0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg
Klappern der Gebeine, als sie sich weiter voranbewegte.
Sie hatte Mut gefasst…
***
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es wie früher und die Zeit stehen geblieben war, obwohl das natürlich nicht stimmte. Doch als ich meine Blicke über den perfekt gedeckten Frühstückstisch gleiten ließ, kam die Erinnerung wieder zurück.
An damals, als ich Kind oder Jugendlicher war und noch bei meinen Eltern wohnte. Ich konnte mich immer genau daran erinnern, dass Mutter den Sonntagstisch immer so phantastisch gedeckt hatte, und dies wiederholte sich nun. Zudem liebten unsere Familienmitglieder ein opulentes Frühstück. Wurst, Käse, Schinken, Eier, Konfitüre und vieles mehr sah ich auch hier.
Sogar zwei Kerzen sorgten für Atmosphäre, und der Duft von frischem Kaffee kitzelte meine Nase.
Als ich hinter mir die leisen Schritte hörte, drehte ich mich um.
Meine Mutter kam mit zwei Kannen Kaffee. Ich sprang hin und nahm ihr eine Kanne ab. Auf dem Tisch fanden die beiden Kannen noch Platz.
Wir waren allein, und das gefiel meiner Mutter, in deren Gesicht sich dennoch die Schrecken der nahen Vergangenheit abzeichneten, denn sie hatte schlimme Stunden hinter sich, wie wir alle eigentlich.
Sie nahm meine Hände. »John, ich freue mich, dass du noch geblieben bist.«
»Na ja, wenn ich schon mal hier bin.«
Meine Mutter trat auf mich zu und strich mir über die Wange.
Das tat gut, auch wenn ich schon dem Kindesalter entwachsen war.
»Wie lange willst du denn bleiben?« fragte sie.
»Das kommt darauf an, ob sich noch etwas ergibt.«
»Schickst du Suko nicht nach London?«
»Nein, wir fahren höchstens zusammen. Außerdem liegt wohl nichts Wichtiges an, ich sprach ja mit Sir James. Den heutigen Tag verbringe ich zumindest bei euch.«
»Und nicht die nächste Woche?«
»Da würde man mich steinigen.«
»Aber du hast doch sicherlich noch Urlaub?«
»Klar.« Ich blinzelte, weil ich vom Sonnenlicht geblendet wurde.
»Sag das mal meinem Chef. Der wird mir etwas pusten.«
»Du bist wie dein Vater«, erwiderte Mary Sinclair. »Wie dein Vater. Für den gab es auch nichts anderes.«
»Aber ihr habt euch gut verstanden.«
»Das schon. Na ja, ich freue mich jedenfalls, dass du wenigstens bis morgen bleiben willst.«
Die Freude lag auch auf meiner Seite. Zudem war ich nicht allein geblieben. Nur die Conollys hatten den Weg nach London genommen. Sheila und Bill hatten einen Termin, den sie unbedingt einhalten wollten. Da ging es wohl um eine Ausstellung.
Außerdem hatte ich in Lauder noch einiges zu erledigen, sodass man dieses Bleiben nicht nur als privat bezeichnen konnte.
»Die anderen werden auch gleich kommen«, sagte meine Mutter.
»Nimm schon mal Platz, Junge.«
Ich lächelte vergnügt, als ich die Worte hörte. Mum hatte sich tatsächlich nicht geändert. Sie redete noch immer so wie früher und war schrecklich besorgt.
Da sind wohl alle Eltern gleich, egal, wie alt ihre Kinder wurden.
Hinter meiner Mutter lag eine schreckliche Nacht. Auch für uns war es verdammt schlimm geworden, und eine Lösung in unserem Sinne hatte es auch nicht gegeben, denn der Würfel des Unheils befand sich nicht mehr in unserem Besitz, sondern in der Gewalt des Spuks.
Er hatte also sein Ziel erreicht!
Und er hatte einen neuen Helfer gefunden. Akim Samaran, ein Mensch, aber ein Teufel. Gemein, hinterhältig, gnadenlos, der meine Familie und mich mit einem unvorstellbaren Hass verfolgte und dafür sorgen wollte, dass wir alle ausgelöscht wurden.
Fast hätte er es diesmal geschafft, denn ich war durch die Magie des Würfels verkleinert worden und hatte die Größe eines Fingers.
In einem geheimnisvollen Elixier, dessen Zusammensetzung mir unbekannt war, hatte mich Samaran auflösen wollen, sodass nur mein Kopf übrig geblieben wäre.
Fast hätte er es geschafft, wenn nicht der Eiserne Engel und meine Freunde Suko und Bill eingegriffen hätten. So war ichletztendlich noch freigekommen, aber wir hatten zahlen müssen.
Den Würfel, die Flüssigkeit und Akim Samaran gab es nicht mehr.
Der Spuk, als Dämon im Hintergrund, hatte dafür gesorgt. Er hatte Samaran einen Platz innerhalb des Würfels verschafft und war mit ihm verschwunden. Wie ein Komet im All.
Suko und mir blieb nichts anderes übrig, als nach Spuren zu suchen.
Da die letzte Nacht sehr aufregend und auch lang geworden war, frühstückten wir erst gegen Mittag. Ich hatte zumindest fünf Stunden schlafen können und wie ein Toter im Bett gelegen.
Keine schlechten
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