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0285 - In den Tiefen von Loch Ness

0285 - In den Tiefen von Loch Ness

Titel: 0285 - In den Tiefen von Loch Ness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Schwanz hoch und wischte über das Ufer. Der Angler, der sich gerade wieder erheben wollte, wurde voll erwischt und in hohem Bogen durch die Luft geschleudert. Angely hörte ihn schreien. Dann tauchte das Alptraumgeschöpf endgültig in den Fluten unter, die noch minutenlang schäumten und brodelten.
    Angely MacRaven erhob sich jetzt ebenfalls. Sie sah den Angler zwischen den Ästen eines verkrüppelten Bäumchens hängen, zerrupft und zerschunden. Mühsam hangelte er sich soeben heraus und berührte den Boden, ehe Angely ihm helfen konnte. Sie sah einen von Wind und Wetter gezeichneten Mann mittleren Alters vor sich, nichts für ihre Altersgruppe. Nun ja.
    Er starrte sie sprachlos an.
    »Noch nie ein Mädchen im Bikini gesehen?« fragte sie.
    »Schon, aber hier in der Einsamkeit? Und so heiß ist es nun doch nicht…«
    »Ich friere nicht«, winkte sie ab. »Und so einsam ist es nun auch wieder nicht. Drei Meilen von hier ragen die hehren Zinnen von Raven’s Castle empor. Haben Sie sich wehgetan?«
    »Ich mir kaum, aber fragen Sie mal das Biest da drüben«, ächzte der Angler und unterzog sich einer raschen Schnelluntersuchung. »Gebrochen wohl nichts, aber eine Menge blauer Flecke. Haben Sie eine Ahnung, was das für ein Biest war? Das sah mir aus wie diese legendäre Zeitungs-Ente, dieses Ungeheuer Nessy…«
    »Sah mir auch so aus, aber das gibt es doch nicht«, versetzte Angely. »Aus meinem Badeausflug wird jetzt ja wohl nichts mehr. Wenn Sie mit zum Castle kommen, können wir Sie da ein wenig verarzten. Vielleicht ist auch noch ein bißchen Kleidung von meinem Bruder übrig, in Ihren zerrupften und verdreckten Sachen können Sie sich ja nirgends sehen lassen.«
    »Na, Sie haben sich auch schön im Schlamm gerollt.« Der Angler schmunzelte. »Sie wohnen im Schloß?«
    »Ich bin Angely MacRaven«, sagte sie einfach.
    »Ach, du dicker Vater. Ausgerechnet die Erbin«, ächzte der Angler. »Verzeihen Sie. Ich bin Pete MacRoy. Ich wohne seit vier Wochen unten im Dorf und dachte, ich könnte mich mal ein wenig beim Angeln erholen. Weit gefehlt… Sorry, ich wußte nicht, daß ich Sie auf Ihrem Privatland stören könnte.«
    »Das Gelände steht jedem offen«, erwiderte sie. »Kommen Sie, wir suchen Ihre Sachen zusammen, und dann fahren wir zum Castle, all right?«
    »Ich habe meinen Wagen hier stehen…«
    »Ich auch. Sie fahren hinter mir her.«
    Und so lernte Pete MacRoy Raven’s Castle kennen.
    ***
    Zur gleichen Zeit, in der Pete MacRoy und Angely MacRaven den Angriff des Ungeheuers erlebten und drei Meilen weiter Sir Glenn den jähen Anfall von Kopfschmerz erlebte, der ihn so vieles ahnen ließ, geschah unweit des Schauplatzes noch etwas anderes.
    Gryf, der Druide, erwachte aus seinem Nachmittagsschläfchen, das er sich nach längerer Wander-Etappe gegönnt hatte. Irritiert öffnete er die Augen und sah sich um. Aber er konnte keine Gefahr in seiner unmittelbaren Nähe feststellen. Über ihm glänzte der erstaunlich blaue Himmel Schottlands. Das Klima war fast zu mild. Kein Lufthauch regte sich.
    Aber etwas war geschehen. Er spürte es, er wußte es mit absoluter Gewißheit. Aber was mochte es sein?
    Lautlos erhob er sich. Seine Hand tastete zur Spezialinnentasche seiner Jeansjacke, zog den kugelschreiberartigen Stab heraus und sah zu, wie dieser sich bis auf Unterarmlänge auseinanderschob. Er glänzte silbern im Sonnenlicht. Sofort fühlte der Druide sich sicherer. Und jetzt, durch den Silberstab verstärkt, erkannte er den Grund seines jähen Aufwachens.
    Jemand rief!
    Lautlos, nur mit der Kraft der Gedanken. Aber diese Gedanken klangen schwach, als habe sie jemand abgedämpft. Es war ein telepathischer Hilfeschrei, der einen alten Freund bat, Beistand in höchster Not zu leisten.
    Aber wer rief?
    Gryf lauschte mit seinen Para-Kräften ins Nichts. Der achttausendjährige Druide, der wie ein Zwanzigjähriger wirkte, glich einer versteinerten Säule. Wer ruft mich ? sendete er seine Antwort. Ich will helfen, aber wer ruft mich ?
    Aber es kam keine Antwort mehr. Der gedankliche Hilferuf war verstummt, wie abgeschnitten.
    Gryf löste sich aus seiner Starre und überlegte. Vielleicht kam er durch reines Nachdenken darauf, wer ihn brauchte. Er befand sich im schottischen Bergland. Seine Hütte auf der Insel Anglesey im Norden von Wales sah er in letzter Zeit ebensowenig wie seine zweite Unterkunft in Merlins Unsichtbarer Burg. Er folgte wieder seinem uralten Wandertrieb, der ihn wie schon vor Jahrtausenden immer

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