0541 - Buddhas schreckliche Botschaft
ließ die Armbrust etwas sinken, obwohl sie noch gespannt war.
»Nein, nicht direkt. Nicht hier im Zimmer.« Er schloß die Augen, streckte die Hände vor, wobei die Silberfinger leicht aufschimmerten. »In der Nähe braut sie sich zusammen. Sie kommt näher. – Spürst du nicht, daß jemand unterwegs ist, den du kennst, Shao?«
Als er die Frage stellte, da schrak Golenkow innerlich zusammen.
Damit konnten eigentlich nur Suko und John Sinclair gemeint sein.
Wenn ihn nicht alles täuschte, war dies genau die Zeit, in der sie eintreffen würden.
Sekunden verstrichen, in denen sich nichts tat. Gigantus, mit übersinnlichen Kräften ausgestattet, nickte einige Male, als hätte er jetzt die Lösung gefunden.
Dann drehte er sich und schlich auf das Fenster zu. Dicht vor der Scheibe blieb er stehen, drückte den Kopf noch weiter vor und schaute nach draußen.
»Da unten!« flüsterte er, »dort unten wird es sich konzentrieren. Ich habe es gewußt.«
»Was hast du gewußt?«
»Sie kommen.« Er starrte Shao an, als wollte er hinein in ihre Seele blicken. So etwas Ähnliches passierte dann auch, denn er nickte, als hätte er die Lösung gefunden. »Wir sind uns nahe, Shao, sehr nahe. Ich spüre deine Aura, deine Ausstrahlung. Ich weiß, daß du zu mir stehst. Aber es gibt jemand, der ganz in der Nähe ist und versuchen wird, dich mir zu entreißen.«
»Das schafft niemand!« erklärte sie hart.
»Doch, Shao, doch. Eine andere Person bereitet sich darauf vor, uns zu entzweien. Da gibt es nur eine.«
»Suko!«
»Ja, so ist es. Suko! Er hat dich geliebt, nicht wahr? Und er liebt dich immer noch?«
Sie nickte.
»Liebe ist eine Kraft, eine Aura. Ich kann sie ebenso empfangen wie den Haß. Beide Gefühle setzen sich aus Strömungen und Schwingungen zusammen, die den Menschen verlassen. Ich bin sensibel genug, um sie auffangen zu können. Er kommt.«
»Wo?«
»Du mußt nach draußen gehen. Wahrscheinlich wird er gleich vor dem Haus sein und…«
Da hielt es Wladimir Golenkow auf seinem Platz nicht mehr aus.
Er lief ebenfalls auf das Fenster zu, um nachzuschauen, ob Gigantus mit seiner Vermutung recht hatte.
Der aber flippte aus. Blitzschnell drehte er sich um und bewies in den folgenden Augenblicken, was er an Stärke und Kraft zu bieten hatte. Sein Fischgesicht verzerrte sich zu einer Grimasse, als er den Russen anschrie.
»Verräter! Du verfluchter Verräter!«
Dann schlug er zu.
Weder mit der Faust noch mit dem Fuß, er setzte seine starken mentalen Kräfte ein.
Unter anderem beherrschte er auch die Telekinese. Das heißt, er konnte mit rein geistiger Kraft Gegenstände von einem Ort zum anderen bewegen.
Dies beschränkte sich nicht allein auf »tote« Dinge, auch Menschen waren davor nicht gefeit.
Das bekam in diesem Fall Wladimir Golenkow zu spüren. Er verlor plötzlich den Boden unter den Füßen. Die gewaltige Kraft hob ihn an und schleuderte ihn herum.
Golenkow schrie noch auf, als er quer durch den Raum flog wie eine Puppe, die irgend jemand geschleudert hatte. Er prallte noch gegen einen der Sessel, wirbelte dann über ihn hinweg und stieß sich am Tisch das Schienbein.
Einen Moment später wuchs schon die Zimmerwand vor ihm auf.
Er konnte ihr nicht ausweichen.
Der Schlag war hart, schüttelte ihn durch. Wladimir spürte einen schneidenden Schmerz im Kopf. Mit der Stirn war er gegen die Wand gekracht. Scharf wie der Schnitt eines Messers drang der Schmerz auch in seine Nase. Golenkow spürte das Blut aus dem linken Nasenloch rinnen, die Wand verschwamm vor seinen Augen.
Dann streckte er die Arme aus, weil er in den Knien einknickte und sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Irgendwo wollte er sich festklammern.
Die Wand war glatt. Es gab keine Vorsprünge. Der Russe riß noch zwei Bilder mit zu Boden, die auf ihn fielen und über seine Schulter hinweg zu Boden rutschten.
»Verraten, nur er kann uns verraten haben!« hörte er die wütende Stimme der Frau. Sie klang, als stünde Shao meilenweit von ihm entfernt.
Wladimir konnte nicht mehr reagieren. Geschlagen lag er am Boden. Die folgenden Sekunden waren für ihn qualvoll, aber er wußte auch, daß er sich nicht so einfach aufgeben konnte.
Er mußte etwas unternehmen.
KGB-Agenten wie er waren darauf gedrillt, auch in schwierigen Situationen nicht aufzugeben und stets das Beste aus ihnen zu machen. An diese Maxime erinnerte sich Golenkow, als er sich herumwälzte. Er wollte eingreifen und seine beiden englischen Freunde nicht in
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