0278 - In geheimer Mission auf Lemuria
mußte.
Es war ein Wunder, daß Redhorse mich hatte retten können, denn er stank nicht weniger stark als ich. Er gehörte ebenfalls zu den neun Männern, die in den geplanten Einsatz gehen sollten.
Nach zwanzig Stunden konnte ich mich selbst nicht mehr riechen. Zu diesem Zeitpunkt existierte die ESKILA längst nicht mehr. Ein einziger Volltreffer der CREST III hatte sie pulverisiert. Zuvor hatten wir ein Rettungsboot des alarischen Schiffes an Bord der CREST III genommen.
Zum Glück hinderte mich meine äußere Verfassung nicht am Nachdenken.
„Ab sofort heißen Sie Assaraf und sind alarischer Händler" hatte Atlan gesagt. „Sie dürfen das nie vergessen. Lastafandemenreaos Papageorgiu ist tot, verstehen Sie?"
Ich verstand.
Man roch es schließlich.
Die Tatsache, daß ich jetzt Assaraf hieß, hinderte mich nicht daran, die neun Händler als Narren zu bezeichnen. Nur Narren konnten so großspurig in eine Falle fliegen. Sie hatten sich allzu sicher gefühlt.
Den Papieren, die wir von der ESKILA mit zur CREST III gebracht hatten, konnten wir entnehmen, daß der Heimatplanet der Händler Alara IV hieß. Diese Welt war vor ungefähr zweihundert Jahren von Lemurern besiedelt worden. Die neun Gefangenen waren Nachkommen jener Kolonisten. Jetzt besaßen sie nur noch wenige jener Vorzuge, die ihre lemurischen Verwandten auszeichneten. Sie nannten sich Händler, aber sie waren nichts als Weltraumtramps, schmutzig, gewalttätig, geschäftsfreudig und wahre Halsabschneider. Das alles konnten wir ihren „Papieren" entnehmen.
Sie nannten sich Geschäftsleute, aber das waren sie ebensowenig wie ein Mann, der einen Bauchladen besitzt und ein Wunderhaftmittel für künstliche Gebisse anzubieten hat.
Auch unsere neun Gefangenen besaßen solche speziellen Handelsgüter. Eines war sogar wertvoll.
Es handelte sich um einige Blöcke hochwertiger Schwingquarze, die von der lemurischen Flotte zur Herstellung von Feuerleitgeräten benutzt wurden Diesen Schatz hatten wir zusammen mit dem Rettungsboot in Sicherheit gebracht.
Einige CREST-Wissenschaftler hatten die Positronik der ESKILA untersucht. Dabei hatte sich Icho Tolots Vermutung bestätigt, daß der Planet Vario wichtigste Handels- und Regierungswelt des Andromeda-Zentrums war. In den Unterlagen der Alarer wurde Vario allerdings unter dem Namen Lemuria geführt. Auf Lemuria lebte die Oberschicht der geflohenen Lemurer, die ihre neue Welt nach dem untergegangenen irdischen Erdteil genannt hatten. Als einziger Planet der blauen Riesensonne Big Blue nahm Lemuria eine führende Stelle unter den Kolonialplaneten der Lemurer ein.
*
Auf dem Weg zum Aufenthaltsraum für die mittleren Decks traf ich Perry Rhodan. Ich hätte ihn fast nicht erkannt, denn sein Gesicht wurde von einem kupferroten Bart bedeckt. Im Nacken hatte der Großadministrator sein länger gewordenes Haar zu einem Zopf zusammengebunden. Rhodans Haut war jetzt ebenso wie meine tiefbraun. Beide sahen wir wie echte Alarer aus. Biologische Mittel hatten unsere Bärte und Haare innerhalb weniger Stunden gewaltig sprießen lassen. Haut und Haare waren künstlich gefärbt.
„Hallo, Assaraf!" begrüßte mich Rhodan. „Gehen Sie zur Versammlung?".
„Ja, Sir!" krächzte ich. Ich gab mir Mühe, den Geruch zu ignorieren, der dem Großadministrator anhaftete.
„Das, Sir müssen Sie sich in Zukunft sparen", erinnerte mich Rhodan. „Wir sind neun Alarer und werden uns wie solche benehmen."
„Ich werde mir Mühe geben", versicherte ich.
Als wir den Aufenthaltsraum erreichten, waren die anderen sieben Männer bereits anwesend. Im bequemsten Sessel hockte Gucky. Obwohl der Mausbiber an unserem Unternehmen teilnehmen sollte, brauchte er sich nicht zu maskieren. Auch mit einem Rauschebart hätte er nicht wie ein Alarer ausgesehen. Atlan hatte sich für den Mausbiber etwas Besonderes ausgedacht.
Atlan, der auf einer Tischkante saß und seine langen Beine baumeln ließ, sah wie ein echter Wikinger aus. Dagegen wirkte Tako Kakuta, der Teleporter, etwas schmächtig. In Anbetracht seiner körperlichen Mängel hatte der Mutant versucht, mit seinem Körpergeruch alles wettzumachen. Andre Noir, der Hypno, sah wie ein gutmütiger alter Mann aus. Dagegen war Major Redhorse eine imposante Erscheinung. Sein markantes Indianergesicht wurde von einem tiefschwarzen Bart umrahmt. Sein sehniger Körper drohte die alarische Uniform zu sprengen. Hinter Redhorse stand der einzige Mann, der Spaß daran hatte, sich nicht mehr
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