0339 - Die Kammer der tausend Schrecken
zertrümmern wollte.
„Keine sinnlosen Zerstörungen. Wir können die Einrichtung ganz gut für unsere Zwecke gebrauchen."
Die vier Augen des Schwarzfelligen glühten auf aber er trat zurück. Perry Rhodan fühlte sich erleichtert. Er hatte ohnehin nicht die Absicht gehabt, das Kommando an den Skoarto abzugeben. Aber augenblicklich wäre ihm ein Streit darüber sehr ungelegen gekommen.
„Sagen Sie mir, wie die Zellentüren sich fernsteuertechnisch öffnen lassen", bat er.
Der Skoarto trat zu einem Pult mit unzähligen Schaltknöpfen und einer roten Schaltplatte.
Anscheinend war für jede einzelne Zellentür des Gefängnisses ein bestimmter Schaltknopf vorhanden.
„Im Notfall lassen sich sämtliche Türen durch Druck auf diese Platte öffnen", erklärte er. „Soll ich?"
„Gleich!" erwiderte Rhodan. Sagen Sie mir erst noch, wie ich die Rundrufanlage einschalten kann, falls dieses Gefängnis über eine solche Einrichtung verfügt!"
Der Skoarto deutete mit einem Arm auf ein anderes Schaltpult.
Rhodan stellte sich davor schaltete die Übertragung ein und nickte dem Skoarto zu.
Das Wesen verstand und ließ eine seiner Pranken auf die rote Schaltplatte herabsausen. Die in die Schalthalle dringenden Geräusche bewiesen dem Terraner, daß die Zellentüren nun offen standen.
„Achtung!" sprach der Großadministrator in die Mikrophonrille. Er benutzte wieder das Zentrums-Idiom, das offensichtlich von allen intelligenten Lebewesen der Galaxis M-87 verstanden wurde.
„Höchste Alarmstufe! Ein Ausbruch tödlicher radioaktiver Strahlung steht unmittelbar bevor. Alle Gefangenen haben deshalb sofort ihre Zellen zu verlassen und sich in den Keller zu begeben.
Gibt es hier überhaupt einen Keller?" flüsterte er, während er mit einer Hand die Mikrophonrille zuhielt.
Der Skoarto verneinte.
„Auch gut", murmelte der Großadministrator. „Das wird die Verwirrung noch erhöhen."
Von draußen erschollen plötzlich wilde Schreie, dazu kam ein andauerndes Poltern, Stöhnen und Klappern.
John Marshall heftete eine plastische Mikroatomladung auf das mittlere Schaltpult.
Danach eilten die beiden Terraner und der Skoarto nach draußen. Sie kamen in ein Chaos, wie es verwirrender kaum vorstellbar schien.
Die Galerien wimmelten von Gefangenen, meistens Blauen, die auf dem Bauch oder Rücken lagen, übereinanderkletterten, schrien, kreischten und sich gleich einem gigantischen Wurm dahinschlängelten. Vor den Abgängen stauten sich die Massen, und ab und zu polterte jemand eine der Wendeltreppen hinunter. In den Geländern zeigten sich mehrere verdächtige Ausbeulungen.
„Hoffentlich kommt niemand zu Schaden", murmelte Rhodan betroffen. „Ich möchte keineswegs, daß einige dieser bedauernswerten Geschöpfe sich das Genick brechen."
„Die Roboter werden schon für Ordnung und Sicherheit sorgen", meinte Marshall und deutete nach oben.
Aus einer runden Öffnung in der Decke der Gefängnishalle schwebten einige der bekannten Roboter herab. Sie feuerten planlos mit Vibratorwaffen in die Menge.
„Nichts wie fort!" schrie Rhodan, um den Lärm zu übertönen.
„Wir müssen nach oben!" schrie der Skoarto zurück. „Nur dort finden wir die technischen Möglichkeiten, um die Festung zu verlassen."
„Das hätten Sie uns gleich sagen können", murrte der Telepath. „Wie sollen wir durch dieses Chaos hindurchkommen?"
Sie drückten sich in die Menge, die den Hallenboden bevölkerte. Auf diese Weise konnten die Roboter sie nicht aus den übrigen Gefangenen heraushalten. Wahrscheinlich wußten die Maschinenwesen auch noch nicht, was das Chaos überhaupt zu bedeuten hatte.
Der Skoarto hatte inzwischen zu handeln begonnen. Mit seinem kräftigen Körper pflügte er eine breite Gasse durch die anderen Gefangenen, wobei er zielsicher den Weg einhielt, den der Großadministrator mit Hilfe des Mikro - Desintegrators gangbar gemacht hatte.
„Pfui Teufel!" schrie Marshall, als ihm etwas Weiches, ekelhaft Riechendes ins Gesicht klatschte. Er wischte es mit dem Unterarm weg.
Perry Rhodan sah angewidert, daß es sich um halbverfaulte Nahrungsabfälle handelte. Im nächsten Moment mußte er einem anderen Wurfgeschoß ausweichen. Danach kam es hageldicht. Die Gefangenen hatten zum Teil erkannt, wem sie das Chaos und den Vibratorbeschuß verdankten und rächten sich nun auf ihre Weise und mit ihren bescheidenen Mitteln. Bald war der Weg der drei Flüchtlinge durch Strohballen und andere Abfälle gekennzeichnet.
Aus den Augenwinkeln
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