0534 - Der Schwarze Dämon
die Kontrollinstrumente. Die Mehrzahl von ihnen wurde von den Energieimpulsen Kokons beeinflußt und zeigte irreguläre Werte.
Der Emotionaut hatte deshalb die SERT-Haube abgenommen und steuerte das Schiff manuell. Er verließ sich ganz auf die optischen Wahrnehmungen.
In der Zentrale der GEVARI war es auffällig still.
Die Besatzungsmitglieder waren völlig in die Beobachtung des fremden Planeten vertieft. Sie alle hatten schon viel Unheimliches gesehen, aber der Anblick von Kokon übertraf vielleicht sogar Bilder, die sie sich in ihrer Phantasie schon von anderen Welten gemacht hatten.
Die Energieschienen umliefen Kokon in unregelmäßigen Bahnen. Einige von ihnen reichten bis in die obersten Schichten der Atmosphäre, waren also fast einhundert Kilometer hoch.
Andere Schienenstränge stießen in weiten Bogen fast bis auf den Boden hinab, um sich an anderer Stelle wieder in die Höhe zu schwingen, wo sie sich mit dem Gitterwerk aus Schienen vereinten. Die Schienen leuchteten in den Farben Violett bis Hellrot.
In den großen Lücken zwischen den Energiebahnen konnte Mentro Kosum einzelne Gebiete der eigentlichen Planetenoberfläche ausmachen. Seltsamerweise besaßen ganze Flächen einen ockergelben Farbton. Aufgelockert wurde diese Farbe vom Blau der Meere und vom Grün der Wälder und Savannen. Rote Farbtupfer deuteten auf das Vorhandensein kleinerer Wüsten hin.
Kosum hatte selten einen Planeten gesehen, der vom Weltraum aus ein so farbenfrohes Bild geboten hatte.
Corello durchbrach als erster das Schweigen an Bord.
„Ich möchte wissen, wer diese Energiebahnen errichtet hat und welchen Zweck sie zu erfüllen haben."
Die GEVARI glitt jetzt über den Terminator hinweg auf die Nachtseite des Planeten. Dort konnte das Schienennetz seine volle Leuchtkraft entfalten.
„Vergessen Sie bei diesem Anblick nicht, Ausschau nach Fremdraumschiffen zu halten", ermahnte Saedelaere die Emotionauten.
„Wir sind das einzige Schiff im Praspa-System", gab Kosum zurück.
„Wenn die Messungen stimmen, liegen die ockergelb gefärbten Oberflächengebiete höher als die anderen Landstriche", warf Blazon Beta ein. Er hatte seinen Zopf wie einen Schal um den Hals gelegt. „Das läßt mich vermuten, daß es sich um Berge, zumindest aber um Anhöhen handelt."
„Die Farbe könnte von einer schneeähnlichen Substanz erzeugt werden", meinte Merkosh.
„Ich glaube nicht, daß es bei diesen Temperaturen Schnee geben kann", widersprach Blazon Beta. „Auch in großen Höhen nicht. Dazu müßten die Berge schon mehrere tausend Meter hoch sein. Das zeigen unsere Meßgeräte jedoch nicht an."
„Wir sind auch nicht in der Lage, exakte Tiefenlotungen durchzuführen", fügte Blazon Alpha hinzu. „Die Geräte arbeiten nicht einwandfrei."
Kosum beobachtete die Bildschirme. Wenn sie sich auf die Ortungsergebnisse verlassen konnten, betrug die Breite einer Schiene achthundert Meter. Die Dicke konnte von den Raumfahrern nur geschätzt werden, nach Kosums Ansicht lag sie bei zweihundert Metern. Obwohl die Schienengebilde energetisch stark strahlten, schienen sie aus fester Materie zu bestehen. Die scharf geschnittenen Außenkanten verstärkten diesen Eindruck.
Die GEVARI gelangte wieder auf die Tagseite des Planeten.
Die Schienen berührten nirgends die Oberfläche des Planeten, so daß sich die Frage erhob, wie sie stabilisiert wurden. Kosum dachte an Antigravpolster, aber eine solche Methode wäre sicher zu umständlich gewesen. Wahrscheinlicher erschien, daß die Bahnen sich von selbst trugen.
Saedelaere erhob sich von seinem Platz und durchquerte mit linkisch wirkenden Bewegungen die Zentrale.
„Empfängst du Impulse, Kleiner?" wandte er sich an den Mausbiber.
Gucky machte ein gequältes Gesicht.
„Ich habe es vorgezogen, meine paranormalen Sinne vor dem Ansturm an Impulsen zu verschließen. Aus diesem Durcheinander verschiedenartiger Quellen läßt sich keine einzige Strömung lokalisieren."
„Und wie ist es mit Ihnen, Ribald?"
Der Supermutant war so in Gedanken versunken, daß er zusammenzuckte, als Saedelaere ihn ansprach.
„Ich spüre drei starke Energiequellen", erwiderte Corello benommen. „Sie sind zwar miteinander verbunden, scheinen aber verschiedenartiger Natur zu sein. Natürlich gibt es noch zahlreiche kleinere Quellen, aber die halte ich für unbedeutend."
Saedelaere sagte: „Eine dieser starken Energiequellen sind zweifellos die Energieschienen."
Kosum bezweifelte, daß sie bei der derzeitigen
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