0408 - Sie lockten mich mit Evelyn
die beiden anderen geschnappt habt, für den Fall, dass Brian dorthin zurückkommt. Aber noch einmal: Seid vorsichtig! Er fühlt sich in die Enge getrieben und ist unter Umständen sehr gefährlich. Schick lieber zwei Kollegen hin.«
»Sonst hast du aber hoffentlich keine Wünsche!«
»Ich brauche noch einen Mann.«
Ich gab ihm die genaue Adresse des Apartment-Hauses, in dem ich gerade war, und ergänzte dann noch: »Evelyn Taylor ist hier, und zwar bei einem Mann, der Dean Hard heißt.«
»Dean Hard?«, echote Phil. Auch bei ihm löste der Name einen Denkvorgang aus, denn ich hatte ihm genug über den Fall erzählt.
Ich half seinen Gedanken nach. »Er hat sich Bernie Miller genannt. Er ist einer von den Burschen, die damals zusammen mit Brian eine Bande bildeten.«
»Jetzt geht mir ein Licht auf, Jerry. Hat der Bursche etwa die Steinchen?«
»Ich glaube nicht. Die hat unter Garantie ein gewisser Jack Spring. Aber Dean Hard und Evelyn Taylor können mich vielleicht auf eine Spur führen. Schick sofort einen Kollegen her. Am liebsten wäre mir Fred Nagara. Er soll sich um Dean Hard kümmern. Falls er das Haus verlässt, soll Fred ihm folgen und ihn beschatten. Es könnte sein, dass er das Haus verlässt, um zu Jack Spring zu fahren.«
»Und was ist mit der Taylor?«
»Um die kümmere ich mich schon. Schick aber Nagara sofort. Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
Ich legte schnell auf und verließ die Telefonzelle. Ich ging hinüber zum Lift. Den hatte ich ebenso wie den Treppenaufgang die ganze Zeit während des Telefongespräches beobachtet. Der Lift war unten geblieben, und niemand war über die Treppe in die Halle gekommen.
Ich ließ mich noch einmal in die 14. Etage fahren. Vor der Kabine wartete ich, bis der Lift wieder hinabfuhr.
Dann wandte ich mich nach links, wo eine kleine Tür direkt neben dem Treppenaufgang war. Sie war nicht verschlossen, und ich öffnete sie. Dahinter lag ein kleiner Raum, der vollgestopft war mit dem Handwerkszeug einer Fußboden-Kosmetikerin. Es roch nach Scheuerpulver und Bohnerwachs. Auf der linken Seite gab es ein kleines Fenster.
Ich zog die Tür hinter mir zu und schlängelte mich durch eine Batterie von Bohnerbesen und Staubsaugern zum Fenster. Ich warf einen Blick hinaus.
Der kleine Raum musste genau neben der Wohnung von Dean Hard liegen. Ich riss den Fensterflügel auf und beugte mich hinaus. Rechts von mir sah ich in ungefähr zehn Yards Entfernung das geöffnete Fenster von Hards Wohnzimmer. Dicht daneben lief die Feuerleiter nach unten.
Ich lauschte, konnte aber nur den gedämpften Verkehrslärm hören. Mein Blick fiel auf einen schmalen Sims, der an der ganzen Hinterfront des Hauses entlanglief. Das zeigte mir die einzige Möglichkeit, wie ich meinen Plan durchführen konnte.
Das Fenster war gerade so groß, dass ich hindurch konnte. Da es ringsum mit Regalen umbaut war, erleichterte es mein Vorhaben. Ich packte den obersten Querträger an und machte einen Klimmzug. Ich brachte meine Füße auf die Fensterbank und schob sie dann über die Brüstung nach draußen. Dann ließ ich mich vorsichtig hinab, bis ich auf der Bank saß, drehte mich herum und ließ mich langsam weiter hinab.
Meine Arme waren ganz ausgestreckt, ich hielt mich an der inneren Kante der Fensterbank fest. Unter meinen Füßen spürte ich keinen Widerstand. Der Sims lag tiefer, als ich gedacht hatte.
Ich ließ meine Rechte los und griff nach dem Fensterrahmen. In dem Augenblick, als ich mich nur mit einer Hand festhielt, zerrte das Gewicht meines Körpers mich wie eine schwere Bleiladung nach unten.
Dann setzte ich auch meine linke Hand um. Ganz vorsichtig ließ ich mich weiter nach unten hinab. Als meine Arme ganz gestreckt waren, ertasteten meine Fußspitzen einen Mauervorsprung. Das musste der Sims sein!
Vorsichtig ließ ich den Fensterrahmen los und hielt mich an der äußeren Fensterbank, die nur ein Stück rauen Betons war, fest. Ich ließ mich weiter hinab. Jeder Muskel meines Körpers war bis zum äußersten gespannt, denn meine Turnübung war nicht gerade ohne Risiko. Unter mir war in einer Tiefe von vierzehn Stockwerken die steinharte Betonfläche des Innenhofes.
Meine Füße fanden einen festen Halt. Der Sims war so breit, dass ich mit dem ganzen Fuß auftreten konnte. Eine einzige Windbö hätte genügt, um mich aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Es wäre etwas leichter gewesen, wenn ich mit dem Rücken zur Hauswand gestanden hätte. Aber Umdrehen war unmöglich, und ein
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