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0600 - Die unsichtbare Grenze

Titel: 0600 - Die unsichtbare Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Kraftwerke der HYDPON nahezu auf Maximalleistung liefen. Waringer kannte die Verformungserscheinung der Feldschirme vom HÜ-Typ. Sie trat infolge akuter Überlastung auf und war gewöhnlich ein Hinweis darauf, daß das Schirmfeld bald zusammenbrechen würde.
    „Ich versuche es mit einer minimalen Transformladung", sagte Waringer mehr zu sich selbst als zu seinem Nachbarn.
    Er nahm einige zusätzliche Schaltungen vor. In den Tiefen der mächtigen Geschützstände machte sich eine der kleineren Transformkanonen bereit, ein Projektil von nicht mehr als zehn Megatonnen konventioneller Sprengwirkung auf die HYODPON abzufeuern. Waringer gab den Feuerbefehl. Überlichtschnell raste das Geschoß, von seinem eigenen Transportfeld eingehüllt, durch den Raum.
    350.000 Kilometer abseits der MARCO POLO entstand eine Mikrosonne. Ein blauweiß strahlender Glutball hüllte das arkonidische Schiff ein. In seiner tödlichen Umarmung erstickte das überlastete HÜ-Feld. Die Meßinstrumente bewiesen den Kollaps des Schutzschirms. In einem Schaltvorgang, der nicht mehr als zwei Nanosekunden in Anspruch nahm, zogen die Kraftwerke sämtliche Leistung von den nutzlos gewordenen HÜ-Projektoren ab und schickten sie dorthin, wo sie zur Verstärkung des Paratron-Feldes nötiger gebracht wurde.
    „Volles Transformfeuer!" rief Waringer.
    Ein weiterer Schalter klickte.
    „Te-Oh weiterhin inert", meldete Hung-Chuin mit eiserner Ruhe.
    Der Feuerball um die HYODPON wurde mächtiger, greller. In Abstanden von wenigen Sekunden explodierten fünf Projektile im Paratronfeld des alten Raumschiffs. Waringer verfolgte die Anzeige der Leistungsabgabe der Kraftwerke. Sie waren überfordert. Sie produzierten das Zehnfache, das Zwanzigfache ihrer normalen Leistung. Wie lange würden sie durchhalten?
    Jetzt, in diesen Sekunden, nahte sich der entscheidende Augenblick!
    „Autopilot testet!" meldete Hung-Chuin.
    Der Autopilot der HYODPON hatte die Gefährlichkeit der Lage erkannt. In Bruchteilen von Mikrosekunden berechnete er, wie lange die konventionellen Kraftwerke die Überbeanspruchung noch aushallen wurden. Die Antwort schien nicht zufriedenstellend auszufallen. Hung-Chuin schrie begeistert: „Te-Oh wird aktiviert!"
    Im Meßlabor der MARCO POLO hielten die Wissenschaftler den Atem an. Zum erstenmal lief ein neuartiges Kraftwerk auf Hochtouren. Waringer beobachtete, wie das gepulste Formfeld in Aktion trat. In kleinen Portionen, fast eine Billion Male pro Sekunde, entließ es Brennstoffmaterie ins Innere des Schwarzschild-Feldes.
    „Pulsfrequenz stabil an beiden Enden!" meldete Hung-Chuin.
    „Leistung?"
    „Bei fünfzig Prozent, vierzig Milliarden Mega!"
    Die künstliche Sonne schrumpfte in sich zusammen, als die Explosionsenergien im Innern des wiedererstarkten Paratron-Feldes absorbiert wurden. Rötlich leuchtend kam der Paratronschirm hinter den Glutmassen zum Vorschein.
    Unbehelligt von den mörderischen Energien der Transformgeschosse schwebte die HYODPON majestätisch in der Schwärze des Alls.
    Im Meßlabor der MARCO POLO brach die Holle los. Zehn endlose Minuten lang hatten die Wissenschaftler ihre Spannung mühsam zurückgehalten, in sich aufgestaut. Jetzt, im Augenblick des Triumphs, brach sich die Begeisterung Bahn. Männer sprangen von ihren Arbeitsplätzen auf, schüttelten einander die Hände, fielen einander in die Arme. Selbst der sonst so beherrschte Waringer war aufgestanden. Armschwenkend bedankte er sich für die Begeisterungsrufe, die ihm aus der großen Halle des Labors entgegengellten. Fast fünf Minuten dauerte der Begeisterungstaumel. Fünf Minuten lang arbeitete das Kraftwerk der HYODPON, nur auf halber Leistung laufend und dennoch den Ausstoß aller elf konventionellen Triebwerke zusammengenommen um fast das Fünffache übertreffend.
    Waringer nahm seinen Platz hinter der Konsole wieder ein.
    „Autopilot erwagt Abschalten des Te-Oh", sagte Hung-Chuin.
    Das mußte vermieden werden. Da der Transformbeschuß vorübergehend eingestellt worden war, gelangte der Autopilot zu der Ansicht, daß die Gefahr vorüber sei. Waringer hatte vor, ihn eines Besseren zu belehren. Noch war der Versuch nicht abgeschlossen. Noch galt es zu beweisen, daß das neue Kraftwerk auch im Zustand der Überbelastung gefahren werden konnte.
    Die letzte Phase begann. Durch Knopfdruck feuerte Waringer drei Transformgeschütze ab, von denen jedes ein Projektil mit einer Sprengwirkung von 1000 Gigatonnen TNT auf den Weg brachte. Die Geschosse explodierten

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