0446 - Die Zeitbrüder
Tasterantennen und die Rollenlaufwerke der Gleisketten sind leicht angefressen worden."
Der Großadministrator erschrak.
Was auf den Flugpanzer zutraf, galt in stärkerem Maße auch für den Nullzeitdeformator. Rein technisch gesehen war das weiter kein Problem, denn sobald der Abflug von Ovaron II die Aktivierung der Energieerzeuger wieder zuließ, konnten alle entstandenen Schäden behoben und die Entstehung weiterer Schäden verhindert werden.
Aber das alles würde kostbare Zeit kosten. Wahrscheinlich würde das Zeitreisegerät vollständig überprüft werden müssen, um einen Ausfall wichtiger Aggregate während der Zeitreise zu verhindern.
Rhodan dachte in diesem Zusammenhang besonders an die Feldantennen-Pro-jektorköpfe des Dakkar-Tastresonators.
Während der Reise nach 200018 vor Jetztzeit hatten sie auf den Einsatz dieses Gerätes verzichten können. Bei der Rückreise in die Jetztzeit war das unmöglich, denn da würde Ovaron II bereits die Rücksturzpolung des lotronischen Zeitläufers aktiviert haben.
Perry Rhodan verschob diese Überlegungen. Sie mußten warten, bis Ovaron II gestartet war.
Wenn der Ganjase doch endlich starten würde!
„Sobald Zwiebus fertig ist, lassen Sie die Shift-Besatzung ihre Plätze einnehmen, Oberst Kasom!" befahl er. „Ich gehe wieder nach draußen."
Toronar Kasom bestätigte. Der Ertruser sah dem Großadministrator etwas beunruhigt nach. Er spürte, daß Rhodan Sorgen hatte und empfand es schmerzlich, daß er ihm keine Hilfe anbieten konnte.
Gucky und Tschubai materialisierten in dem Moment, in dem der Großadministrator den Beobachtungsplatz erreichte.
„Vibrationen im Gelände hinter der Abschluß-Felswand!" meldete Ras Tschubai. „Dort laufen starke Aggregate an."
„Die Startschachtverschlüsse werden geöffnet, Perry", teilte Ovaron Imit. „Es ist eine ziemlich komplizierte Angelegenheit, da die Verschlüsse wegen der Ortungsgefahr vielfach verschachtelt sind."
Perry Rhodan atmete auf.
Schweigend warteten die sechs Personen. Sogar Takvorian zwang sich zur Ruhe. Im Westen verschwand soeben der Saturn unter dem Horizont, nur die Ringe ragten rechts und links - im Norden und im Süden - über die Ränder Titans hinaus. Die Lichtbrechung der dünnen Atmosphäre bewirkte eine seltsam anmutende Aufwölbung. Es sah aus, als hätte der Titan bleiche Geisterschwingen erhalten und wollte sich damit ins All erheben.
Ein dumpfes Rumoren durchlief den Boden. Takvorian glitt aus und setzte sich auf die Hinterbacken. Seine Pferdekopfmaske reckte sich empor.
Rhodan blickte fasziniert in die Richtung, wo das Geheimdepot des Ganjos liegen mußte, als ein kaum sichtbarer flimmernder Strahlenfinger ausbrach und weit in die Atmosphäre des sechsten Saturnmondes stieß.
Sekunden später schwebte ein kleiner eiförmiger Körper in diesem Strahlenfinger nach oben. Die Triebwerke des Schiffes arbeiteten noch nicht, um keine verräterischen Schmelzspuren auf dem Gestein zu erzeugen. Ovaron II ließ sein Raumschiff im energetischen Startgerüst steigen.
Erst in etwa fünf Kilometern Höhe zündete das Hecktriebwerk. Im gleichen Moment erlosch das Kraftfeld. Schneller und immer schneller stieg das kleine Raumschiff empor, bis nur noch das Glühen seiner Triebwerke zu sehen war. Als der letzte Lichtschimmer sich verlor, verstärkte Rhodan die Sendeleistung seines Hehntelekoms und befahl General Dephin und Oberst Kasom, die Kraftwerke ihrer Fahrzeuge zu aktivieren.
Zum zweitenmal innerhalb eines Zeitraums von zwei Wochen rollte ein terranischer Shift durch die Korkenzieherschlucht der Akalos-Berge.
Ovaron und Perry Rhodan saßen hinter Toronar Kasom in der Steuerkanzel und blickten auf die wild zerklüftete Landschaft des Titan. Alles glich in fataler Weise dem ersten Vorstoß, der beinahe mit einer Katastrophe geendet hätte.
Aber diesmal gab es keine hitzige Diskussion über das Für und Wider des Unternehmens, keine Befürchtungen und verzweifelten Hoffnungen.
Rhodan und Ovaron waren nunmehr überzeugt.
Der Ganjo blickte den Großadministrator verstohlen von der Seite an, musterte dieses edel geschnittene Gesicht, das Härte, Stolz und Willenskraft ausstrahlte.
Es war eigenartig, aber je länger er mit diesem großen Terraner zusammen war, desto stärker verwischten sich die ohnehin geringfügigen Wesensunterschiede zwischen ihm und sich selbst.
Manchmal fühlte Ovaron sich ais Terraner, dann wieder glaubte er, in Perry Rhodan einen Ganjasen zu sehen, einen
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