03 - Nur ein einziger Biss
Gothic-Nachtclub
betraten. »Ach du Scheiße, geile Typen im Anmarsch!«, brüllte sie, um den ohrenbetäubenden Lärm der Band in ihrer Nähe zu übertönen. »Na, das ist ja mal Frischfleisch allererster Güte!«
Darcy Smith wandte die Augen von dem Drink ab, den sie gerade mixte, und warf einen Blick auf die neuen Gäste. Sie hob überrascht die Brauen.
Normalerweise war Gina nicht übermäßig anspruchsvoll. Sie betrachtete alles, was auch nur entfernt männlich schien und auf zwei Beinen stand, als Frischfleisch allererster Güte. Aber diese Typen verdienten wirklich die Bestnote.
Darcy pfiff leise durch die Zähne, während sie die beiden studierte, die ihr am nächsten standen.
Der Inbegriff der Steroidgeneration, stellte sie fest, als sie die hervortretenden Muskeln beäugte, die unter den engen T-Shirts und maßgeschneiderten Jeans wie aus Marmor gemeißelt wirkten. Merkwürdigerweise hatten sich beide die Köpfe rasiert.Vielleicht, um die gefährlich finsteren Augen hervorzuheben, die ihre attraktiven Gesichter beherrschten, oder um die Ausstrahlung von Aggression zu betonen, die sie umgab.
Es funktionierte jedenfalls.
Im Gegensatz dazu war der Mann, der hinter ihnen stand, geradezu feingliedrig gebaut. Natürlich konnte der elegante Seidenanzug nicht ganz die geschmeidigen Muskeln verbergen, genauso wenig, wie die langen schwarzen Locken die dunklen, adlerartigen Gesichtszüge kaschierten. Doch Darcy wusste sofort mit absoluter Gewissheit, dass er der gefährlichste des Trios war.
Eine unnatürliche Wildheit umgab ihn, als er seine Handlanger durch die dichte Menschenmenge führte.
»Der mit dem Anzug sieht wie ein Gangster aus«, bemerkte sie kritisch.
»Ein Gangster in einem Armani-Anzug.« Gina ließ ein Lächeln aufblitzen. »Ich hatte schon immer eine Schwäche für Armani.«
Darcy rollte mit den Augen. Sie selbst hatte nie Interesse an Designerkleidung gehabt und ebenso wenig an der Art von Männern, die es für nötig hielten, sie zu tragen.
»Was will der bloß hier?«, murmelte sie.
Die Menschenmenge in der Bar bestand vorwiegend aus der üblichen Mischung: Gothics, Metalheads, Stonies und den wirklich Bizarren. Die meisten Leute kamen her, um sich die Heavy-Metal-Bands anzuhören und sich auf der beengten Tanzfläche auszutoben. Einige wenige bevorzugten die Hinterzimmer, in denen eine breite Auswahl illegaler Beschäftigungen angeboten wurde. Es war kein Ort, der eine niveauvolle Kundschaft anzog.
Gina schüttelte ihr Haar ordentlich durch, bevor sie nach ihrem Tablett griff. »Ist wahrscheinlich hier, um die Einheimischen anzugaffen. Leute mit Kohle genießen es dann und wann in Kontakt mit dem Pöbel zu kommen.« Sie schnitt eine Grimasse, wobei ihre Miene ihr ein deutlich älteres Aussehen verlieh, als es ihren Jahren entsprach. »Solange sie sich dabei nicht schmutzig machen.«
Darcy beobachtete mit einem kleinen Lächeln, wie die Kellnerin sich zügig ihren Weg durch die wilde Menge bahnte. Sie konnte Gina ihre zynische Art nicht verübeln. Wie sie selbst war sie ganz allein auf der Welt und hatte weder die Ausbildung noch die Mittel, um auf eine große Karriere zu spekulieren.
Darcy selbst weigerte sich allerdings, Bitterkeit in ihrem Herzen aufkeimen zu lassen. Was für eine Rolle spielte es
schon, dass sie gezwungen war, jeden Job anzunehmen, der sich ihr bot?
Barkeeperin, Pizzabotin, Yogalehrerin und gelegentlich auch Aktmodell für die örtliche Kunstschule - nichts war unter ihrer Würde. Stolz konnte man sich nicht leisten, wenn man die täglichen Brötchen selbst verdienen musste.
Außerdem sparte sie auf etwas Besseres: Eines Tages würde sie ihren eigenen Naturkostladen haben, und sie würde nicht zulassen, dass sich ihr irgendjemand in den Weg stellte.
So beschäftigt wie Darcy mit dem Einschenken von Drinks und dem Abwaschen von Gläsern war, bemerkte sie nicht, dass sich die Neuankömmlinge an der Bar niederließen. Erst als ihre wütenden Blicke und ihr Muskelspiel es geschafft hatten, den Rest der Stammgäste am Tresen zu vertreiben, stellte sie fest, dass sie praktisch allein mit ihnen war.
Darcy verspürte ein seltsames Aufflackern von Unbehagen, zwang aber ihre Füße, sie in Richtung der wartenden Männer zu tragen. Sie sagte sich selbst, dass ihr Verhalten lächerlich war. Es befanden sich über hundert Menschen in der Bar. Da konnten diese Männer keine Bedrohung darstellen.
Sie blieb instinktiv vor dem Mann im Anzug stehen und unterdrückte ein
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