Miss Braitwhistle kommt in Fahrt
1. KAPITEL
Wenn Hausschuhe Quatsch machen
Ich mag unsere Schule, obwohl sie schon ganz alt ist. Ich mochte sie noch lieber, als Miss Braitwhistle unsere Lehrerin war. Miss Braitwhistle ist aus England gekommen und bei ihr sind im Unterricht immer ganz verrückte Sachen passiert. Sie war nun schon ein halbes Jahr weg und wir hatten nichts mehr von ihr gehört. Bestimmt hatte sie uns längst vergessen, wir sie aber nicht.
Wir, das sind die Schüler der 4a. A wie Albtraum, sagen unsere Lehrerinnen oft. Vor allem Frau Sauermann sagt das, die Klassenlehrerin der 4b. Herr Fischli sagt das nie, er ist der Direktor, und seit Miss Braitwhistle weg ist, ist er auch unser Klassenlehrer. Herr Fischli ist ganz okay, aber er ist eben nicht Miss Braitwhistle.
Sonst hat sich bei uns nicht viel geändert. Hugo ist immer noch der Superstreber, Max isst immer noch gern, Clemens trägt immer noch seinen Schal und ist auch immer noch der Klügste von uns.
Ach ja, die Mädchen hätte ich fast vergessen, aber bei denen gibt es auch nichts Neues. Annalisa heult immer noch auf Knopfdruck, Pauline ist immer noch die Größte, Henni ist immer noch keine Schnellmerkerin und Polly und Molly, die Zwillinge, sagen noch immer das Gleiche und haben auch noch immer ihre langweiligen Puppen dabei.
Halt, etwas Neues gibt es doch. Nämlich Herrn Machnick, unseren Hausmeister. Unseren alten Hausmeister, Herrn Pommerenke, hatte Herr Fischli nämlich rausgeschmissen, weil er unsere Kastanie gefällt hatte. Und nur, weil sie ihre Blätter verloren hat und er sie zusammenfegen musste. Wir haben jetzt zwar eine neue Kastanie, aber die ist noch sehr jung, in Menschenjahren gerechnet ist sie gerade in den Kindergarten gekommen.
Wir können von Glück sagen, dass unsere neue Kastanie noch ein Kleinkind ist und nicht so viele Blätter hat, die sie verlieren könnte, denn Herr Machnick fegt nie was weg. Das gehört nicht zu seinem »Aufgabenbereich«, sagt er. Wir wissen nicht, was überhaupt zu seinem Aufgabenbereich gehört, aber Fegen und Putzen auf jeden Fall schon mal nicht. Den ganzen Winter über war der Schulflur voll mit Matsch und diesen Steinchen, die bei Glatteis gestreut werden. In unserer Klasse sah es sogar noch schlimmer aus, denn da lagen außerdem noch Papierschnipsel, Bleistiftspitzerkrümel, Apfelbutzen, ausgelaufene Tintenpatronen und anderer Müll auf dem Boden.
Herr Fischli hat dann gemeint, jede Klasse soll nach dem Unterricht ihren eigenen Dreck wegmachen, und wir haben einen Besen bekommen. Das hat zuerst auch richtig Spaß gemacht. Annalisa hat den Besen als Steckenpferd benutzt und oben Zügel rangebunden. Pauline fand aber, ihr würde der Besen gehören, denn sie sei eine Hexe und Hexen bräuchten einen Besen zum Fliegen, das wüsste ja wohl jeder. Da hat Aki den Besen genommen und aus dem Fenster geworfen und gemeint, Pauline könne ja hinterherfliegen. Das ist ihm aber nicht gut bekommen, denn Annalisa hat sich Akis Turnbeutel gegriffen und dem Besen hinterhergeworfen. Das wäre ja nicht weiter schlimm gewesen, wenn in dem Turnbeutel nur Akis Turnsachen gewesen wären, aber er hatte auch eine Stinkbombe drin, die eigentlich für die Langweiler aus der 4b gedacht war. Die Stinkbombe ist natürlich zerbrochen und ausgelaufen, und ich will lieber nicht beschreiben, wie Akis Turnsachen gestunken haben. Das kriegt man auch nach hundert Mal Waschen nicht raus.
Polly und Molly haben dann den Besen in ein Steckenpferd verwandelt mit Zügel und Schleifen in den Borsten, sogar Ohren haben sie ihm angeklebt. Aber natürlich haben sie die ganze Zeit gestritten, wer auf dem Besenpferd reiten darf, bis ich ihn mir geschnappt habe und laut wiehernd durch die Klasse galoppiert bin.
Zum Fegen haben wir den Besen jedenfalls nicht gebraucht. Trotzdem hat Hugos Mutter einen Brief an Herrn Fischli geschrieben und sich beschwert, dass wir Staub aufwirbeln würden, wo Hugo doch eine Stauballergie hat. Da hat uns Herr Fischli den Besen leider wieder weggenommen.
Frau Klawitter, unsere Musiklehrerin, hatte dann die Idee. Wir sollten alle unsere Schuhe am Eingang ausziehen und in der Schule nur noch in Hausschuhen rumlaufen. Das würde auch viel weniger Krach machen und sei gut für ihre armen Ohren. Man muss wissen, dass sie ein Hörgerät hat. Aber das stellt sie meistens ab, wenn sie zu uns in die Klasse kommt.
Wir haben aber bewiesen, dass man auch in Hausschuhen eine ganze Menge Lärm machen kann. Wir schreien einfach nur noch lauter. Immerhin
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