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0325 - Das Zeitexperiment der Verbannten

Titel: 0325 - Das Zeitexperiment der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Tolot hatte nur ein paar Worte zu sagen. Er durfte keine Zeit verlieren und hielt seine Anweisungen so kurz wie möglich, wobei er jedoch darauf achtete, daß alles Wesentliche erwähnt wurde. Danach plazierte er die Kapsel auf den Rand der Schaltkonsole einer der turmartigen Maschinen. Niemand, der diesen Raum Betrat, nachdem der Qualm sich verzogen hatte, konnte sie übersehen.
    Es blieb zu hoffen, daß sie in die richtigen Hände fiel.
    Der Haluter trat ein paar Schritte zurück und maß die Öffnung des unregelmäßig geformten Paratronfeldes. Dann nahm er Anlauf. Mit gewaltiger Muskelkraft stieß er sich unmittelbar vor dem rotleuchtenden Gebilde vom Boden ab, ging in Horizontallage und schoß kopfüber durch die Feldöffnung.
    Er spürte nichts, als er in den fremden Kosmos eindrang.
     
    2.
     
    Der kleine Mann kam durch das Schott der B12-Schleuse. Er hatte den Helm seines Schutzanzugs zusammengefaltet und wie eine Kapuze über die Schultern zurückgeschlagen. Selbst das polsternde Material des Anzugs verbarg nicht' daß er einen Buckel hatte. Außerdem trug er eine Brille - in einem Zeitalter, in dem die Ophthalmologie selbst angeborene Blindheit auf organischem Wege zu heilen verstand.
    Captain Parmenter, der Ein- und Ausgang durch die B12-Schleuse überwachte, hatte den Fremden auf seinem Bildschirm vor kurzem an Bord eines Raumgleiters an der CREST IV anlegen sehen. Er wußte nicht, woher er kam. Es befanden sich zu viele Schiffe in unmittelbarer Umgebung des Flaggschiffs. Er hatte das Bandgerät aktiviert, damit die nötigen Fragen und Antworten ordnungsgemäß aktiviert wurden.
    Der Bucklige trug auf dem rechten Oberarm die verwaschenen Rangabzeichen eines Leutnants.
    Trotzdem baute er sich in aller Lässigkeit vor Parmenters Schaltpult auf. Aus der Nähe konnte Parmenter sehen, daß er ein wenig schielte.
    „Charlie Weasel", stieß er aus dem Mundwinkel hervor. „Auf Befehl des Administrators - oder wie er sich nennt."
    Parmenter riß die Augen auf.
    „Auf Befehl des was?"
    Der Bucklige zuckte mit den Schultern.
    „Na schön. Großadministrator."
    Parmenter schluckte. Dann wurde er sich seiner Würde bewußt.
    „Soweit haben Sie das Moment der Überraschung auszunutzen verstanden, Leutnant", schnarrte er.
    „Jetzt treten Sie drei Schritte zurück, und dann salutieren Sie ordnungsgemäß, bevor Sie Ihr Anliegen von neuem vortragen. Klar?"
    Weasel rührte sich um keinen Zentimeter. Er legte den Kopf ein wenig schräg und bedachte Parmenter mit dem Blick eines Mannes, der seiner Langmut zuviel zugemutet fühlt.
    „Wenn ich all das tue, mein Freund", antwortete er mit herablassender Geduld", verlieren Sie insgesamt eine Minute, und dann kommt Ihnen der Administrator auf den Hals, weil er mir auftrug, so schnell wie möglich zu erscheinen. Wie wollen Sie..."
    Parmenter sprang auf. Seine Geduld war zu Ende.
    „Für wen halten Sie sich?" donnerte er. „Treten Sie zurück und salutieren Sie!"
    Der Bucklige gehorchte schließlich. Mit der Miene eines Märtyrers retirierte er die vorgeschriebene Anzahl von Schritten und hob die rechte Hand müde zum Kopf.
    „Mathematiker Weasel zur Stelle - auf ausdrückliche Anordnung des Herrn Großadministrators." Er räusperte sich und rückte von neuem gegen Parmenters Schaltpult an. „Kann ich jetzt...?"
    Parmenter ließ sich hinter dem Pult nieder und drückte die Suchtaste seines Melderegisters.
    „Ihre Behauptung muß überprüft werden", knurrte er. „Es kann schließlich nicht jeder hier hereinkommen und behaupten, er sei beim Großadministrator bestellt."
    Weasel machte eine verächtliche Geste und sah zur Seite. Parmenter durchsuchte das Register.
    „Um diese Zeit ist Doktor Kalalit zum Chef bestellt", bemerkte er schließlich. „Von Weasel steht hier nichts."
    „Kalalit ist mein Chef", antwortete der Bucklige. „Er kann nicht kommen."
    Parmenter begann allen Ernstes, am gesunden Menschenverstand seiner Umwelt zu zweifeln.
    „Der Großadministrator Beordert ihn zu sich, und er kann nicht kommen?"
    „So ist es", versicherte Weasel ruhig.
    „Er leidet an akuter Schwäche infolge Überarbeitung und befindet sich auf Anordnung des Bordarztes im Lazarett."
    Parmenter schluckte und schien darüber nachzudenken, ob er die Entschuldigung gelten lassen solle oder nicht, als der Interkom ansprach. Noch bevor Parmenter sich melden konnte, hörte man eine klare, kühle Stimme, die, obwohl sie nicht laut sprach, dennoch bis in den hintersten Winkel des

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