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030 - Die mordende Anakonda

030 - Die mordende Anakonda

Titel: 030 - Die mordende Anakonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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bildeten ein Karussell der Ratlosigkeit, der Verwirrung,
der Angst und des Entsetzens.
    War es der Alkohol? Hatte er wirklich zu viel getrunken? War das der Beginn
des sogenannten Delirium tremens, der tückischen Säuferkrankheit?
    Dem jungen Iren brach der Schweiß aus, als er sich einfach umwandte und wie
von Sinnen davonrannte. Er merkte nicht, dass er die Taschenlampe fallen ließ,
dass es ihm nur darauf ankam, diesen schaurigen Ort, an dem er Zeuge eines
ungeheuerlichen Vorgangs geworden war, so schnell wie möglich hinter sich zu
bringen.
    Die Nebel umwogten seine Beine wie Geisterfinger und hüllten seinen
fiebernden, in Schweiß gebadeten Körper ein. Wie Schemen huschten die schwarzen
Umrisse der Bäume an ihm vorüber, und der Gedanke tauchte auf, dass etwas
Schauriges und Lautloses mit schlangengleicher Geschwindigkeit hinter ihm
herschlich und ihn einzufangen drohte.
    Joe Rings gellende Schreie hallten durch die Nacht. Aber niemand hörte ihn.
Er raste quer über die Lichtung und achtete nicht darauf, dass vom Buschwerk
abstehende Zweige ihn streiften und ihm Gesicht und Hände zerkratzten.
    Er wollte nur weg von hier, weg von diesem Ort des Grauens ...
     
    ●
     
    Der Morgen dämmerte. Die erste Fähre nach Inishkea traf um neun Uhr auf der
Insel ein. Es war kein sehr klarer Tag. Der Himmel war bewölkt, ein kühler Wind
ging. Die Wellen schlugen klatschend an die Kaimauern.
    Von der Fähre stiegen nur wenige Menschen. Darunter befand sich auch Sioban
McCorkan. Das Mädchen mochte etwa einundzwanzig Jahre alt sein. Sie trug
langes, kastanienbraunes Haar. Ihre Augen waren dunkel und groß.
    Sioban kam aus dem Norden Irlands, um hier auf der kleinen Insel in Ruhe
und Abgeschiedenheit ein paar Tage zu verbringen und ihre Studien vorantreiben
zu können. Sie schrieb gerade an einer wichtigen Arbeit über das Ausmaß der
Ausgrabung im Tal der Könige und das
Auffinden des sagenumwobenen Königs Tut-Ench-Amun.
    Die junge Irin studierte Archäologie. Ihre Familie war gegen dieses
Studium. Man machte ihr Vorwürfe, dass sie nicht etwas Praktisches lernte.
Ärztin, Rechtsanwältin ... es gab so viele andere, nützlichere Fächer. Warum
ausgerechnet Archäologie?
    Das war eine Frage, die nur Sioban beantworten konnte. Sie hatte Spaß an
diesem Studium. Es gab für sie nichts Interessanteres als die Erforschung der
finsteren Vergangenheit, aus der die heutige Menschengeneration hervorgegangen
war. Und der größte Wunsch der jungen Studentin war es, einmal all die Orte
sehen zu können, von denen sie in ihren Büchern gelesen hatte.
    Ein Wunsch, der vielleicht nicht unerfüllbar blieb, obwohl ihre Eltern in
Nordirland unter einfachen Verhältnissen lebten. Was der Vater aus der Brauerei
an Verdienst mit nach Hause brachte, reichte gerade aus, um die vier Mäuler zu
stopfen.
    Dass Sioban überhaupt auf die Universität in Dublin gehen konnte, verdankte
sie einem in den Staaten reichgewordenen Onkel, einem Bruder ihres Vaters,
David McCorkan.
    Mit einundzwanzig Jahren stieg er einfach auf einen Öltanker, ließ sich
anheuern und reiste erst einmal zwei Jahre um die Welt. Danach blieb er in den
Vereinigten Staaten hängen. Dort begann er seine Karriere als Tellerwäscher,
Servierboy, Zeitungsträger und schließlich als gutbezahlter Saisonarbeiter auf
einer Farm in Kalifornien. Von dort aus besuchte er sehr oft die Filmstadt Los
Angeles und Hollywood, und eines Tages fungierte er als Statist in einem
Western.
    Über diese Westernserie schrieb er einen Bericht, eine Groteske, die in den
Staaten großen Anklang fand. Onkel David, damals vierundzwanzig Jahre jung,
entdeckte seine schriftstellerische Ader. In kurzer Reihenfolge wurden seine
merkwürdigen Grotesken veröffentlicht. David lernte einflussreiche Leute
kennen. Er legte sich von dem verdienten Geld etwas auf die hohe Kante und
investierte dieses Geld eines Tages mit einem Schriftstellerkollegen, der durch
eine Fernsehserie sein Geld gemacht hatte, in eine eigene Zeitschrift. Die
ersten Nummern unterschieden sich kaum von dem, was allgemein an
Herrenmagazinen auf dem amerikanischen Zeitschriftenmarkt zu kaufen war, doch
dann wurden die Ausgaben immer besser. David McCorkans Magazin enthielt die
interessantesten Farbberichte aus aller Welt, die gefährlichsten
Abenteuergeschichten – und die schönsten Mädchen. Ohne Sex geht es nun einmal
nicht ...
    Heute beschäftigte McCorkan drüben insgesamt fünf Fotografen nur in den
Staaten, einen in China, einen auf

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