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0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg

0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg

Titel: 0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Träume, keine quälenden Gedanken – nichts.
    Nur Schlaf.
    Meine Mutter trat hinter mich und legte mir beide Hände auf die Schultern. »Du bist so schweigsam, Junge.«
    »Ich denke nach.«
    »Und worüber?«
    »Na ja, wir haben einiges erlebt, nicht?« Ich hatte meiner Mutter nicht erzählt, was mit mir geschehen war, und die anderen wollten auch den Mund halten, schließlich kannten sie Mary Sinclair, die sich immer so schrecklich viel Sorgen machte.
    »Aber das ist doch jetzt vorbei.«
    »Ich hoffe es.« Auf dem Stuhl drehte ich mich herum. »Sag mal, Mum, hast du eigentlich noch die beiden Köpfe, die man euch geschickt hat?«
    »Nein!« gab sie als Antwort. »Ich habe sie verbrannt, weil ich sie nicht mehr sehen konnte. Wieso fragst du?«
    »Schon gut. Ich hätte sie mir nur gern angesehen. Wahrscheinlich hat man sie dir als Warnung zugesandt. Manche Menschen sind eben schlimm.«
    »War es ein Fehler von mir?«
    »Glaube ich kaum. Ich werde sowieso gleich noch einmal zum Wohnwagen rausfahren und mich dort umschauen.«
    Meine Mutter hatte eine Antwort auf der Zunge, als siegestört wurde. Schritte erklangen. Sie kamen die Treppe herab, dann erschienen Suko, Shao und mein Vater.
    Die beiden Chinesen gingen vor. Auf ihren Gesichtern lag ein glückliches Lächeln.
    »Was ist los?« fragte ich. »Ihr seht so happy aus.«
    »Zunächst einmal guten Morgen!« rief Shao. »Wir haben auch allen Grund, gut auszusehen, denn wir beide haben so prächtig geschlafen wie seit langem nicht mehr. Einfach herrlich, kann ich nur sagen.«
    »Ja, die schottische Luft tut gut«, erklärte mein Vater. »Sie ist etwas Besonderes.« Er kam zu mir und fragte: »Wie geht es dir, John?«
    »Ausgezeichnet.« Ich deutete über den Frühstückstisch. »Das erinnert mich an alte Zeiten.«
    »Mich auch. Und sonst?«
    Ich hob die Schultern. »Weißt du, Dad. Unkraut vergeht nicht. Da bin ich wohl besonders starr und widerstandsfähig.«
    »Treib es nur nicht auf die Spitze!« warnte meine Mutter.
    »Das natürlich nicht, aber ich muss meinen Job machen. Das ist doch auch dir klar?«
    »Leider.«
    Shao hatte die Aufgabe übernommen, den Kaffee einzuschenken.
    Meine Eltern rahmten mich ein, uns gegenüber saßen Shao und Suko. »Ich habe übrigens mit unserem kleinen Krankenhaus telefoniert, um zu erfahren, wie es Sergeant McDuff geht«, sprach mich mein Vater an.
    »Und?«
    »Ganz gut. Man hat die Kugel schon entfernt. Jetzt will er schon wieder Bäume ausreißen und tönt herum. Aber sie haben ihm die zäheste Krankenschwester gegeben, die dort arbeitet. Ein richtiger Drachen, sage ich dir. Die wird mit jedem fertig.«
    »So, jetzt esst mal«, sagte meine Mutter. Sie legte einen strengen Ton in ihre Stimme. »Fachsimpeln könnt ihr später.«
    »Das meine ich auch!« meldete sich Shao. »Wenn ich so etwas sage, hören sie nicht darauf.«
    »Sie müssen viel strenger sein. Ich habe mich…«
    »Auch nicht durchsetzen können«, sagte ich, und wir fingen an zu lachen. Danach ließen wir es uns schmecken. Der Kaffee war ausgezeichnet. Er konnte durchaus mit Glendas konkurrieren. Uns schmeckte alles sehr gut. Ich allein aß schon vier Brötchen, ein Hörnchen und ein Ei.
    Vier Tassen Kaffee trank ich dazu. Suko verzehrte noch mehr, und meine Mutter freute sich diebisch, dass sie so hungrige Gäste um ihren Frühstückstisch versammelt hatte.
    Zwar lachte mich auch das fünfte knusprige Brötchen so herrlich an, aber da musste ich einfach passen. Ich konnte nicht mehr.
    »Tut mir Leid, Freunde, aber das packe ich nicht. Kein weiteres Brötchen mehr.«
    »Was denn?« fragte meine Mutter. »Nimm dir ein Beispiel an Suko. Dem schmeckt es noch.«
    »Es ist ja so, Mum. Intelligenz trinkt, aber Dummheit frisst. Deshalb hat Suko au…« Mein Freund hatte mich unter dem Tisch getreten und setzte dabei noch sein unschuldigstes Grinsen auf.
    »Das war aber nicht fair, Alter«, sagte ich.
    »Ich weiß, aber es stand dir zu.«
    Meine Mutter wunderte sich über die kleinen Scherze, die wir trieben, sagte aber nichts.
    Ich lehnte mich zurück und griff zu den Zigaretten. Eine zur Verdauung musste ich qualmen.
    »Hast du die Raucherei noch immer nicht aufgegeben, Junge?« fragte mich Mutter.
    »Eingeschränkt.«
    »Wie dein Vater. Der kann ohne Pfeife gar nicht leben.«
    »Du gibst mir das Stichwort, liebe Mary!« erklärte mein alter Herr und holte aus der Jackentasche sein schmales Pfeifenetui hervor. Er hatte den Kopf der Pfeife bereits mit Tabak gefüllt.

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