0607 - Arena Eiswelt
würde das Landemanöver in seine entscheidende Phase treten.
Rhodan II hatte eine normale Landekurve angetäuscht, um die Verfolger irrezuführen. Da D-Muner keine Atmosphäre hatte, konnte Rhodan II die Linse absacken lassen wie einen Stein, um sie dann mit vollem Schub seitwärts zu beschleunigen. Das war die einzige Chance, den Verfolgern noch einmal zu entkommen und Wasserball zu erreichen.
Danton II wälzte sich mühselig auf den Rücken und las die Kontrollwerte der Deckeninstrumente ab.
„Kümmere dich lieber um die Kanone!" rief ihm Rhodan II zu.
„Wenn sie uns wirklich einholen sollten, müssen wir versuchen, ihnen einen Treffer beizubringen. Sie fliegen ohne Schutzschirm, wahrscheinlich um die Ortungsgefahr durch unsere Schiffe herabzusetzen."
Die Raumlinse besaß eine starr eingebaute Impulskanone kleineren Kalibers.
Rhodan blickte durch die Aussichtskanzel auf die Oberfläche des Planeten. Sie sanken auf eine große Ebene hinab.
Die Planetenoberfläche sah aus, als hätte jemand ein weißes Tuch über sie gespannt. Dazwischen ragten vereinzelte Felsen auf, Rhodan II wußte, daß der Anblick aus dieser großen Höhe täuschte. Dort unten gab es Hügel und Täler, Erdspalten, Löcher und Risse. Der Boden war keineswegs so glatt, wie er von hier „oben" aus den Eindruck machte.
Rhodan II verwünschte seine innere Unsicherheit. Er fühlte sich wie von Klammern gepackt und einem unvermeidlichen Schicksal preisgegeben, In seinem Innern war die Vorahnung entscheidender Kämpfe. Der Flug mit der Raumlinse war erst der Auftakt eines dramatischen Geschehens, das fühlte der Diktator genau, „Paß jetzt auf!" sagte er zu Roi, „Sie werden auf uns herabstoßen wie ein Raubvogel auf seine Beute. Es ist die einzige Angriffsmöglichkeit. Wir wissen es - und sie wissen, daß wir es wissen."
Er lächelte bösartig. „Das läßt keiner Seite viel Möglichkeiten!"
Die ganze Zeit war er sich darüber im klaren, daß er fast wie unter einem inneren Zwang handelte. Die Geschehnisse hatten sich so entwickelt, daß er und die Verfolger nur noch in einer bestimmten Weise handeln konnten.
Natürlich hätte er aus diesem Teufelskreis ausbrechen und sich einfach ergeben können.
Aber das würde er genausowenig tun, wie die Verfolger plötzlich die Jagd abbrechen konnten.
Es war eigenartig, aber aus diesem Gefühl der Ohnmacht heraus entwickelte er fast so etwas wie Verständnis mit dem Gegner, eine übergeordnete Verbundenheit.
Die Raumlinse fiel auf das Eisland hinab. Als sie nur noch hundert Meter hoch war, tauchte auch ihr Schatten auf dem weißen Land auf.
Über dem kleinen Schatten erschien plötzlich ein größerer: Die Space-Jet der Verfolger.
Rhodan II hörte, wie sein Sohn den Atem scharf einzog.
„Da sind sie!" sagte Rhodan II gelassen.
Jetzt, da die Entscheidung unmittelbar bevorstand, fiel die Spannung von ihm ab. Er handelte mit äußerster Konzentration, ohne sich auch nur unterschwellig von Emotionen beeinflussen zu lassen. Sekundenlang empfand er einen wilden Stolz, daß er wieder er selbst war, daß er kaltblütig handeln konnte wie eh und je.
Er wußte, daß die Raumlinse sich in diesem Augenblick genau in der Zieloptik der verfolgenden Space-Jet abzeichnete.
Die Raumlinse besaß weder einen Schutzschirm noch eine Panzerung, ein genauer Treffer würde sie in eine atomare Wolke verwandeln.
Rhodan II schaltete auf Seitenschub.
Die Linse huschte weg, aber sie wurde noch von einem Energiestrahl gestreift und schwer erschüttert.
Ohne zu überlegen, riß Rhodan II das kleine Fluggerät nach oben, und eine Sekunde lang schwebten Raumlinse und Space-Jet scheinbar bewegungslos auf gleicher Höhe nebeneinander.
Minuten später erst überlegte Rhodan II, was sich in diesem Moment wohl in den Gedanken der Verfolger abgespielt hatte.
Danton II erkannte seine Chance und feuerte die Impulskanone ab.
Rhodan II sah es drüben beim Gegner aufblitzen.
„Getroffen!" jubelte Danton II.
Dann war alles vorüber wie ein Spuk.
Die Aufwärtsbewegung der Raumlinse hatte aufgehört.
Sie bewegte sich auch nicht parallel zur Oberfläche, was sie nach den letzten Befehlsimpulsen eigentlich hätte tun sollen.
„Wir stürzen ab", sagte Rhodan II.
Er starrte in das Gesicht seines Sohnes, in dem sich Unglauben und Entsetzen abzeichneten.
„Aber warum?" schrie Danton II. „Warum jetzt? Wir sind noch viel zu weit von Wasserball entfernt!"
„Ja", sagte Rhodan II. „Noch sehr weit, Roi!"
Rhodan II war
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