0352 - Die Bestie von Neapel
ich gebe nur der Redaktion Bescheid, wo ich gleich zu finden sein werde…«
Zamorra winkte seufzend ab. Am liebsten hätte er Zardoni in den Allerwertesten getreten für seine Langsamkeit und Entschlußlosigkeit. »Bis Sie damit fertig sind, habe ich drei Taxen… fahren Sie mich jetzt sofort oder nicht? Es brennt!«
»Gut, gut…« Zardoni setzte sich in Bewegung. Er verzichtete auf sein Telefonat. »Nun erzählen Sie schon. Worum geht es wirklich? Wer ist dieser Landrys? Sie kennen ihn doch, nicht wahr… ?«
»Ich kann nur vermuten«, sagte Zamorra, während er draußen in den Wagen des Reporters kletterte. »Der Mann heißt nicht Landrys, aber ich kann Ihnen seinen richtigen Namen nicht verraten. Er war einmal einer meiner Freunde. Er ist ein Magier, ein Illusionist und Hypnotiseur, falls Ihnen das etwas sagt. Er befaßt sich mit Parapsychologie.«
»Und er hat etwas mit diesem Ungeheuer zu tun?«
»Das will ich eben herausfinden«, sagte Zamorra. Zardoni fädelte sich in den Verkehr ein, fuhr wie Niki Lauda in seinen besten Tagen und benutzte bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit die Hupe. Daran konnte man sich schnell gewöhnen.
»Wieso wollen Sie jetzt zum Hafen? Meinen Sie, daß er sich dorthin begeben hat? Aber wie? Und woher wollen Sie das wissen?«
»Ich sagte doch, er ist Magier und Illusionist. Er wird sich unsichtbar gemacht haben«, wich Zamorra aus. Daß Gryf sich per zeitlosem Sprung bewegen konnte, würde ihm Zardoni ja doch nicht glauben.
Zardoni stellte einen weiteren Fragenkatalog. Zamorra antwortete ausweichend. Endlich erreichten sie den Hafenbereich. Hier ging es mit dem Wagen nicht weiter.
»Ich danke Ihnen recht herzlich«, sagte Zamorra. Er stieg aus, als Zardoni kurz anhielt, um nach einem Parkplatz Ausschau zu halten. Noch ehe der Reporter sich von seiner Verblüffung erholt hatte, war Zamorra über eine niedrige Abgrenzungsmauer geflankt und bewegte sich bereits im Hafengebiet. Er verfiel in Laufschritt.
Es ging ihm weniger darum, den Reporter nicht als sensationshungrigen Berichterstatter in seiner Nähe zu haben – Zardoni würde ohnehin seinen Artikel schreiben und sich nun mehr auf Spekulationen denn auf Tatsachen verlassen müssen. Aber Zamorra ahnte Schwierigkeiten und einen Kampf voraus, und da wollte er den relativ hilflosen Reporter nicht in der Nähe haben. Er wollte den Mann, der von Magie und Dämonen absolut keine Ahnung hatte, nicht unnötig in Gefahr bringen. Daß Zamorra sich jetzt also absetzte und sich bemühte, spurlos unterzutauchen, diente nur Zardonis Sicherheit.
Zamorra hörte den Reporter wild hinter ihm her fluchen.
Er beschloß, ihm später eine Grußkarte an die Redaktionsadresse zu schicken und sich für sein Verhalten zu entschuldigen. Im Moment aber war er froh, allein zu sein. Er war sicher, daß er nicht nur April, sondern auch Gryf bei der G-ALPHA finden würde. Das Ganze roch nach einer Falle, die der abtrünnige Druide ihm, Zamorra, stellen wollte. Aber jetzt war Zamorra gewarnt. Und er konnte entsprechend agieren.
Weit voraus, in der Reihe der vor Anker liegenden Segel- und Motoryachten, tauchte die geschwungene, schnittige Silhouette der G-ALPHA auf…
***
Nicole sah überrascht auf, als sie April nahen sah. Das erste, was ihr auffiel, war Aprils Schatten.
Diesmal war sie also echt!
Nicole spürte an Aprils Bewegungen, an ihrem Gesichtsausdruck, daß die Freundin in irgend einer Klemme steckte.
»Also doch, April«, sagte sie. »Etwas oder jemand bedroht dich. Wer ist es? Du hast uns doch nicht umsonst um Hilfe gerufen.«
April fiel ihr förmlich in die Arme.
»Nicole… ihr müßt mir helfen. Ich weiß nicht mehr weiter…«
»Wie wäre es, wenn du mir einfach alles erzählst?« forderte Nicole.
»Komm unter Deck. Da ist es schattig, und da hast du Ruhe.«
»Ja«, sagte April. »Ich will dir alles erzählen… es ist eine lange Geschichte.«
Und dann, als sie unter Deck in Aprils kleiner Kajüte saßen, blieb die gebürtige Engländerin mit dem italienischen Paß stumm.
»He, du wolltest mir doch etwas erzählen«, sagte Nicole. »Was ist nun? Hast du die Sprache verloren?«
»Das nicht«, sagte April. Ihr Gesicht war verzerrt. »Aber… Nicole… ich kann mich nicht mehr erinnern… lieber Himmel, ich kann mich an nichts mehr erinnern… das ist… Nicole, kann es sein, daß ich den Verstand verliere?«
Nicole schüttelte den Kopf. »So schnell geht das nicht, meine Liebe. Vielleicht hat dich jemand
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