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0571 - Die Legende vom grauen Riesen

0571 - Die Legende vom grauen Riesen

Titel: 0571 - Die Legende vom grauen Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aufzunehmen und rechnete stark damit, daß Lucy dies tat. Was passierte?
    Sekunden vergingen. Eine Stille trat ein, die mich etwas nervös machte.
    Es war nie laut auf diesem Eiland gewesen, doch jetzt kam es mir vor, als würde alles den Atem anhalten, um das große Ereignis nur nicht zu stören.
    Die Stille verschwand nahezu brutal. Durch den Boden der Insel rann ein Zittern, begleitet von einem heftigen Grummeln und Donnern. Auch ich spürte diese Veränderung am eigenen Leib, denn die Geräusche hallten in meinen Ohren wider, als sie sich fortgepflanzt hatten.
    Der Riese erwachte.
    Vielleicht »atmete« er auf diese Art und Weise aus. Oder wollte er mich nur warnen?
    Ich schaute nach den Schlangen.
    Keine von ihnen befand sich noch an ihrem Platz. Lucy Freeman war für die Tiere völlig uninteressant geworden, sie hatten einen anderen Weg eingeschlagen und glitten der Kuppe des Hügels entgegen. Sehr schnell schlängelten sie sich voran. Ich konnte nur darüber staunen und wartete, daß sie es schafften, den Riesen zu holen.
    Er kam.
    Meine Befürchtungen, die Erde würde aufbrechen und einen Krater bilden, traten nicht ein.
    Zwar war sein Auftreten von einem Grollen begleitet, es gerieten auch einige Steine in Bewegung, direkte Gefahren entstanden für uns jedoch nicht.
    Es sah so aus, als würde er aus dem glühenden Ball der allmählich versinkenden Sonne erscheinen. Er bedeckte mit seinem gewaltigen Schädel fast die untere Hälfte. Der Kopf konnte von hinten her angestrahlt werden und wirkte wie ein scharfer Scherenschnitt in der Flut des roten Sonnenlichts.
    Er war da, er war gewaltig, und ich mußte mir eingestehen, daß ich ihn mir so nicht vorgestellt hatte…
    ***
    Lucy Freeman mußte die Gestalt aus ihren Träumen kennen. Sie zeigte keine sichtbare Überraschung. Auch ich beherrschte mich. In meinem Gesicht zuckte kein Muskel, aber die innerliche Kälte wuchs, das Zeichen der Furcht oder des Unbehagens.
    Grau war sein Kopf. Ein runder, kahler Schädel. Durch das rote Licht bekam sein Gesicht an der Vorderseite ebenfalls noch einen rosafarbenen Schleier, der über die Wangen hinwegglitt, den Mund mit den dicken, nicht grauen Lippen erfaßte und in Höhe der Ohren allmählich auslief.
    Ich konzentrierte mich auf seine Augen. Sie lagen tief in den Höhlen, wirkten ebenfalls wie Steine, deren Oberfläche allerdings poliert worden war.
    Sahen die Augen? Funktionierten sie so wie bei einem Menschen?
    Ich wußte es nicht. Ich spürte nur, daß dieser Kopf – Schultern konnte ich nicht erkennen – etwas ausstrahlte, das auch mich berührte. Feindschaft und eine Portion Herrschsucht mischten sich zusammen.
    Ich mußte schlucken, da mir der Hals plötzlich trocken geworden war. Schweiß hatte sich auf der Stirn gebildet. Das Gefühl der lebensgefährlichen Bedrohung steigerte sich, obwohl der graue Riese nichts dazu beitat.
    Wenn er handelte und Lucy zu sich holen wollte, mußte ich schnell sein. Deshalb verkürzte ich die Distanz zu ihr und ging sehr vorsichtig, da sie mich nicht hören sollte.
    Als sie anfing zu sprechen, blieb ich stehen. Noch immer hielt sie die Arme oben, eine Geste, die Respekt und Unterwürfigkeit andeutete.
    Die Schlangen umlagen sie. Aber sie richteten ihre Schädel nur nach vorn, denn auch sie beobachteten den Riesen genau. Die Vorderteile ihrer Körper hatten sie angehoben. In diesen langen Augenblicken wirkten sie wie künstlich.
    Es mußte etwas passieren, es konnte nicht so weitergehen, der graue Riese war nicht grundlos erschienen.
    In seinem steinernen Gesicht sah ich kein Zucken. Als er plötzlich sein Maul aufklappte, war nur ein Knirschen zu hören, als die Lippen sich voneinander lösten.
    Ein Schlund tat sich auf…
    Es war furchtbar. Ein gewaltiges Maul, ein düsterer Tunnel, aus dem, zusammen mit dem Wind, eine Kälte entgegenwehte, die selbst mich erreichte.
    Der Wind nahm an Stärke zu. Er blies nicht, er saugte, und er bekam die Schlangen zu packen.
    Zuerst dachte ich, daß auch Lucy Freeman abheben würde. Sie aber widerstand diesem gewaltigen Sog, der nur an ihrer Kleidung zerrte und sie knattern ließ.
    Es erwischte die Schlangen.
    Nicht der Reihe nach, sondern auf einmal wurden sie in die Höhe gerissen.
    Plötzlich peitschten sie durch die Luft, eine dunkle Formation raste auf das Maul zu – und verschwand.
    Der Riese schluckte die schwarzen Schlangen, als wollte er sich an ihnen sättigen.
    Es war beeindruckend und auch furchtbar. Ich stand auf der Stelle, die

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