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0397 - Wir suchten Jerry Cottons Mörder

0397 - Wir suchten Jerry Cottons Mörder

Titel: 0397 - Wir suchten Jerry Cottons Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir suchten Jerry Cottons Mörder (2 of 3)
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die Beherrschung endgültig zu verlieren. Seine Hände ballten und öffneten sich in einem Rhythmus, der ihm gar nicht bewußt wurde. Wenn er sich nicht gewaltsam eingeredet hätte, daß er an seine Frau denken müßte, daß er sie nicht schnell genug von dem Messer wegreißen könnte, weil er zu weit von ihr entfernt war — wenn er sich diese Erwägungen nicht immer und immer wieder ganz bewußt vorgestellt hätte, er wäre mit den blanken Fäusten auf diese beiden Banditen losgegangen. So aber stand er neben dem Bett und atmete keuchend, den Tränen der Wut nahe.
    »Sie sind aber nicht sehr gesprächig«, knurrte der Hagere. »Los, legen Sie sich auf das Bett! Von jetzt an tun Sie widerspruchslos, was wir Ihnen sagen, oder Ihre Frau wird nicht einmal Zeit haben, sich bei Ihnen für ein paar Messerstiche zu bedanken.«
    Die Augen des Hageren waren zwei dunkle, gleißende Punkte, aus denen übermächtiger Haß loderte. Baldwin zögerte nur noch einen Herzschlag. Dann ließ er sich seufzend auf das Bett fallen, hatte seine Frau aber noch im Blickfeld.
    Für einen Augenblick gab sich Baldwin der Vorstellung hin, wie er die Anklagerede gegen diese beiden Banditen halten würde. Und dann zog sich auf einmal alles in ihm zusammen. Konnte es möglich sein, was ihm seine Erinnerung da plötzlich andeutete? Er runzelte die Stirn und musterte die Gesichter der beiden Eindringlinge.
    Der Hagere trat einen Schritt näher an das Bett.
    »Liegen Sie auch bequem, Herr Bundesanwalt?« fragte er hämisch.
    »Ja, zum Teu —«
    Weiter kam Baldwin nicht. Die lederüberzogene Bleikugel eines Totschlägers zischte durch die Luft und grub sich mit höllischer Kraft in seinen Magen. Baldwin bäumte sich auf. Die Frau machte eine hastige Bewegung, erstarrte aber sogleich wieder, als sich der Druck der Messerspitze gegen ihren Hals verstärkte. Das letzte, was er sah, bevor sich vor seinen Augen rote Nebelschwaden mit zuckenden Sternen ausbreiteten, waren die beiden großen Tränen, die über das blasse Gesicht seiner Frau liefen. Dann verschwand auch dieses Bild.
    ***
    Der alte Neville mit seinem mausgrauen, kurz geschnittenen Haarschopf und dem zerfälteten Gesicht, das bei allen Runzeln doch noch immer straff und energiegeladen wirkte, nahm den Hörer des Sprechfunkgerätes und brummte in seiner polterigen Art:
    »Chefwagen an Leitstelle! Neville spricht. Bitte, melden!«
    Aus dem Hörer drang klar die Stimme eines Mannes.
    »FBI-Leitstelle an Chefwagen. Bitte, sprechen!«
    »Welche Leute in Newark haben Jerrys Wagen gefunden?«
    »Die Besatzung eines Streifenwagens.«
    »Ein Revierstreifenwagen oder einer vom Hauptquartier?«
    »Ein Wagen vom Hauptquartier der Stadtpolizei.«
    »Schön. Sehen Sie zu, daß Sie diese Leute an die Strippe kriegen. Wir warten auf Ihre Verbindung.«
    »Okay.«
    Im Hörer blieb es still. Der G-man, der sich ans Steuer meines Dienstwagens gesetzt hatte, hieß Steve Dillaggio, mit dem Jerry Cotton schon häufig zusammengearbeitet hatte. Hinter uns kam der zweite Wagen mit einem weiteren G-man als Fahrer, mit dem Arzt vom Nachtdienst, einem Mann aus der Lichtbildstelle und nicht zuletzt mit dem dicken Steinberg, einem der hervorragendsten Experten in der Spurensicherungskunde, der die Sprache toter Dinge verstand wie kein zweiter.
    Wir hatten Manhattan längst verlassen und fuhren jetzt mit ziemlich hoher Geschwindigkeit durch die morgendlich stillen Straßen von Jersey City. Es war mittlerweile kurz nach sechs geworden, und wenn man in den Rückspiegel blickte, sah man ganz weit hinten die Wolkenkratzerspitzen von New York im Sonnenlicht wie vergoldete Spielzeugtürmchen glänzen.
    Aus dem Sprechfunkgerät tönte ein dumpfer Hupton. Das Rüflämpchen begann zu flackern. Neville nahm ab. Ich beugte mich ein wenig vor, um die Stimme im Hörer besser verstehen zu können.
    »Ich verbinde Sie mit dem Patrolman Abe Chester von der City Police Newark. Chester ist der Streifenführer des Wagens, dessen Besatzung den Jaguar auffand. Bitte, sprechen Sie!«
    »Hallo, Chester«, sagte unser alter Neville. »Hier spricht G-man Neville vom FBI-Distrikt New York. Wir sind mit ein paar Leuten und unserem Distriktchef unterwegs nach Newark. Im Augenblick suchen wir uns gerade durch das Auffahrtengewirr vom Skyway.«
    »Pulaski Skyway, vermute ich?« fragte eine helle Jungenstimme. Unwillkürlich sah man das Gesicht eines blutjungen Polizisten von höchstens drei- oder vierundzwanzig Jahren vor sich.
    Neville nahm den Hörer

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