Kinder des Donners
JOHN BRUNNER
KINDER DES DONNERS
Roman Mit einem Nachwort von Ernst Petz
Deutsche Erstausgabe
Science Fiction
WILHELM HEYNE VERLAG MÜNCHEN
p0t0si
HEYNE SCIENCE FICTION & FANTASY 06/4683
Titel der englischen Originalausgabe CHILDREN OF THE THUNDER
Deutsche Übersetzung von Irene Bonhorst
Das Umschlagbild schuf Don Maitz
Redaktion: Wolfgang Jeschke
Copyright © 1988 by Brunner Fact & Fiction, Ltd.
Copyright © 1990 der deutschen Übersetzung
by Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München
Copyright © 1990 des Nachworts by Ernst Petz
Printed in Germany 1990
Umschlaggestaltung: Atelier Ingrid Schütz, München
Satz: Schaber, Wels Druck und Bindung: Eisnerdruck, Berlin
ISBN 3-453-04266-2
Für
Wendy Minton, weil sie ein guter Kumpel ist
ANMERKUNG DES AUTORS:
Bei den Recherchen zu diesem Roman erhielt ich
viele hilfreiche Informationen
von Dr. Louis Hughes, Harley Street, London,
dem ich entsprechend großen Dank schulde.
JKHB
»Vielleicht liebt Little John, genau wie die Söhne Belials, das Böse um seiner selbst willen; vielleicht haßt er es, nett zu anderen zu sein, begreift es jedoch als Preis, den er zu bezahlen hat, wenn er ihnen später überlegen sein will, und vielleicht berechnet er sehr genau die Zugeständnisse, die er um des Bösen willen an die Nettigkeit ma-
chen muß.«
Aus »Was gut für uns ist«
von Alan Ryan
(New Society, 30. Jan. 87)
Der Swimmingpool war leer, abgesehen von dem Ab-
fall, den der Wind hergeweht hatte. Die meisten priva- ten Schwimmbecken im Silicon Valley wurden in die- sem Jahr nicht benutzt, trotz der Hitze des kaliforni-
schen Sommers. Zu viele Industriechemikalien hatten das Grundwasser der Gegend verunreinigt, und der Preis für Kläranlagen, die geeignet waren, sie herauszu- filtern, hatte sich in den vergangenen drei Monaten ver- dreifacht.
Trotzdem — vielleicht, weil sie erst vor zu kurzer Zeit aus Großbritannien angekommen waren, um nicht je- den Sonnentag so auszukosten, als ob es morgen schneien könnte — hatten Harry und Alice Shay die
langweilige alte Nervensäge von einem Besuch am
Swimmingpool empfangen, in Segeltuchstühlen mit ih- ren Namen in Schablonenschrift auf den Rückenleh- nen.
Von seinem persönlichen kleinen Reich im Privatflü- gel des Hauses aus belauerte sie David, der beinah vier- zehn Jahre alt war, durch die Schlitze einer Jalousie. Aus dieser Entfernung konnte er nichts hören, doch wußte er viele sachkundige Mutmaßungen über die Unterhal-
tung anzustellen. Shaytronix Inc. machte etwas durch, das man höflicherweise als >Liquidationskrise< bezeich- nete, und der Besucher war Herman Goldfarb, der Oberbuchhalter der Firma, ein gediegener, Brille tragen- der Mittfünfziger und das typische Musterexemplar ei- nes widerlichen alten Sacks, der dauernd sagte: »Ich
kann mich noch erinnern, als ...«
Aus mindestens zwei Gründen machte er den Ein- druck, als ob ihm äußerst unbehaglich zumute wäre. Sein dunkler Anzug war zweifellos angemessen für ein
Büro, in dem die Klimaanlage auf höchster Stufe lief, doch fürs Freie war er lächerlich, und daran änderte auch nichts, daß ihm ein großes Erfrischungsgetränk und der Schatten eines gestreiften Sonnenschirms angebo- ten worden war. Bis jetzt hatte er noch nicht einmal das
Jackett abgelegt, und was noch erschwerend hinzu- kam ...
Der an der Westküste seit langem gepflegte Kult der schönen nackten Körper entwickelte sich wegen der im- mer stärker werdenden Strahlen, die durch die beschä- digte Ozonschicht der Erde drangen, zu einem Risiko. Dessen ungeachtet huldigten die Shays ihm immer noch mit Hingabe. Obwohl er fast im gleichen Alter war wie Goldfarb und bereits bis zur Brustbehaarung hin grau wurde, hatte sich Harry hervorragend in Form ge- halten und machte sich nichts daraus, wenn jemand sein Alter kannte. Er trug einen winzigen französischen Badeslip und eine dunkle Sonnenbrille. Desgleichen Alice — ergänzt durch eine glänzende Schicht Sonnen- creme. Harry gefiel es, wenn sie bewundert wurde. Er war über alle Maßen stolz darauf, daß er sie geheiratet hatte, als er vierzig war und sie gerade zwanzig.
Er neigte dazu, leichten Sinnes über die Tatsache hin- wegzusehen, daß er seine erste Frau und zwei halb- wüchsige Kinder verlassen hatte, um dieses Vorhaben durchzuführen.
Eine Zeitlang machte es David — der überhaupt nichts anhatte — Spaß zu beobachten, wie Goldfarb so tat, als würde er den Busen seiner
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