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0266 - Der Flammengürtel

0266 - Der Flammengürtel

Titel: 0266 - Der Flammengürtel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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falschen Hierarchie …
    Das Höllenwesen wollte die letzten Augenblicke noch genießen. Der Anblick der verrohten Gladiatorenkämpfe erfreute den Dämon. Und nun wartete er darauf, daß noch der Gegner in den Staub sank, vor dem er die meiste Furcht hatte.
    Wenn Professor Zamorra starb, würde Scaurus aus dem Prätorianerpräfekten entweichen, das Unsterbliche des Parapsychologen ergreifen und im Triumph in die Hölle entführen.
    Der Dämon fieberte dem Moment entgegen, wo der Meister des Übersinnlichen zusammen mit den Christen in die Arena getrieben wurde …
    ***
    Eine Schreckensgestalt näherte sich quer durch die Arena dem Gitter, hinter dem der Kerker der Christen lag. Der Parapsychologe wußte, daß man hier einen Sklaven als Charon verkleidet hatte.
    Charon, der Fährmann, der in der Unterwelt die toten Seelen über den Styx setzt.
    Knarrend und quietschend öffneten sich die beiden Gittertore und ließen das gleißende Licht der späten Mittagssonne voll in das düstere Verlies scheinen. Doch auf den bleichen Gesichtern der Christen war keine Furcht zu erkennen. Auch Regina Stubbe hatte ihre Tränen getrocknet und versuchte, etwas Haltung zu bewahren.
    »Auf den Sand hinaus!« dröhnte die Stimme des Maskierten. Schon kamen die Magistophores heran. Es waren rohe Menschen, die mit ihren schweren Peitschen die Verurteilten in die Arena treiben mußten. Das Knallen der Peitschen hallte im düsteren Gewölbe wider. Die Männer des Tigellinus machten sich darauf gefaßt, daß die Verurteilten im Angesicht des Todes von Verzweiflung übermannt einen Ausbruchsversuch machen würden. Manch einer überprüfte, ob der Griff des Kurzschwertes an der richtigen Stelle gegürtet war. Im Falle einer Revolte würden die Magistophores rücksichtslos davon Gebrauch machen.
    Doch die Männer erleben die Überraschung ihres Lebens.
    Die Christen strebten dem Tor zu, als läge dahinter nicht der Rachen des Löwen, sondern die Freiheit. Befremdet hielten die Männer, deren Handwerk die Grausamkeit war, inne. Hier war ihr Einsatz nicht nötig.
    Wie mächtig mußte dieser Christengott sein, daß er seinen Getreuen alle Furcht vor dem Sterben nahm?
    Zamorra und Aurelian schritten hinter Crispus her, der den Zug der Christen in die Arena anführte. Zwischen sich stützten die beiden Männer Regina Stubbe, deren Beine auf ihrem letzten Gang versagten.
    »Hab keine Furcht, Mädchen!« redete Crispus, der ihre Angst bemerkte, auf Regina Stubbe ein. »Heute noch wirst du im Paradiese sein. Da!« Seine Hand wies nach oben in die Menge, wo sich ein alter Mann im weißen Gewand erhoben hatte. »Da seht! Petrus, der Statthalter des Herrn, ist gekommen!«
    Die Christen, die nun alle in der Arena waren, sanken in die Knie. Im Publikum aber bespottete man einen alten Mann mit dem Krummstab eines Hirten. Er redete in einer unbekannten Sprache und vollführte seltsame Bewegungen.
    Gewiß ein närrischer Greis, der den Brandstiftern einen besonderen Fluch nachschleudern will, dachte man und wandte sich ab.
    In Wirklichkeit aber sprach hier der Apostel, der Christus selbst gekannt hatte in aramäischer Sprache den Segen. Die Schafe und Lämmer, die man ihm zu weiden befahl, er segnete sie für den Tod und die Ewigkeit.
    » Christus regnat! « Zum ersten Mal ertönte ein solcher Hymnus in einer römischen Arena.
    Das Volk begann zu toben. Ungeduldige Rufe und Pfiffe forderten, daß man die Vivarien öffne und die Löwen loslasse. Das Trampeln tausender von Füßen erschütterte den Circus.
    Zamorra hatte mit Regina und Aurelian direkt unter der Cäsarenloge Aufstellung genommen. Wie ein Blitz durchzuckte den Parapsychologen eine Idee. Wenn es gelang, einen Kampf zu liefern, bestand die Möglichkeit, daß er zum Liebling des Volkes wurde und Nero ihn und seine Begleiter freilassen mußte. Die Chance war zwar gering, gegen einen angreifenden Löwen zu gewinnen – aber es war die einzige Möglichkeit, das drohende Schicksal zu wenden.
    Gebannt sah Zamorra, daß Kaiser Nero einen Becher Wein an die Lippen führte und wie ein halb Verdurstender trank. Dieser Künstler auf dem Thron hatte seine Kräfte überschätzt. Schon bei den Gladiatorenkämpfen hätte er viel darum gegeben, den Circus verlassen zu dürfen. Doch das Volk sollte sehen, daß sein Herz gegenüber den Christen unerbittlich war. Zamorra wußte, daß sich Nero Mut antrank.
    »Nero Cäsar!« schrie Zamorra aus Leibeskräften. »Neige dein Ohr der Bitte eines Mannes, der sterben

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