0459 - Geheimwaffe Ghoul
Scheibe zielen sollte, ließ es aber bleiben, da ich damit rechnen mußte, schußsicheres Glas vor mir zu haben. Das Risiko war einfach zu groß.
»Ich habe mir noch etwas überlegt«, sagte er. »Ihr könnt euch eure Todesart aussuchen. Wie wäre es, wenn ihr zu den Ghouls hinabklettert? Sie werden euch sicherlich empfangen.«
»Lassen Sie uns dann gehen?« fragte Suko. Auch ich glaubte nicht daran, daß er uns diese Chance ermöglichen würde.
»Nein, es war ein Scherz. Ihr werdet auf diesem Gitter sterben, dann können sich die Ghouls mit euch beschäftigen.«
»Lenk ihn ab!« zischte Suko plötzlich. »Lenk ihn ab, John. Mark Baxter ist am Ball.«
Ich sah ihn zwar nicht, aber ich erkannte die Folgen seines Handelns. Wie er auf die Plattform gekommen war, wußte ich nicht, aber er stand dicht an der Tür, die er nun öffnete.
»Wenn das mal gutgeht…«
Wir konzentrierten uns beide auf diesen Vorgang. Dabei steigerte sich die Spannung fast bis zur Unerträglichkeit. Suko war bereit, die Magie seines Stabes einzusetzen, und ich wunderte mich darüber, daß Topol noch nichts mitbekommen hatte.
Leider ging es nicht so weiter.
Die Tür stand noch nicht offen, als er es merkte. Auf seinem Stuhl ruckte er herum, starrte die Tür an, sprang auch auf, und wir sahen sein erstauntes Gesicht.
Genau in diesem Augenblick waren die zwei Stunden und damit die Unsichtbarkeitsphase des Mark Baxter vorbei.
Der CIA-Agent wurde wieder sichtbar!
***
Mark Baxter litt mit, als er bemerkte, wie schlecht es seinen Freunden ging. Sie lagen auf dem verdammten Rost, der unter Strom gesetzt wurde, so daß durch die Körper der Männer die Schmerzen jagten. Und er hatte auch die finsteren Versprechungen des Russen vernommen, die dieser Mann sicherlich einhalten würde.
Dafür wußte Mark Baxter einfach zu viel von ihm. Er galt selbst bei seinen eigenen Leuten als unberechenbar, gefährlich und teuflisch. Ihm mußte das Handwerk gelegt werden!
Baxter hatte das Gitter im richtigen Moment verlassen. Als er neben dem Bottich stand, stellte er zum erstenmal fest, daß dieser sehr hoch war. In der Höhe erreichte er die Größe eines ausgewachsenen Menschen.
Der CIA-Agent kümmerte sich nicht um den widerlichen Geruch und auch nicht um die Geräusche, die aus dem Bottich drangen, er wollte Topol ausschalten.
Noch sah er ihn nicht.
Aber irgendwo mußte der Kerl stecken. Den Bottich hatte er bald hinter sich gelassen und geriet in den düsteren Hintergrund des Kellers, wo die Mauern noch feucht und muffig rochen und eine dicke, weißgrüne Schimmelschicht zeigten.
Genau dort schimmerte etwas. Zuerst dachte Mark an einen Spiegel. Beim Näherkommen erkannte er, daß es sich um eine Glasscheibe handelte und diese die Frontseite einer Kabine einnahm.
Hinter ihr hockte Topol vor seinem Schaltpult!
Mark näherte sich ihm. Er schlich sogar an der Frontseite vorbei, ohne von dem Russen bemerkt zu werden, und entdeckte an der rechten Seite eine Tür.
Besser hätte es nicht laufen können.
Er merkte sich genau die Stelle und entfernte sich wieder, weil er nach einer Möglichkeit suchte, um seine beiden Partner aus der Patsche zu holen.
Mittlerweile hatte der Mongole Kontakt mit der widerlichen Masse innerhalb des Bottichs aufgenommen. Aus dem quirlenden und sich drehenden Etwas entstanden die ersten schleimigen Gestalten und bewegten sich in Richtung Rand.
Sie würden den Bottich verlassen und ihrem Herrn und Meister wie eine Armee zur Seite stehen. Dem allerdings wollte Mark Baxter einen Riegel vorschieben.
Er kannte die genaue Uhrzeit nicht. Sein Gefühl aber sagte ihm, daß er sich beeilen mußte, denn die Zeit der Unsichtbarkeitsphase mußte sich allmählich dem Ende nähern.
Dann hörte er ein summendes Geräusch. Zuerst war Mark irritiert.
Er wußte nicht so recht, wohin er sich wenden sollte, drehte sich zum Glück und sah einen kantigen Schatten, der bereits vom Boden abgehoben hatte.
Es war die Kabine mit Topol am Steuerpult!
Baxter wollte es kaum glauben. Zwei Sekunden zögerte er noch, dann begann er zu rennen.
Und er schaffte es.
Bevor die Kabine zu weit in der Luft schwebte, konnte er sich noch auf den Band schwingen und sich neben der Tür an der Ecke festklammern. Zwar bewegte sich bei dem plötzlichen Druck die Kabine nach rechts, aber dieser Vorgang wurde von Topol ignoriert.
So schwebten beide der Decke entgegen. Der eine sichtbar, der andere nicht.
Mark wußte nicht, wohin diese ungewöhnliche Reise führte.
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