0468 - Ich gegen die Terror-Gang
Hintergrund. Die Polizei jagte ihn ergebnislos. Die Unterwelt fürchtete ihn wie die Hölle.
Der »Absahner« lächelte überlegen, als er zu seinem Standort zurückfuhr. Er fühlte sich sicher. Keiner würde ausgerechnet ihm ein Verbrechen Zutrauen. Ihm, der durch seine Arbeit täglich bewies, daß er für Recht und Ordnung war. Wenigstens verstand er es, diesen Eindruck zu erwecken.
War es unmöglich, ihm die Maske des ehrbaren Bürgers herunterzureißen? Viele glaubten es.
Zu ihnen zählte auch Ted Bryn, der Hehler. Aber er hatte seinen eigenen Entschluß gefaßt. Er wollte aussteigen, nicht mehr mitmachen. Er wußte, wieviel die Edelsteine im Kofferraum des Wagens wert waren.
Kein Mensch konnte in seinem Leben so viele Dollar ausgeben, wie er beim Verkauf der Juwelen erhalten konnte. Der Hehler beschloß, den »Absahner« zu betrügen. Er wollte die Beute nicht ausliefern.
Bryn sah sich schon sorgenlos und unbeschwert unter tropischer Sonne. Vor seinen Augen flimmerten Fetzen alter Jugendträume.
»Ich werde den ,Absahner‘ überlisten«, redete er sich ein.
Bryn wußte nicht, daß dieser Entschluß sein eigenes Todesurteil war.
***
Ein brutaler, gewaltiger Stoß, ein mißtönender, scheppernder Krach — sekundenlang rotierte die nasse Asphaltfläche vor den schreckgeweiteten Augen des Mannes.
Er prallte auf die Straße, überschlug sich, rollte weiter und landete dann schließlich an einer Bordsteinkante.
»Er ist verletzt!« schrie eine Frau hysterisch auf.
»Ich habe alles genau gesehen«, empörte sich ein Passant. »Es war ganz klar Fahrerflucht. Man muß sofort die Nummer des Wagens aufschreiben!«
Undeutlich bemerkte der Mann in der Gosse, wie er von zahlreichen Schaulustigen umringt wurde. Mühsam versuchte er, sich wieder aufzurichten.
Er betastete seine Schläfe und fühlte eine klfeine Platzwunde. Er rappelte sich hoch, und ohne sich weiter um die besorgten Menschen zu kümmern, ging er hastig weg.
Als er ein Stück gelaufen war, blieb er plötzlich stehen. Er wußte nicht, wohin er wollte. Schlagartig wurde ihm klar, daß er nicht die leiseste Ahnung hatte, wer er war.
Der Atem des Mannes ging keuchend. Schweißperlen traten auf sein grobes, von Schlagspuren gezeichnetes Gesicht. Er kämpfte gegen die würgende Angst an, die langsam unwiderstehlich in ihm hochkroch.
»Natürlich weiß ich, wer ich bin«, murmelte er. »Ich bin… ich bin…«
Mit der Zeit würde es ihm schon wieder einfallen, beruhigte er sich. Vielleicht war er jetzt durch den Unfallschock ganz einfach zu aufgeregt. Er schleppte sich zögernd weiter und versuchte krampfhaft, sich zu konzentrieren.
Aber nichts geschah. '
Schließlich blieb er vor einem Schaufenster stehen. Prüfend besah er sein Spiegelbild, das sich deutlich in der Scheibe abzeichnete.
Er erkannte einen großen, kräftig gebauten Mann. Graublaue Augen, hohe Stirn.
So etwas Dummes, dachte der Mann. Das liest man doch nur in Zeitungen. Aber in Wirklichkeit gibt es doch so etwas nicht. Dann begann er, seine Taschen zu durchsuchen. Sorgfältig und gewissenhaft. Jede einzeln. Die meisten waren leer. In der Hose fand er nur ein Taschentuch. Er hatte auch keine Brieftasche mit. Nichts führte er bei sich. Oder doch?
Plötzlich fingerte er aus seiner Jackentasche einen kleinen Zettel und fünfhundert Dollar hervor. Gleichzeitig spürte er das Gewicht einer Pistole in seiner Schulterhalfter.
Gespannt strich er den Zettel glatt. Er las einen Namen, eine Adresse aus der unteren Bowery.
»Ob ich das wohl bin?« fragte sich der junge Mann. Er wollte sich sofort Gewißheit verschaffen.
***
Sie stand mit einem Male in meinem Office. Ihre großen Augen sahen mich bittend an, ihre Hände krampften sich um ein Taschentuch.
»Sind Sie Mr. Jerry Cotton?« fragte sie mit leiser bescheidener Stimme.
»Ja, was kann ich für Sie tun?«
Mein Freund Phil schob ihr einen Stuhl zu. Gewöhnlich meldet man unsere Besucher an. Es ist nicht üblich, daß Zivilisten einfach im Distriktgebäude herumlaufen.
»Ich lief an dem Portier vorbei, als er gerade telefonierte«, beantwortete die Frau meine unausgesprochene Frage. Sie schlug die Augen nieder und zerrte wieder am Taschentuch.
»Es ist wegen meines Mannes«, sagte sie dann. Sie wirkte verlegen.
Die Frau mochte etwa vierzig Jahre alt sein. Ihre Kleidung wirkte ärmlich, aber sauber. , »Was ist denn mit Ihrem Mann?« fragte ich und kam mir reichlich dumm vor. Schließlich haben wir bei uns keine Beratungsstelle
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