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0397 - Wir suchten Jerry Cottons Mörder

0397 - Wir suchten Jerry Cottons Mörder

Titel: 0397 - Wir suchten Jerry Cottons Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir suchten Jerry Cottons Mörder (2 of 3)
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den leicht vortretenden Wangenknochen wirkte slawisch, war völlig ungeschminkt und besaß noch nicht einmal die Andeutung einer Falte. Trotz ihrer etwas fülligen Figur war sie eine aparte Schönheit, deren Erscheinung jetzt nur ein wenig von den zahllosen Lockenwicklern gestört wurde.
    Die Frau wurde bleich. Ein Würgen saß in ihrer Kehle, das keinen Ton durchließ.
    »Wenn Sie nur einen Ton von sich geben, knallt’s!« warnte der Dicke halblaut. »Hübsch den Mund halten, Süße, zwei Schritte zurücktreten!«
    Die Frau stand da wie gelähmt. Ihre Lippen waren geöffnet, aber sie schien durch die Nase zu atmen, denn die zart geschwungenen Nasenflügel zitterten heftig. Für zwei oder drei Sekunden schien sie keiner Bewegung fähig, dann schluckte sie hörbar und wich langsam in die Diele zurück.
    Der Dicke trat als erster über die Schwelle. Der Hagere folgte so geräuschlos wie ein Komplize. Von der Diele führten drei Türen ab, die alle geschlossen waren. Der Hagere bemerkte es mit einem befriedigten Lächeln. Er huschte zu der Nische, in der sich, nur halb hinter einem Vorhang verborgen, die Garderobe befand.
    Unterdesen hatte sich die Frau vom ersten Schock erholt.
    »Was wollen Sie hier?« fragte sie tonlos.
    »Nichts von Ihnen, Süße«, sagte der Dicke leise. »Seien Sie ganz unbesorgt. Einer Lady tun wir nichts.«
    »Sie sollen lieber wieder gehen«, sagte sie mit einem plötzlichen Anflug von Mut. »Dies könnte für Sie nur böse Folgen haben. Mein Mann ist James A. Baldwin. Er besitzt einigen Einfluß und kann Ihnen sehr viele Schwierigkeiten machen. Er ist nämlich Bundesanwalt!«
    Der Dicke grinste breit, während er sich mit dem linken Ärmel den Schweiß von der Stirn wischte.
    »Süße«, erklärte er gedehnt, als ob er einem begriffsstutzigen Kinde etwas auseinandersetzen müßte: »Süße, das ist ja der Grund, warum wir hier sind. Der Herr Bundesanwalt hat von uns noch etwas zu bekommen. Eine Quittung gewissermaßen. Und die soll er heute kriegen.«
    Jetzt verstand die Frau. Ihre Augen weiteten sich entsetzt. In ihrer Kehle stieg ein Schrei auf, aber bevor er über ihre Lippen kam, stand der Hagere schon hinter ihr und warf ihr den Wollschal über den Kopf, den er von einem Garderobenhaken gerissen hatte. Als sie sich wehren wollte, holte der Dicke mit der Linken aus. Es kümmerte ihn nicht, daß er eine Frau vor sich hatte. Er schlug mit der Faust zu.
    ***
    »Mister High«, sagte Tony Catless abschließend in dem kläglichen und völlig überflüssigen Versuch, sich noch einmal für die nächtliche Störung zu entschuldigen: »Ich glaubte, daß ich Ihnen diese Nachricht unverzüglich durchsagen sollte. Wenn -«
    »Okay, Tony«, unterbrach ich ihn. »Ich bin in fünf Minuten fertig und warte unten an der Haustür. Schicken Sie unsere beiden schnellsten Wagen. Ist Sam Steinberg heute nacht im Dienst?«
    »Nein, Chef.«
    »Lassen sie ihn aus dem Bett holen. Er ist der beste Mann für Spurensicherung, und ich möchte, daß er mitkommt.«
    »Okay, Chef.«
    »Außerdem soll der diensttuende Arzt mitfahren. Und ein Fotograf aus der Lichtbildstelle. Für die Spurensicherung müssen alle erforderlichen Geräte mitgenommen werden. Wir wollen uns nicht auf fremde Unterstützung verlassen müssen.«
    »In Ordnung, Chef.«
    »Außerdem teilen Sie mir zwei G-men aus der Nachtbereitschaft zu.«
    »Ja, Chef.«
    »Wo steckt Phil Decker im Augenblick? Er wird am besten wissen, was Jerry in den letzten zwölf Stunden erledigen wollte, so daß wir von ihm am ehesten Hinweise erhalten können.«
    »Phil ist drüben in Lincoln Park, wo sie den Polizistenmord aufklären wollen. Soviel ich weiß, schläft er im Hause des dortigen Polizeichefs. Ein Mann namens Snyder, wenn ich mich nicht irre.«
    »Hat man ihn noch nicht dort angerufen?«
    »Doch, Chef. Die Zentrale hat das Gespräch zu ihm gleichzeitig mit dem Anruf bei Ihnen vermittelt.«
    »Lassen Sie noch einmal anrufen. Phil soll sich einen Wagen mit Sirene und Rotlicht besorgen. Ich erwarte ihn schnellstens am Fundort.«
    »Okay, Chef.« Ich legte auf, stützte den Kopf in die Hände und schloß die Augen. Jerry Cotton - es war nicht zu fassen. Auf meiner Brust lag plötzlich ein Druck, daß das Atmen zu einer Anstrengung wurde. Gestern noch hatte ich mit Jerry gesprochen, mit diesem eigenwilligen großen Jungen, der so gern lachte und der wahrscheinlich der beste G-man war, den das FBI je hatte. Ich schüttelte den Kopf. Es konnte nicht wahr sein. Es durfte

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