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03 - Tödliches Vermächtnis

03 - Tödliches Vermächtnis

Titel: 03 - Tödliches Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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abrate.«
    Die Klinge drückte ein wenig fester zu. Für einen Moment fürchtete der Archäologe tatsächlich, dass sein Gegenüber zustoßen würde. Obwohl er nicht den Eindruck hatte, dass es Tirado leichtfallen würde, einen Menschen zu töten, schon gar nicht von Angesicht zu Angesicht.
    Der Anwalt reagierte erneut blitzschnell. Seine Drehung aus dem Handgelenk heraus war wie eine Cavation, die kreisförmige Umgehung einer gegnerischen Klinge. Die Spitze des Stockdegens drückte jetzt gegen Ericsons Halsschlagader.
    »Ich habe nicht vor, Sie umzubringen«, stellte Tirado sachlich fest. »Es genügt wohl, Sie für einige Jahre aus dem Verkehr zu ziehen. Einbruch und Mordversuch sind dafür völlig ausreichend.«
    »Einbruch?«, echote Ericson verblüfft. »Mordversuch?«
    »Keine Sorge, mein Lieber, die Beweislage wird für jedes Gericht eindeutig sein. Glauben Sie mir, ich habe Erfahrung in diesen Dingen.«
    Ein Schatten fiel in diesem Moment ins Zimmer, und klirrend zerbarst das Fenster.
    ***
    Mit einem Aufschrei fuhr Tirado herum – und reagierte wieder unglaublich schnell und agil. Die hölzerne Degenscheide traf den Angreifer, der soeben im Splitterregen auf die Beine kam, seitlich am Kopf. Gleichzeitig setzte Tirado mit dem Stockdegen nach.
    Die Klinge durchbohrte den Oberarm des Mannes, der sich trotzdem nach vorn warf. Geschmeidig wich der Spanier zur Seite aus. Seine Bewegung wirkte spielerisch, dennoch standen Kraft und Präzision dahinter. Ein Ausfallschritt überraschte den maskierten Angreifer. Tirados Fußtritt traf dessen Knie und brachte den Mann zu Fall.
    Eine zweite Gestalt schwang sich durch das Fenster herein und riss dabei mehr Holzsprossen und Splitter aus dem Rahmen.
    »Ihre Leute?«, rief Tirado Tom zu.
    »Unsinn!«
    Die Angreifer trugen dunkle Masken und eng anliegende Kleidung. Sie waren nicht allzu groß. Indios!
    Tom griff nach einem Stuhl und wirbelte ihn herum. Der Sägezahndolch, mit dem der Indio auf ihn eindrang, bohrte sich tief in die Sitzfläche. Tom zerrte an dem Stuhl, sein Gegner wurde mitgerissen und taumelte rücklings in eine Wandvitrine, in der Schrumpfköpfe ausgestellt waren. In das neuerliche Splittern mischte sich ein Schmerzensschrei des Indios. Tom zog dem Kerl den Stuhl über den Schädel, aber sein Gegner rappelte sich gleich wieder auf.
    Tirado packte soeben eine Vase und warf sie auf seinen Gegner. Der Kerl wehrte das Geschoss mit dem Unterarm ab.
    Kaum mehr als dreißig Sekunden waren vergangen, seit der erste Angreifer durch das Fenster gesprungen war. Aus den angrenzenden Räumen erklangen Poltern und Klirren. Die Tür wurde aufgerissen, zwei weitere Indios stürmten herein.
    Tirado empfing einen der beiden mit einem wütenden Degenstoß. Die Klinge bohrte sich durch den Unterleib des Maskierten und brach ab. Mit dem kläglichen Rest setzte der Spanier sich gegen den anderen zur Wehr.
    Hinter ihnen, noch im angrenzenden Zimmer, erschien eine fünfte Gestalt. Sie trug als einzige keine Maske. Ericson erkannte den Mann sofort an seiner Größe und dem kahlrasierten Schädel. Es war Pauahtun, Bransons Mörder. Lautlos, geschmeidig wie ein Jaguar kam der Indio heran.
    Tirado hatte den Kahlköpfigen ebenfalls bemerkt und der Tür einen Tritt verpasst, damit sie zuschwang. Der Dolch in Pauahtuns Hand schnitt durch die Tür wie durch Butter.
    Mehr sah Tom nicht; er schaffte es gerade noch, einem der Angreifer auszuweichen. Der Kerl stieß gegen den Tisch, und bevor er herumfahren konnte, schmetterte Tom ihm die ineinander verschränkten Hände in den Nacken. Ächzend sackte der Indio zusammen.
    Tom entriss ihm das Messer, mit der anderen Hand griff er nach der Kladde und fing sie gerade noch auf, bevor sie vom Tisch fallen konnte.
    Pauahtun stürmte herein und wurde von Tirado mit dem abgebrochenen Degen attackiert. Mit einem bösartigen Summen kappte der Dolch ein weiteres Stück der dünnen Klinge.
    Ericson wehrte sich gegen einen Indio, der ihn an den Beinen festhalten wollte, trat ihm ins Gesicht. Einem anderen rammte er den Zackendolch zwischen die Rippen.
    Ein Schrei riss ihn herum – und ließ ihn für einen Moment erstarren. Víctor Javier Tirado stand verkrümmt vor dem glatzköpfigen Indio – und die Spitze des vibrierenden Dolchs ragte in Herzhöhe aus seinem Rücken.
    Tom hielt sich nicht damit auf, den Tod des Anwalts zu beklagen. Er griff sich die Schatulle mit dem Artefakt und flankte quer über den Tisch auf das Fenster zu. Das Behältnis war

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