0287 - Wenn Satan sich die Hände reibt
gleichzeitig einen Trennungsstrich gezogen. Auf der einen Seite existiert die Hölle mit mir an der Spitze, auf der anderen die Magie der alten Götter. Auch sie will das Chaos, das Böse, ich bin gespannt, wer gewinnt.«
»Dann streitet ihr euch um die Welt und um die Menschen?« fragte Sheila.
»So ist es.«
»Wann wird der Kampf entschieden sein?«
Der Satan hob seine eckigen Schultern, und sein Gesicht verzog sich in die Breite. »Das kann schon morgen geschehen, aber auch in 1 oder 10 000 Jahren. Wir stehen erst am Beginn. Jede Seite ordnet noch ihre Reihen und versucht, so viele Diener wie möglich zu bekommen. Du gehörst jetzt zu mir.«
Sheila nickte. »Wie mein Vater.«
»Auch er.«
»Wo ist er?« fragte sie.
Der Teufel lachte, und seine Augen wurden plötzlich zu kleinen Flammenrädern. »Dein Vater ist tot.«
Sheila erschrak. »Aber ich habe ihn gehört. Sein Geist muß noch existieren. Er sprach zu mir…«
»Körper und Geist sind zwei verschiedene Dinge. Der Körper kann ruhig sterben, aber der Geist muß vorhanden sein. So ist es bei deinem Vater. Er hat auch der Hölle gedient, und ich habe ihn in eine Dimension geschickt, in der Geister leben und warten.«
»Darf ich ihn sehen?«
»Wozu?«
»Ich möchte mich davon überzeugen, daß er es tatsächlich ist…«
Der Satan unterbrach die Frau durch sein rohes Lachen. »Wozu willst du dich überzeugen? Du kannst ihn nicht sehen. Er ist feinstofflich, wie man immer sagt. Dein Vater besitzt keinen Körper mehr. Er ist nur noch Energie und schwebt durch die Dimension des Schreckens und der Geistwesen. Wie viele andere auch. Du kennst Henry Torry und die anderen noch?«
»Natürlich.«
»Auch die Geister ihrer Ahnherren befinden sich in der Dimension, wo sich dein Vater aufhält. Es ist eine Wartestellung. Irgendwann werden sie gebraucht, und dann bin ich da!«
»Ja, vielleicht hast du recht.«
Der Teufel trat einen Schritt zur Seite und streckte seinen mit schwarzem Fell bedeckten Arm aus. Er legte ihn auf Sheilas Schulter. »Du aber gehörst zu mir, nicht wahr?«
Sheila nickte.
»Fühlst du dich einsam?«
Sie hob die Schultern. »Ich weiß es nicht genau. Es ist noch alles neu für mich…«
»Und du reagierst zu menschlich, Sheila. Du warst bisher nur auf deinen Vater fixiert. Das kannst du jetzt lassen.«
»Wieso?«
»Ich bin dein Herr und Meister. Vergiß deinen Vater. Es gibt nur einen, der dir etwas zu sagen hat, und das bin ich!«
Sheila hörte die Worte und ballte die Hände. Hätte sie sich in ihrem normalen Lebenskreis befunden, wäre sie vielleicht davongelaufen. So aber runzelte sie die Stirn und begann nachzudenken.
Dem Teufel hatte sie eigentlich nicht dienen wollen. Es war ihr allein um ihren Vater gegangen. Ihn konnte sie nicht sehen, sie sollte ihn sogar vergessen, und das paßte Sheila überhaupt nicht. Wenn sie ihren Vater nicht sah, dann wollte sie auch nicht…
Da wurden ihren Gedanken unterbrochen, denn der Satan hatte eine magische Sperre errichtet. Es gelang der Frau nicht mehr, näher über ihr Schicksal zu sinnieren. Alles was menschlich war, wollte Asmodis ausradieren.
Das gelang ihm.
Er bemerkte Sheilas Verlegenheit und begann zu grinsen. Die Frau schaute nicht in sein Gesicht, sonst hätte sie den Triumph vielleicht gesehen, Sheila wunderte sich nur, daß sie aus eigener Kraft ihre Gedanken nicht mehr so in die Reihe bekam oder formulieren konnte, wie sie es gern gewollt hätte.
Sheila Conolly befand sich schon zu stark unter der Knute des Höllenfürsten.
»Freust du dich nicht?« fragte der Satan lauernd.
»Ich… ich weiß es nicht«, erwiderte Sheila flüsternd. »Freuen ist etwas anderes.«
»Du brauchst Unterstützung, wie?«
»Ja, ich…«
»Möchtest du Freunde sehen?«
Sheila verzog das Gesicht. Bei dem Begriff Freunde dachte sie sofort an John Sinclair und dessen Partner Suko. »Nein, ich habe keine Freunde mehr. Sie sind zurückgeblieben…«
Asmodis ließ sie nicht ausreden. »Es ist wunderbar, daß du so denkst, kleine Sheila. So habe ich es auch haben wollen, aber ich meine andere Freunde.«
»Wen?«
»Alle Monstren in den Dimensionen, die ich beherrsche. Aber auch Menschen, die mir zugetan sind.«
»Kenne ich sie?«
»Natürlich.«
»Wer ist es?«
»Schau nach vorn!«
Das tat Sheila auch, und abermals veränderte sich die Landschaft um sie herum. Sie blickte nicht mehr in die Schwärze hinein und auch nicht in andere Welten, sondern sah etwas völlig Natürliches.
Ein
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