Die Knickerbocker Bande 32 - Kennwort Giftkralle
Besuch im Sch lange ntempel
Hoch aufgerichtet und angriffslustig standen die fünfköpfigen Kobras vor der Knickerbocker-Bande. Sie hatten die Mäuler weit aufgerissen und zeigten drohend die
gebogenen, spitzen Giftzähne.
„Die sehen aber... gefährlich aus!“ stieß Poppi hervor. „Trotzdem traue ich mich sogar meine Hände in ihre großen Klappen zu legen!“ prahlte Axel. Zum Beweis trat er vor und streckte die Fäuste zu den Kobraköpfen.
„Hör auf!“ fuhr ihn Lieselotte an. „Das hier ist kein Platz für solche Scherze!“ Beleidigt ließ der Junge seine Hände in den Taschen verschwinden. „Nur ein absolutes Bibberbaby hat Angst vor steinernen Schlangen!“ brummte er. Poppi schnaubte wütend und wollte sich verteidigen, aber Lilo ließ es nicht so weit kommen: „Legt eine Pause ein!“ zischte sie. „Schaut euch lieber dieses irre Ding da an!“
Axel, Lilo, Poppi und Dominik, die vier Mitglieder der Knickerbocker-Bande hoben die Blicke und sahen sich um. Sie befanden sich in der Ruine eines alten indischen Tempels, der zweifellos Schlangen geweiht war.
Auf beiden Seiten des ehemaligen Eingangs standen die fünfköpfigen Kobras, die wie zwei Torwächter aussahen. Einige Schritte weiter, im Inneren des Gebäudes, erblickten die Knickerbocker ungefähr vier Meter hohe Statuen von Göttern, die alle mehrere Schlangen in den Händen hielten und mit ihnen zu spielen schienen.
Das Dach des Tempels war schon vor langer Zeit eingebrochen, und deshalb lagen in der Halle riesige Steintrümmer verstreut. Unkraut und Schlingpflanzen waren aus dem rissigen Boden gewachsen und hatten die Brocken überwuchert.
„He. was ist das?“ fragte Axel und deutete auf einen
Holzstapel, der sich in der Mitte des Platzes befand und höher als der Junge war. Lilo trat näher und betrachtete ihn mißtrauisch. Das Mädchen schluckte. Es hatte einen Verdacht, wollte ihn aber nicht aussprechen. „He, Lieselotte, was ist?“ fragte Poppi zaghaft. Sie spürte, daß irgend etwas nicht stimmte.
„Ich... also das... naja...“, begann das Superhirn. In diesem Moment wurden hinter den vier Freunden langsame, stampfende Schritte hörbar. Eine Gruppe von Menschen näherte sich, die klagende, murmelnde Laute von sich gab. „Weg. raus da!“ zischte Lilo, aber sie erkannte sofort, daß es zu spät war. Zwischen den üppigen Grünpflanzen des Waldes tauchten bereits die ersten Leute auf. Es schien sich nur um Männer zu handeln, die alle mit langen weißen Jacken und Hosen aus dünnem Stoff bekleidet waren. Sie bildeten zwei Reihen und trugen etwas auf den Schultern.
„Wir müssen uns verstecken. schnell!“ kommandierte Lilo. Sie suchte fieberhaft nach einem guten Platz und entdeckte einen kleinen Nebenraum, der völlig erhalten war. Den Zugang versperrten einige Trümmer des Daches, zwischen denen sich die vier schlanken Juniordetektive mit viel Geschick durchzwängen konnten.
Sie hockten nun im Halbdunkel einer kleinen Kammer und versuchten, nicht zu laut zu atmen. Der Schweiß rann über ihre Rücken, denn die Luft war feucht und heiß. Außerdem spürten die vier, daß sie gerade Augenzeugen einer geheimnisvollen Handlung wurden.
Axel und Lieselotte ahnten, was hier im Tempel geschehen sollte, aber sie wollten den anderen beiden nichts sagen. Poppi und Dominik würden es früh genug erkennen.
Die Männer hatten den Schlangentempel erreicht und marschierten mit gleichmäßigen Schritten zwischen den fünfköpfigen Kobras hindurch. Als sie ins Blickfeld der Bande kamen, war es den Freunden auch möglich, zu erspähen, was sie auf den Schultern trugen. Es handelte sich um eine Bahre, auf der regungslos ein Mensch lag. Er war in weiße Tücher gewickelt und.
Poppi hauchte: „Ist der. tot?“ Lieselotte nickte stumm. „Aber. wieso bringen sie ihn hierher? Es handelt sich doch um keinen Friedhof!“ brummte Dominik. Axel schluckte und flüsterte: „Der Tote soll verbrannt werden. Das Holz ist ein Scheiterhaufen!“ Poppi erschauderte und drehte sich weg. Sie preßte den Kopf an Lilos Rücken und schluchzte. Dominik wollte sie beruhigen und setzte zu einem Vortrag über Totenverbrennungen in Indien an, aber Poppi wollte nichts hören und hielt sich die Ohren zu.
Mittlerweile war von der Gruppe der Trauernden die Bahre mit dem Verstorbenen auf dem Holzstoß abgestellt worden. Die Männer schienen nun zu beten. „Ich. ich will hier raus!“ zischte Poppi. Das Mädchen geriet in Panik und begann am ganzen Körper
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