Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
03 - Tödliches Vermächtnis

03 - Tödliches Vermächtnis

Titel: 03 - Tödliches Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
Amerikaner?
    Nein. Der Eindringling war nicht größer als Juan selbst. Sein Gesicht verbarg er hinter einer schwarzen Maske. Aber nicht das entsetzte den Spanier zutiefst, sondern der Opferdolch in der Hand des Fremden. Blut tropfte von der Klinge aus Obsidian.
    »Was … was haben Sie … mit Carla gemacht?« Del Mazo hatte Mühe, die Frage überhaupt zu artikulieren. Er atmete keuchend, sein Herz hämmerte wie rasend gegen die Rippen. Der Mann reagierte nicht darauf. Langsam kam er näher.
    »Verschwinden Sie!«, herrschte Juan den Fremden an. »Die Polizei wird jeden Moment hier sein!« Er wich zurück. Alles in ihm schrie danach, sich herumzuwerfen und zu fliehen. Doch die Beine versagten ihm jetzt schon fast den Dienst.
    Er trat auf etwas Weiches und verkrampfte sich. Hätte er nicht an einer der großen Schrifttafeln Halt gefunden, wäre er gestürzt. Seine Finger verkrallten sich in der Bruchkante des Steines, und irgendwie schaffte er es, sein Gewicht wenigstens auf das andere Bein zu verlagern. Trotzdem wagte er nicht, nach unten zu schauen; er fürchtete sich vor Carlas Anblick.
    »Wer sind Sie?«, ächzte Juan.
    Der Maskierte folgte ihm, als hätte er alle Zeit der Welt. Nicht einmal die Erwähnung der Polizei schien ihn beeindruckt zu haben.
    Aber die Polizei würde bald da sein. Vielleicht noch zehn Minuten, schätzte Juan. Zehn Minuten, in denen viel geschehen konnte.
    Oder – ein fürchterlicher Gedanke – hatte der Maskierte die Alarmanlage lahmgelegt? Oder war zusammen mit Carla ins Haus gekommen, um sie danach umzubringen?
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Nur ein paar Antworten.«
    Der Mann machte zwei schnelle Schritte auf ihn zu und bückte sich. Juan Martinez del Mazo wich weiter zurück, prallte gegen eine der Steintafeln und rutschte an ihr entlang in die Hocke. Er schaffte es nicht einmal, abwehrend die Arme hochzureißen, als der Maskierte ihm ein blutverschmiertes Etwas zuwarf.
    Für einen Moment glaubte Juan, sein Herz müsse stehenbleiben, dann schrie er gellend auf. Erleichterung und Panik mischten sich in diesem Schrei. Das Weiche, auf das er getreten war, war gottseidank nicht Carlas Leichnam gewesen, sondern der Kadaver einer der Hauskatzen. Mit hastigen Armbewegungen versuchte Juan, das eklig süß stinkende Fellbündel von sich wegzustoßen.
    Bevor er sich aufraffen konnte, war der Maskierte über ihm, zerrte ihn am Hemdaufschlag scheinbar mühelos in die Höhe und drückte ihn gegen die große Steintafel. Del Mazo stockte erneut der Atem, als der Mann ihm den Opferdolch an die Kehle setzte.
    Die Klinge ritzte seine Haut. Juan spürte, dass ihm Blutstropfen den Hals entlang rannen, aber er wagte nicht einmal zu zittern.
    Er wollte nicht sterben.
    Der Maskierte war nun so dicht vor ihm, dass del Mazo entsetzt die Augen schloss. Jeden Moment konnte die Klinge seine Kehle durchschneiden.
    Es war verrückt, aber Juan fragte sich, ob er den Tod überhaupt spüren würde. Schon jetzt war sein Körper fast taub, kroch die beginnende Ohnmacht durch seine Adern.
    »Du wirst mir alles sagen!« Die stark akzentuierte, flüsternde Stimme war kaum weniger scharf und schneidend als der Opferdolch. Del Mazo röchelte nur, wagte nicht einmal zu nicken.
    »Ich will alles hören, was du Tom Ericson erzählt hast, dem Americano! An jedes Wort wirst du dich erinnern und nichts, aber auch gar nichts auslassen.«
    Juan hechelte, als die Klinge ein wenig von ihrem Druck verlor. Er hatte Mühe zu verstehen, was der Mann von ihm verlangte. Der Fremde sprach einen harten lateinamerikanischen Dialekt.
    »Versuche nicht, etwas Falsches zu sagen!« Der Maskierte umklammerte Juans Kinn mit der linken Hand und drückte den Kopf des Spaniers nach hinten. »Wenn mir nicht gefällt, was ich höre, wirst du Hunahau schneller gegenübertreten, als du es begreifen kannst.«
    »Und … wenn ich … antworte …?«
    Der Mann reagierte nicht darauf. Juan Martinez del Mazo hätte schreien wollen, doch der Eindringling ließ ihm keine Zeit dafür.
    »Wer weiß inzwischen, dass Ericson hier war?«
    »Niemand …«
    »Du kennst Hunahau?« Die Klinge bohrte sich unter Juans Kinn und zwang ihn, den Kopf weit in den Nacken zu legen.
    »Toten … Totengott … der Maya …«, hauchte der Alte.
    »Na also, es geht doch. Diesen einen Fehler lasse ich dir durchgehen. Beim nächsten allerdings …«
    Weit quollen del Mazos Augen aus ihren Höhlen hervor, als das Obsidianmesser einen brennenden Schnitt unter sein Kinn

Weitere Kostenlose Bücher