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041 - Der Schwarze Tod

041 - Der Schwarze Tod

Titel: 041 - Der Schwarze Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.J. Arnaud
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in der die Wanderer, die unterwegs nach Compostella waren, haltmachten. Von dieser Herberge hat übrigens alles seinen Ausgang genommen, das Böse, das mein und Collins Leben so erschüttert hat.
    „Wenn der Schneesturm vorbei ist, müssen wir nach unseren Schlingen sehen.“
    „Bei dieser Witterung kommen die Krammetsvögel bis an die Häuser“, sagt der Zwerg. „Daran sollten wir auch denken.“
    Er fertigt die Fallen, um sie zu fangen, und wenn wir zu viele davon haben, verkaufe ich sie in der Stadt. So kommt ein wenig Bargeld ins Haus. Manchmal verkaufe ich auch Schafe oder Holz. Jetzt sind die Schafe im Stall, wohin wir jeden Nachmittag gehen, um sie zu füttern. Wir haben viel Arbeit, Collin und ich, und wir langweilen uns nur selten. Ich bin froh, daß er, nachdem sich der Riß in der Zeit wieder geschlossen hatte, bei mir geblieben ist. Er selbst ist sicherlich nicht so glücklich darüber. Und ich frage mich, ob er sich jemals an dieses Exil gewöhnen wird, an diese Epoche, die nicht die seine ist.
    Lange Zeit haben mich die Gendarmen seinetwegen bedrängt. Sie wollten wissen, woher er kam, wer er war, ja, sie haben sogar seine Fingerabdrücke und seine Personenbeschreibung kreuz und quer durch die Welt geschickt. Aber ich kann ihnen doch nicht die Wahrheit sagen! Ich riskiere, für den Rest meines Lebens in eine Irrenanstalt gebracht zu werden. Als die Gendarmen mich in Ruhe ließen, kamen die Verwaltungsbehörden. Man warf mir vor, ihn nicht bei der Sozialversicherung angemeldet zu haben, und es war schwer, den Leuten klarzumachen, daß er nicht mein Angestellter ist. Von Zeit zu Zeit kommen sie wieder, vor allem im Frühling, wenn das schöne Wetter zu Spaziergängen verlockt.
    Der Duft des Kaninchens, das bald gar ist, steigt mir in die Nase. Ich stelle zwei Gläser auf den Tisch und fülle sie mit einem guten, alten Wein.
    „Trink einen Schluck, Collin!“
    Er wischt sich mit dem Ärmel über den Mund und kommt zum Tisch. Er setzt das Glas an die Lippen und trinkt mit geschlossenen Augen.
    „Schmeckt gut, nicht wahr?“
    „Ein paar Fässer davon im Keller wären gar nicht schlecht.“
    Er geht an die Arbeit zurück.
    Ich verlasse den Raum und sehe nach den Hühnern. Ich streue ihnen Futter und bereite das Schweinefutter. Von den vier Schweinen haben wir heuer bereits zwei geschlachtet. Der Keller ist voll mit Schinken, Würsten, Pasteten und eingemachtem Fleisch. Das genügt bei weitem für den Winter. Vielleicht kann ich im Frühling einige der Schinken verkaufen; die Käufer reißen sie mir jedes mal aus den Händen. Collin versteht sein Geschäft!
    Ich komme zurück, die Arme beladen mit Holzscheiten. Collin deckt eben den Tisch, so wie ich es ihm beigebracht habe. Er verzichtet nur auf eine Gabel für sein eigenes Gedeck. Er begnügt sich mit Löffel und dem Messer, das er bei sich hatte, als er für immer in meine Zeit kam. „So! Zu Tisch!“
    Wir beginnen mit einem köstlichen Wildschweinragout. Bei uns ist jeden Tag Festtag, und wir sehen einander buchstäblich zu, wie wir in die Breite gehen. Das ist jeden Winter so. Aber die harte Arbeit in der schönen Jahreszeit bringt uns bald wieder auf das Normalgewicht zurück. Ich möchte mich nicht verändern. Ich möchte auch nicht altern. Ich wünsche so zu bleiben, wie damals, als Ninon von mir weg in den Strudel der Vergangenheit gerissen wurde. Wenn sie je zurückkäme, fände sie mich verändert? Daran denke ich oft. Fünfzig werde ich heuer, aber ich habe noch kein graues Haar. Die Züge sind ein wenig härter geworden, aber kaum älter. Ich möchte nicht daran denken, was aus Ninon in den dreißig Jahren geworden ist. Dreißig Jahre sind eine entsetzlich lange Zeit unter den harten Lebensbedingungen des Mittelalters. In einem armen Dorf, das von einem grausamen Herrn ausgepreßt wird. Nein, ich erwarte nicht mehr als ein Wunder: Ich wünsche mir, daß die Zeit ihr nichts hat anhaben können. daß sie, wenn sie jemals wieder aus der unsichtbaren Mauer der Zeit tritt, dieselbe ist wie damals: blond, feingliedrig, wunderschön wie eine Fee.
    „Das Brot ist dir gut gelungen“, sage ich zu Collin.
    Es ist gerade ausgekühlt.
    Das Wildschweinragout schmeckt tatsächlich hervorragend. Collin erzählt mir, daß es zu seiner Zeit nicht so viele Wildschweine in der Gegend gegeben hat, dafür mehr Hirsche, Gemsen, Bären und Wölfe, die im Winter bis an den Rand des Dorfes kamen. Die Wölfe kenne ich ja. Auch sie kamen durch die geheimnisvolle

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