreppe zu.
    Vukujev, der diesmal nicht von seiner Seite wich, sagte: »Da ist niemand, Dorian!«
    »Doch«, beharrte Dorian. »Hörst du das Mädchen nicht schreien?«
    »Es ist nur der Wind«, behauptete Vukujev. Dorian deutete auf die Turmtreppe.
    »Anja ist dort oben!«
    Er nahm immer zwei Stufen auf einmal. Er wußte, daß er die letzten Kraftreserven aus sich herausholen mußte, um das Mädchen zu retten.
    Die Treppe war plötzlich zu Ende. Er befand sich auf einem Dachboden. Zwischen den Balken spannten sich Spinnweben. Überall lag zentimeterdicker Staub. Durch die Ritzen pfiff ein eisiger Wind.
    »Ich wußte doch, daß da niemand ist«, sagte Vukujev. »Sie haben sich getäuscht, Dorian.«
    »Wer ist denn nun von uns beiden verrückt, du oder ich?« herrschte Dorian ihn an, bereute seine Worte jedoch sofort. Aber sie ließen ihn die Wahrheit erkennen.
    Vukujev war verrückt, deshalb konnten ihn die Dämonen nicht beeinflussen, aber Dorian war ihren magischen Kräften ausgeliefert; selbst wenn Vukujev in seiner Nähe war, konnten sie ihm Trugbilder vorgaukeln.
    Eines dieser Trugbilder war Anja gewesen. Darum hatte Vukujev sie nicht gesehen.
    Als wieder ein markerschütternder Schrei ertönte, blieb Dorian ruhig.
    »Du hattest recht, Vuk«, sagte er. »Ich habe mich täuschen lassen.«
    Vukujev packte ihn am Arm. »Aber da hat jemand geschrien!«
    Dorian schüttelte den Kopf.
    »Ich habe es gehört«, beharrte Vukujev. »Das war Anja. Sie ist irgendwo da vorn. Ich muß zu ihr!« »Bleib hier, du Narr!« schrie Dorian.
    Aber Vukujev ließ sich nicht zurückhalten. Staub wirbelte auf, als er über den Dachboden eilte, über Querbalken hinweg sprang, stolperte, sich aufraffte, weiterhastete.
    Dorian blieb hinter ihm.
    Schließlich erreichte Vukujev eine Holztür, die schief in den Angeln hing.
    »Nicht öffnen!« schrie Dorian. Er wußte nicht, warum er Vukujev warnte, aber er ahnte Schreckliches. »Dahinter ist Anja!«
    Vukujev riß die Tür auf.
    »Anja!«
     

     

Anja preßte die Faust gegen den Mund, um nicht nochmals schreien zu müssen.
    »Was haben Sie, Mädchen?« erkundigte sich Asmodi. Sein Gesicht verschwamm vor ihren Augen. »Ich fürchte, das alles war zuviel für Sie. Ich werde Sie jetzt Safirna überlassen.«
    Anja brachte kein Wort über die Lippen. Sie ließ sich von diesem unheimlichen Mann durch den Saal führen. Vor einem Tisch, an dem drei Männer und eine Frau saßen, blieben sie stehen.
    Asmodi sagte zu der Frau: »Safirna, darf ich dir meinen Schützling übergeben? Sieh dir das arme Ding an! Es ist ganz zerschunden und wundgeschlagen. Gib ihr ihre Schönheit zurück!«
    Die Frau erhob sich. Sie hatte einen großen Kopf mit einem grobschlächtigen, faltigen Gesicht, das rosa gepudert war. Ihr gekräuseltes Haar war grellrot, und auf der großen, fleischigen Nase hatte sie zwei Warzen. Sie war noch kleiner als Anja und hatte einen leichten Buckel.
    »Komm mit, Kindchen!« sagte sie mit schriller, aufdringlicher Stimme und ergriff Anjas Hand.
    Anja wehrte sich nicht, als die bucklige Alte sie in den hinteren Teil des Saales führte. In einer Nische stand eine Couch.
    »Leg dich hin, Kindchen!« sagte Safirna.
    Sie zog einen Vorhang vor die Nische und erklärte: »Ich habe es nicht gern, wenn man mir bei der Arbeit über die Schulter guckt.«
    Es widerstrebte Anja, sich niederzulegen, aber als die Alte sie sanft auf die Couch hinunterdrückte,

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