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063 - Die linke Hand des Satans

063 - Die linke Hand des Satans

Titel: 063 - Die linke Hand des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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aus oder rauchten sich bereits für die kommende Nacht ein.
    Als Dorian und Coco mit ihrem Führer in die Bleecker Street einbogen, bekamen sie dennoch schon etwas von der Atmosphäre des Village zu spüren. Auf einer Straßenlänge von hundert Metern wurde ihnen so oft und so viel „Stoff" angeboten, daß sie damit eine ganze Großstadt einen Monat lang hätten versorgen können. Es wurden ihnen auch eine Reihe weiterer ungesetzlicher und unkonventioneller Vorschläge gemacht. Doch Dorian hörte überhaupt nicht hin. Und bevor die Schlepper und Dealer zudringlich werden konnten, wies Patrick Haymes sie in die Schranken. Er war hier bekannt wie das falsche Geld.
    Endlich erreichten sie das „Wha-Wham." Der Eingang war schmal und so niedrig, daß Dorian den Kopf einziehen mußte, um ihn sich nicht am Türstock anzuschlagen. Es ging eine sich endlos windende, schmale Wendeltreppe hinunter, bevor sie zum eigentlichen Eingang kamen. Dort erwartete sie ein hünenhafter Neger im Fantasiekostüm, der in Intervallen von Viertelsekunden von einem Lichtzerhacker angestrahlt wurde. Dadurch wirkten seine Tanzbewegungen eckig und marionettenhaft - und dieser Effekt sollte wohl auch er^ zielt werden.
    „Hallo, Patt" begrüßte er den Zwerg. „Welche Low Brows schleppst du da an?"
    Dorian wußte sehr wohl, daß er mit Low Brows geistig anspruchslose Personen meinte und im weiteren Sinne Außenstehende, die zu neppen waren. Er sagte aber nichts.
    „Nichts da!" erwiderte Patrick Heymes. „Dorian und Coco sind meine speziellen Freunde, Wally." Der dunkelhäutige Hüne grinste. „Hallo, Coco! Hallo, Dorian!"
    Damit durften sie passieren.
    Sie kamen in einen düsteren Keller mit niedriger Decke, in dem das Kerzenlicht die Rauchschwaden kaum durchdringen konnte. Aus einer Ecke kam das klägliche traurige Winseln eines einzelnen Saxophons. Ansonsten Stimmengemurmel und geisterhafte Schemen, die sich so träge und langsam bewegten, als hätte Coco sie in einen langsameren Zeitablauf versetzt.
    „Seht euch mal ein wenig um!" sagte der Zwerg.„ Ich will nur schnell die Lage sondieren. Ich finde euch schon wieder."
    Und weg war er.
    „Dann wollen wir mal", sagte Dorian beklommen. Er fürchtete sich vor der Begegnung mit Tim. „Vielleicht stöbern wir ihn auf', meinte Coco.
    In einer Nische hockte, gegen die Wand gelehnt, eine Frau mit abgezehrtem Gesicht, die Lider giftgrün geschminkt. Auf ihrem Schoß hatte sie den Kopf eines Mulatten gebettet, der eine selbstgedrehte Zigarette paffte. Auf seiner Stirn balancierte er eine Kerze, über deren Flamme die Frau ihre Hände breitete. Die Hitze schien ihr nichts auszumachen - zumindest zuckte sie mit keiner Wimper. Coco und Dorian gingen weiter. Dorians Augen begannen zu brennen. Er zündete sich selbst eine Zigarette an. Auf einmal war ein großes schlaksiges Mädchen vor ihnen, das sie nach ihren Wünschen fragte. Dorian bestellte für sich und Coco das hier Übliche und ließ sie einfach stehen. Es war egal, was man ihm servierte.
    Sie zwängten sich vorbei an den dicht beieinanderstehenden leeren Tischen. Das gemischte Publikum schien grundsätzlich auf dem Boden zu kauern oder auf leeren Kisten zu hocken. Die Tischplätze waren wahrscheinlich für Low Brows reserviert, die zahlungskräftiger waren.
    Dorian schob einen Vorhang beiseite, um zu sehen, was sich dahinter befand. Er erblickte einige Gestalten, die wie meditierend im Kreis hockten, und zog sich wieder zurück.
    Plötzlich ergriff Coco seine Hand.
    „Da!" war alles was sie sagte.
    Er konnte sich nicht vorstellen, was sie meinte, denn Tim Morton kannte sie nicht persönlich, sondern nur aus seinen Erzählungen. Als Dorian ihren Blicken folgte, sah er den Schatten eines Vogels über eine Wand geistern. Die Illusion war so perfekt, daß Dorian zusammenzuckte, als sich der Vogelschatten auf ihn zu stürzen schien. Dann löste sich der Vogelschatten auf und wurde zu zwei Händen.
    „Hast du bemerkt, Dorian, daß der eine Flügel des Vogels lahm war?" flüsterte Coco ihm zu.
    Dorian schenkte ihren Worten kaum Beachtung. Er suchte die Hände, die das Schattenspiel inszenierten. Jetzt verschlangen sich die geschmeidigen Finger der beiden Hände so, daß zwei Köpfe entstanden. Der eine Kopf hatte ganz eindeutig Tim Mortons Profil. Die Köpfe näherten sich einander, verschmolzen mit den Lippen, drehten sich umeinander.
    Dorian erblickte die Hände, die diese Schatten warfen. Die Schatten waren nicht für die Zuschauer gedacht;

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