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041 - Der Tod schleicht durch London

041 - Der Tod schleicht durch London

Titel: 041 - Der Tod schleicht durch London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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aufzutreiben. Da er in der Londoner Unterwelt bekannt wie ein bunter Hund war, konsultierten ihn oft kleine Ganoven.
    Natürlich ließ er sich seine Rechtsauskünfte bezahlen. Für unbedeutende Angelegenheiten verlangte er einen Drink, war die Auskunft mehr wert, erhöhte er die Anzahl der Drinks, und manchmal verlangte er sogar eine Pulle Schnaps.
    Was er den Verbrechern sagte, war verbindlich, denn er kannte sich mit den Gesetzen immer noch aus. Er durfte nur keine Anwaltspraxis mehr betreiben und war schon lange nicht mehr bei Gericht zugelassen, dafür hatte die Anwaltskammer gesorgt, denn er war eine »Schande für den gesamten Berufsstand« – so scharf hatte man das formuliert.
    Er wäre niemals so weit abgerutscht, wenn es keine Frauen auf dieser Welt gegeben hätte.
    »Frauen sind an jedem Unglück schuld«, das behauptete er heute steif und fest. »Sie saugen uns wie Vampire das Blut aus. Ohne das geringste Mitleid. Wenn wir dann entkräftet zusammenbrechen, steigen sie hocherhobenen Hauptes über uns hinweg und wenden sich einem anderen Opfer zu. Ich weiß, wovon ich spreche. Ich bin selbst einer solchen Vampirin in die Hände gefallen. Machtlos war ich, wie gelähmt. Das Teuflische daran ist, daß man seinen Untergang bis zuletzt genießt. Erst wenn man allein ist, kommt das böse Erwachen. Aber dann ist es zu spät. Zu spät für alles. Es bleibt nur noch ein einziger Trost: der Alkohol.«
    Amanda hatte das Mädchen geheißen, das Clive Hogan für seinen Niedergang verantwortlich machte.
    »Ich ließ ihretwegen wichtige Termine platzen, stürzte mich in Schulden, um sie an mich zu binden, überhäufte sie mit Geschenken«, erzählte er jedem, der es hören wollte. »Ich schloß die Kanzlei und fuhr mit ihr nach Brighton, wenn sie es wollte. Ich war mit ihr in Las Vegas und Monte Carlo und verspielte meinen letzten Hosenknopf, um Amanda zu gefallen. Meine Karriere opferte ich ihr. Slim Bender, der Staranwalt, ist heute jedermann in London ein Begriff. Ich war besser als er. Man prophezeite mir einen sagenhaften Aufstieg, aber Amanda sorgte dafür, daß ich mir diese große Chance gründlich vermasselte. Als die Schulden mir über den Kopf wuchsen, als ich Amanda klarmachte, daß ich mit ihr keine so weiten Reisen mehr unternehmen könne, daß es auch vorbei sein müsse mit den vielen teuren Geschenken, gab sie mir auf beide Wangen einen oberflächlichen Kuß, sagte, es wäre nicht übel mit mir gewesen, aber sie hätte da jemand an der Angel, der ihr all das zu bieten bereit wäre, wozu ich nicht mehr in der Lage sei. Ich Dummkopf hatte geglaubt, es wäre Liebe dabei, aber das war ein verhängnisvoller Irrtum. Als sie ging, betrank ich mich, und ich bin bis heute nicht nüchtern geworden. Das soll mir erst mal einer nachmachen.«
    Das waren Hogans Ansichten.
    Er sprach oft darüber.
    An diesem milden Septemberabend hatte er eine längere Sitzung mit Bert Huncey gehabt. Sie hatten sich in einer Bar am Ufer der Themse getroffen, und Bert ließ gleich eine Flasche Scotch auffahren, die sie während ihrer ausführlichen Unterhaltung leerten.
    Natürlich achtete Hogan darauf, daß er Huncey immer ein paar Drinks voraus war. Zum Schluß wußte der Gangster, was er zu tun hatte, und Clive Hogan war wieder einmal sternhagelvoll.
    Glücklich grinsend verließ er die Bar. Der Gehsteig schwankte unter seinen Füßen wie die Planken eines Schiffes bei Windstärke zehn. Deshalb ging Hogan breitbeinig wie ein Seemann, und er umarmte liebevoll jede Laterne, die ihm auf seinem Weg begegnete.
    Er wußte eigentlich nicht genau, wohin er ging. Es war ihm egal.
    Wenn er getrunken hatte, war ihm alles gleichgültig. Die ganze Welt schwamm für ihn dann in einem Meer von Gleichgültigkeit.
    Es wäre nicht schlecht gewesen, sich ein wenig auszuruhen. Hogan leckte sich über die Lippen, wischte sich über das mit Bartstoppeln übersäte Kinn, lehnte sich an die Hausfassade und versuchte draufzukommen, wohin es ihn nun eigentlich verschlagen hatte.
    In seinem benebelten Geist tauchte das Straßenschild auf, das er vorhin passiert hatte.
    »Fleet Street?« murmelte er. »Kann das die Fleet Street sein? Mist, dann gehe ich ja in die falsche Richtung.«
    Sein Zuhause, das Männerheim in der Southwark Street, befand sich auf der gegenüberliegenden Seite der Themse.
    »Ach was«, brabbelte er. »Ist ja egal.«
    Leute gingen an ihm vorbei. Sie wichen ihm aus. Manche machten sogar einen großen Bogen um ihn, als hätte er eine

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