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0589 - Station der Gegenwelt

Titel: 0589 - Station der Gegenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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der Tibeter. „Warum haben Sie mich nicht gewarnt?"
    „Mich hat auch niemand gewarnt", entgegnete ich.
    Ächzend richtete Rorvic sich auf. Als er sich nach der Lampe bückte, die seinen Wurstfingern entfallen war, schrie er vor Schmerz laut auf. Seine Zähne knirschten.
    Er hob die Lampe auf, leuchtete in meine Richtung und sagte: „Ich werde Sie in eine Schneegans verwandeln, und dann..."
    Sein Unterkiefer klappte herunter und verharrte in dieser unnatürlichen Stellung. In die roten Augen trat der Ausdruck blanken Entsetzens.
    Zuerst fühlte ich mich geschmeichelt, daß mein bloßer Anblick das fette Scheusal so erschreckte, doch dann merkte ich, daß es gar nicht zu mir, sondern an mir vorbei sah.
    Ich fuhr herum und erstarrte.
    Im Hintergrund der Höhle, die am Rande des Gasschlotes lag, standen acht farblose, schwach pulsierende Pyramiden...
     
    *
     
    „Die Geistermutanten!" flüsterte der Tibeter. „Sie haben sich in Pyramiden verwandelt - ausgerechnet in Pyramiden."
    Die Erstarrung wich von mir.
    „Warum nicht in Pyramiden?" fragte ich.
    „Weil..." Rorvic stockte. „Weil Menschen... Sehen Sie nicht, Tatcher? Die Pyramiden werfen keinen Schatten."
    Ich schluckte.
    „Sie meinen, die Geistermutanten wären gar keine Geistermutanten gewesen, sondern Cynos?"
    „Unsinn! Selbstverständlich waren es die Egos der gestorbenen terranischen Mutanten. Aber nur wir..." Er schüttelte den Kopf.
    „Sollten auch Terraner, wenn sie in Form von Psimaterie im Hyperraum weilen, materielle Schatten von Pyramidenform in den Normalraum werfen?"
    Langsam ging ich auf die pulsierenden Pyramiden zu. Sie hatten eine gewisse Ähnlichkeit mit den Pyramiden, die zurückblieben, wenn ein Cyno starb, aber mehr auch nicht.
    Zwar warfen auch diese Pyramiden keinen Schatten, denn schließlich können Schatten keine Schatten werfen, aber sie waren viel kleiner als Cyno-Pyramiden, und sie waren farblos und pulsierten obendrein.
    Nein, das hier stellte etwas völlig anderes dar!
    „Tatcher!" rief Rorvic.
    Ich drehte mich um. Dabei bemerkte ich, was mir nach meinem Sturz entgangen war, daß nämlich der Gasstrom aus Schlitzen oberhalb der Höhle kam und von dort aus unter starkem Druck in das steinerne Gitterwerk gepreßt wurde.
    „Ja, Sir?"
    „Warten Sie auf mich, Tatcher! Gehen Sie nicht allein weiter!
    Wenn Ihnen etwas zustößt und ich allein zurückbleibe, verliere ich den Verstand."
    „Wie kann man etwas verlieren, was man gar nicht besitzt!"
    erwiderte ich spöttisch.
    „Undank ist der Welten Lohn", klagte der Tibeter, während er auf mich zukam. „Da behandle ich Sie wie meinen liebsten Sohn, und wie wird mir das vergolten!"
    Er holte mich ein, packte mich an den Schultern und schüttelte mich, daß ich glaubte, mein Skelett würde auseinanderfallen. Mit einem Ruck setzte er mich wieder ab.
    „Spüren Sie nicht die tiefe väterliche Zuneigung, die ich Ihnen gegenüber empfinde, Tatcher?" fragte der Albino unglücklich.
    „Wenn Sie mein Vater wären, dann wäre ich längst nach Andromeda ausgewandert, Sir", entgegnete ich.
    Er schüttelte betrübt den Kopf.
    „Eines Tages werden Sie begreifen..." Er brach ab. „Sehen wir uns die Pyramiden aus der Nähe an. Sie pulsieren, also besteht die Hoffnung, daß die Geistermutanten nicht endgültig in ihr Gefängnis im Hyperraum zurückgekehrt sind."
    Nebeneinander gingen wir auf die Pyramiden zu, traten durch einen Torbogen aus weiß schimmerndem Material und befanden uns in einer Halle, in der seltsame Maschinen standen.
    Im nächsten Augenblick blieben wir stehen, als waren wir gegen eine unsichtbare Mauer gerannt.
    Das war absolut unmöglich!
    Wir sahen uns an.
    „Was ist Ihnen passiert?" fragten wir gleichzeitig.
    Dalaimoc Rorvic hatte sich in eine farblose Gestalt mit verschwimmenden Konturen verwandelt. Nur das Gesicht war einigermaßen erkennbar geblieben. Von seinem Rücken standen große Flügel aus pergamentartigem Material ab.
    Ich blickte an mir herab und merkte, daß ich ebenso aussah wie der Tibeter. Als ich den Kopf zur Seite riß, um besser über meine Schulter blicken zu können, sah ich an mir das gleiche Flügelpaar.
    „So ist das also!" sagte ich tonlos.
    „Reden Sie keinen Unsinn!" fuhr der Tibeter mich an. „Sie sind doch kein Terraner!"
    Er deutete auf die Maschinen.
    „Wir befinden uns zweifellos in einem Gebilde, das von intelligenten Lebewesen mit hochentwickelter Technik gebaut wurde, Tatcher."
    „Aber warum?"
    „Warum bauen wir Maschinen, Sie

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