0287 - Wenn Satan sich die Hände reibt
einen Großteil der Schuld, daß es dazu gekommen ist.«
»Hör doch auf!« fuhr ich Suko an. »Keiner hat Schuld. Ich hätte Sheila ja auch schon vorher packen können.«
»John, du…«
»Bitte keinen Streit!« mischte sich Sir James ein. »Wir müssen einen klaren Kopf behalten, und ich hoffe, daß Mr. Conolly ihn auch behält. So schwer es ihm fallen wird.«
»Ja, das hoffen wir auch, Sir.«
»Da ist noch etwas«, sagte Sir James. »Es betrifft ein anderes Thema. Ein Vorgesetzter hat sich über Sie beschwert, John, und droht mit disziplinarischen Maßnahmen.«
»Nolan, nicht wahr?«
»Ja. Er hat alles schriftlich fixiert und klagt Sie an, daß Sie einen Mörder laufen lassen wollten.«
»Das ist doch Unsinn!«
Sir James nickte. »Ich weiß, aber machen Sie das Nolan einmal klar. Es wird schwer genug sein. Außerdem fühlt er sich von Ihnen nicht ernst genommen. Sie hätten ihm sehr patzige Antworten gegeben, und dies vor Zeugen, John.«
Es stimmte, was mir mein Chef vorhielt, aber ich hatte nicht vorgehabt einen Mörder laufenzulassen. Im Gegenteil, Henry Torry war mit unheimlichen Kräften ausgestattet gewesen, er hatte sogar die Gitter seiner Zelle verbogen und hätte die diensttuenden Beamten nur in größte Lebensgefahr gebracht. Also war es Unsinn, was Nolan da berichtete, aber das konnte man ihm, der die Position eines Chiefsuperintendenten bekleidet, kaum klarmachen. Er hatte da seine eigene Vorstellungswelt.
»Muß ich mich darum auch noch kümmern?« erkundigte ich mich.
Sir James schüttelte den Kopf. »Sie haben Probleme genug, John. Nein, das erledige ich. Aber Nolan wird in Zukunft nur noch sauer auf Sie sein, denn so eine Blamage vergißt er nicht.«
»Es ging eben nicht anders.«
Suko warf einen Blick auf die Uhr. Sir James verstand das Zeichen und erhob sich. Er reichte uns die Hand. »Versuchen Sie alles, meine Herren. Nicht auch noch Sheila Conolly. Jane Collins und Nadine Berger reichen, wie ich meine.«
Da hatte er uns aus der Seele gesprochen. Aber was sollten wir machen? Die andere Seite nahm darauf keine Rücksicht.
Wir verließen das Büro unseres Chefs, gingen durch den Gang und steuerten unseren gemeinsamen Büroraum an.
Glenda Perkins war noch nicht nach Hause gegangen. Auch sie hatte ja mal bei den Conollys gewohnt. Ihr Verhältnis zu dieser Familie konnte man als herzlich bezeichnen.
»Wie ist es gelaufen?« fragte sie uns.
Ich berichtete von unserem Plan.
Glenda nickte. »Ja, das wird wohl das beste sein, was ihr unternehmen könnt. Wenn ich euch irgendwie helfen kann, dann…«
Ich strich über ihr Haar. »Das ist lieb gemeint, Glenda, aber diese Sache müssen wir allein durchstehen.«
Glenda Perkins legte ihre Hände auf meinen Arm. »Ganz ehrlich, John. Glaubst du, daß eine Chance besteht, Sheila wieder aus den Klauen des Teufels zu reißen?«
»Ich hoffe es.«
»Aber sicher seid ihr nicht?«
»Nein, du weißt selbst, welch eine Macht der Satan besitzt. Denk nur an Jane Collins. Oder an dich selbst. Du hast es schließlich auch erlebt, als er sich verwandelte und du dich sogar in ihn verliebt hast.«
»Ja, das stimmt.«
»Komm, wir gehen!« Suko drängte. Er wollte etwas unternehmen und mußte einfach aktiv werden.
Glenda fiel noch etwas ein. »Da wäre noch eine Sache, John. Jane Collins steht ja auch auf der Seite der Hölle. Wäre es möglich, daß Sheila mit ihr zusammentrifft?«
An diesen Aspekt hatte ich noch nicht gedacht. Damit lag unsere Sekretärin nicht einmal falsch. Es war möglich, daß auch Jane Collins eingriff, um Sheila zu überzeugen.
Ich bekam leichtes Magenziehen, als ich erwiderte: »Ich will nicht hoffen, daß es Jane gelingt, Sheila zu einer Hexe zu machen.«
»Dann dreht Bill durch!«
»Nicht nur er«, erwiderte ich. »Es gibt da noch den kleinen Johnny. Wenn ich an ihn denke…« Nein, ich winkte ab und schüttelte den Kopf.
»Das ist zu schlimm.«
»Alles Gute!« sagte Glenda mit kratziger Stimme, bevor wir endgültig gingen.
Wir fuhren mit getrennten Fahrzeugen los. Suko nahm seine Harley, ich den Bentley.
Es wäre der erste Abend und die erste Nacht, die Bill Conolly ohne seine Frau Sheila erleben würde.
Nicht nur er würde davor Angst haben, mir erging es ebenfalls so. Und ich war mir sicher, daß der Teufel sich noch einige besondere Gemeinheiten ausgedacht hatte…
***
Shao öffnete uns.
Um ihre Lippen zuckte ein erleichtertes Lächeln, als sie uns sah. Allerdings konnte dieses Lächeln nicht die
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