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0471 - Im Bann der Hexe

0471 - Im Bann der Hexe

Titel: 0471 - Im Bann der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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steckt, sind wir einen Schritt weiter.«
    In diesem Moment schlug das Telefon an.
    ***
    ... ein großer dunkler Raum, dessen Decke, unter der Rauchwolken schwebten, von dorischen Säulen getragen wurde. Eine Frau, deren Haut blaß wie der Mond und deren Haar silbrigweiß war, in einem blauen Kleid, das so tief ausgeschnitten war, daß selbst Susy van Loowensteen sich nicht getraut hätte, es in der Öffentlichkeit zu tragen. Aber hier war wohl nichts öffentlich. Hier gab es nur ein eigenartiges Wesen, das so groß war wie ein schlachtreifer Hase und das zeterte wie ein Affe, dem man die Banane stibitzt hatte. Dazu einen seltsamen Gnom in schreiend bunter Kleidung und mit tiefschwarzer Haut. Und einen ebenfalls recht altertümlich-bunt gekleideten, hoffnungslos fettbäuchigen Mann, an dessen Gürtel ein Degen in der samtbezogenen und edelsteinbesetzten Scheide hing.
    »Wie, um Himmels willen, komme ich hierher?« entfuhr es Susy, die von der Langform ihres Namens, Susanna, nie viel gehalten hatte, weil ihr das zu spießig erschien. - Eben war sie doch noch in ihrer Dachwohnung gewesen! Sie war aus der Küche in die Wohnlandschaft zurückgegangen, am Spiegel vorbei, der schwarz war…
    Schwarz…?
    Und sie mußte an die Weltentore denken, von denen in ihrem Buch die Rede war und in welchem der jugendlich-forsche Held Brik Simon, von Beruf Reporter, von einem Abenteuer ins andere und von einer Welt in die andere gehetzt wurde.
    In einem Punkt hatte Eddy natürlich recht: Das alles war Fantasie. Spinnerei. So etwas gab es nicht wirklich.
    Deshalb war Susy natürlich auch nicht durch den harmlosen Spiegel hierher gebracht worden. Denn der war bestimmt nicht wirklich schwarz verfärbt; das war sicher eine Täuschung gewesen, weil sie selbst sich schwarz vor Wut gefühlt hatte. Deshalb gab es auch diese seltsamen Wesen um sie herum nicht, zwischen denen sie, in der rechten Hand ein Glas mit Genever, in der Linken die dazugehörige Flasche und ansonsten splitterfasernackt aufgetaucht war.
    »Nein, das gibt es alles nicht«, stieß sie hervor, drehte sich um und wollte auf dem gleichen Weg, den sie in diesen Alptraum gekommen war, wieder zurück in die Wirklichkeit.
    Aber das schwarze Flammen speiende Weltentor, das es nicht geben durfte, schloß sich gerade in diesem Augenblick funkensprühend hinter ihr.
    Es gab kein Zurück.
    ***
    Im Château Montagne gab es in jedem wichtigen Raum Telefon. Somit war Professor Zamorra jederzeit überall erreichbar - wenn es wichtig war. Für die Filterung sorgten entweder Nicole Duval, die ganz nebenbei auch noch Zamorras Sekretärin war, oder der alte Diener Raffael Bois, der sich trotz seines hohen Alters strikt weigerte, sich pensionieren zu lassen; er hatte Zamorra förmlich erpreßt: »Entweder ich arbeite weiter für Sie oder ich sterbe, weil ich keine Aufgabe mehr habe.« Und zuverlässig war der alte Mann immer noch. Auch jetzt war er am Apparat; der Himmel mochte wissen, wie er so schnell spitz gekriegt hatte, daß Zamorra und seine Begleiter ohne Voranmeldung ausgerechnet jetzt ins Château zurückgekehrt waren und daß sie sich, mit Ausnahme Fenrirs, jetzt ausgerechnet in Nicoles Schlafzimmer aufhielten… aber zuweilen entwickelte der alte Herr die Qualität eines Hellsehers.
    »Willkommen zu Hause, Monsieur Zamorra. Darf ich ein Auslandsgespräch zu Ihnen durchstellen? Es scheint sehr dringlich zu sein…«
    »Sie, Raffael, dürfen nahezu alles«, versicherte Zamorra. »Wer ist denn dran?« Tausend Vermutungen schossen durch seinen Kopf, nur mit dem Earl of Pembroke hatte er nicht gerechnet.
    Der hatte im südlichen England, in der Grafschaft Dorset, sein Spukschloß, nur wenige Meilen von Zamorras derzeit durch einen Anschlag teilzerstörten Beaminster-Cottage entfernt. Die Bezeichnung Spukschloß hatte es in sich; Pembroke-Castle war ein »Gespenster-Asyl«. Das bedeutete: Spukgestalten, die durch die moderne Zeit vertrieben oder gar von Geisterjägern gewaltsam exorziert wurden, fanden in Pembroke-Castle eine neue Heimat. Der Klischeevorstellung nach hat jedes englische Schloß ein Gespenst und jeder Engländer einen spleen ; der Spleen des Earl of Pembroke äußerte sich eben im Sammeln von heimatlos gewordenen Geistern.
    Mit Zamorra war er seit längerer Zeit befreundet; allein die Nachbarschaft erforderte engere Kontaktaufnahme. Dazu kam die beiderseitige Neigung zu übersinnlichen Dingen.
    Und nun rief der Earl hier an…
    Das konnte nur eins bedeuten: ein

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