0463 - In den Fängen eines Teufels
Frage, ob Alexandra Dalton noch lebte und auch natürlich die anderen Mädchen. Wir hielten uns schon einige Zeit im Schloß auf, eine Schülerin war uns bisher noch nicht begegnet. Das bereitete uns Sorgen.
»Fünf plus Alexandra«, sagte Suko leise. »Verdammt, John, ich habe ein ungutes Gefühl.«
»Kann ich mir vorstellen.«
»Und jetzt?«
Ich hob die Schultern. Es war eine gute Frage. »Erreicht haben wir ja nichts«, gab ich zu.
»So gut wie nichts«, verbesserte mich Suko. »Schließlich haben wir unser Leben gerettet.«
»Ja, das ist schon was.«
»Wir müssen die Mädchen finden. Wenn wir auf ihre Spuren stoßen, haben wir auch den Orlock.«
»Und was ist mit Dalton?«
»Ich weiß es nicht.« Suko hob die Schultern. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß er mit dem Orlock unter einer Decke steckt. Der ist doch Vater und wird es nicht zulassen, daß dieser lebende Tote Alexandra tötet.«
»Das sagst du. Denk daran, was wir schon für Tragödien erlebt haben, wenn es um familiäre Dinge ging.«
»Sicher.«
Ich klopfte auf den Schreibtisch. »Irgendwo steckt dieser Teufel«, sagte ich leise. »Irgendwo in diesem verdammten Bau. Vielleicht in einem Geheimgang oder in einem versteckt liegenden Zimmer.«
»Den Keller kennen wir auch noch nicht.«
»Nein. Ebensowenig wie die Schlupfwinkel. Suko, ich denke immer an das Grab, das ja leer war. Es liegt nicht weit vom Schloß weg. Ich kann mir vorstellen, daß es zwischen dieser Gruft und dem Schloß eine Verbindung gibt.« Mit der Zeigefingerspitze zeichnete ich einen Strich quer über den Schreibtisch nach.
»Da widerspreche ich dir nicht. Willst du noch einmal hin?«
»Ja.«
Suko zog die Stirn kraus. »Und das Schloß hier bleibt unbewacht?«
Ich hob die Hand und streckte den Zeigefinger gegen meinen Freund und Kollegen. »Natürlich nicht, mein Lieber. Du bist doch hier.«
Er lachte kratzig. »Also sollen wir uns trennen. Von verschiedenen Seiten zuschlagen?«
»Erst einmal den Orlock in die Zange nehmen.«
Suko scheuerte über sein Kinn. »Das wäre natürlich eine Möglichkeit«, gab er zu.
»Das ist sogar eine.«
»Trotzdem, John. Wie willst du den Schutt vor und über dem Eingang beiseite räumen?«
»Ich hole mir aus dem Dorf ein paar Männer. Sie müssen einfach mit. Sie können mir auch Seile überlassen, über die ich mich in die Tiefe hangeln werde.«
»Soll ich das nicht übernehmen?«
»Laß mich mal. Du wirst dich hier im Schloß umsehen.«
»Na gut.«
Der Inspektor brachte mich noch zur Tür. Als ich sie öffnete, strich er über meinen Hals. »Darauf, John, solltest du besonders achtgeben. Man hat leider nur einen.«
»Danke gleichfalls.«
Wenig später saß ich im Rover und brauste mit einem Kavalierstart davon…
***
Da war das schreckliche Gesicht, da war die gefährliche Klinge, die vor der Kehle des blonden Mädchens schwebte, da war die Angst, der Geruch nach Tod und Grauen, und da war der, dem das Gesicht gehörte.
Der Orlock!
Mara, das zweite Mädchen, stand einige Schritte entfernt, wurde vom Fackellicht umspielt und hatte das Gefühl, als würden die Wände um sie herum leben.
Alles andere war tot, so kalt, so starr.
Auch Alexandra, die im Griff dieses Unholds hing. Ihr Mund stand offen, aber sie schrie nicht. Das hatte sie schon hinter sich, als ihr die alte Leiche in die auffangbereiten Arme gefallen war. Alex war vor Entsetzen starr.
Die Augen glichen bewegungslosen Kugeln. Vielleicht sah sie das Rasiermesser, das eine Form aufwies, wie man sie früher einmal gehabt hatte. Mit einem Holzgriff versehen und einer ziemlich langen, fürchterlichen Klinge.
Sie sollten sterben!
Erst Alex, dann Mara! Der Orlock war zurückgekehrt. Ein Wesen aus dem Totenreich begann seine fürchterliche Jagd nach jungen Mädchen von vorn. Ein Opfer hatte er sich bereits geholt. Clara Hastings, die Gouvernante, trieb tot durch den Pool im Keller. Die beiden Freundinnen hatten erkannt, daß der Orlock nicht bluffte, und er hatte auf sie gelauert. Und zwar im alten Stollen, der vom umgebauten Teil des Kellers irgendwo wieder ins Freie führte, denn der Luftzug drang bereits durch den Gang und war gegen die erhitzten Gesichter der Freundinnen geweht, als sie sich auf der Flucht befanden.
Bisher hatten sie ihn nur als Schatten gesehen. Eine düstere Projektion seines Armes und mit dem Messer in der Faust. So war er im Gang und auf der Leinwand des Videoraumes erschienen, als sich die Mädchen den Film Ghostbusters
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